„Das wahrscheinlichste Szenario“: Russische Opposition setzt auf Sturz Putins nach internem Streit
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Leonid Wolkow.
© Quelle: picture-alliance / dpa
Die russische Opposition um den Kremlkritiker Alexej Nawalny setzt auf einen Umsturz in Moskau durch interne Konflikte im inneren Zirkel von Staatspräsident Wladimir Putin. Das sei inzwischen „das wahrscheinlichste Szenario“, sagte der langjährige Stabschef Nawalnys, Leonid Wolkow, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.
Dagegen warnte Wolkow vor westlichem Wunschdenken mit Blick auf Massendemonstrationen in Russland. Vielen Russinnen und Russen sei nach den jüngsten Strafverschärfungen das Risiko zu groß, in Haft zu kommen und ihren Job zu verlieren. Trotz der von Putin erzwungenen Ruhe auf den Straßen gebe es derzeit aber eine sich verändernde russische Wirklichkeit hinter den Fassaden. Immer mehr Russinnen und Russen bemühten sich um regierungsunabhängige Informationen.
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„Die Vorstellung, man könne Putin mal eben durch ein paar große Protestmärsche hinwegfegen, ist naiv“, sagte Wolkow. „Putins Entmachtung wird kommen, aber auf andere Weise.“ In Kreisen der politischen und ökonomischen Elite in Moskau gebe es eine enorme Unruhe. Putins militärische Pläne hätten sich als irreal entpuppt, zugleich aber erleide Russland realen Schaden durch die Wirtschaftssanktionen. „Diese beiden Faktoren addieren sich zu einem Druck auf Putin, der ihn früher oder später das Amt kosten wird, da bin ich sehr zuversichtlich“, sagte Wolkow.
Wildpark in Oberfranken: Wildschwein soll nicht länger „Putin“ heißen
„Putin“ wird umbenannt – zumindest in einem Wildpark in Oberfranken. Dort lebt ein Wildschwein mit dem Namen des russischen Präsidenten.
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„Wenn Putin weg ist, wird dieses System nicht an irgendjemanden vererbt“, sagte Wolkow. „Es wird zusammenbrechen.“ In den zu erwartenden Turbulenzen lägen nicht nur Risiken, sondern auch Chancen. „Russland könnte im Idealfall so etwas wie einen kompletten Neustart hinbekommen.“
Alexej Nawalny als Putin-Nachfolger?
Auf die Frage, ob Alexej Nawalny im Fall seiner Freilassung nach einem Machtwechsel zur nächsten russischen Präsidentschaftswahl antreten würde, sagte Wolkow: „Natürlich. Ich glaube, er hätte auch sehr gute Chancen. Alexej bringt viele Qualifikationen mit. Er kämpft seit Langem gegen die Korruption, er kämpft seit Langem gegen die obszönen Unterschiede zwischen Arm und Reich in Russland.
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Und sogar als Gefangener Putins hat er den Menschen jahrelang immer wieder seinen Mut, seine Beharrlichkeit und sein Engagement für ein anderes, besseres Russland bewiesen. Deshalb ist Alexej jetzt vor allem in einem Punkt unschlagbar: Glaubwürdigkeit.“