Auch bei möglichem Streckbetrieb: Lemke pocht auf Sicherheitsüberprüfung für Atomkraftwerke
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Bundesumweltministerin Steffi Lemke.
© Quelle: Britta Pedersen/dpa
Berlin. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) pocht darauf, dass die deutschen Atomkraftwerke vor einem Weiterbetrieb nach Jahresende auf jeden Fall einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen werden. Das würde ein Herunterfahren und mehrmonatigen Stillstand der AKW ab dem Januar bedeuten und auch für einen kürzeren sogenannten Streckbetrieb gelten, sagte Lemke dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
„Die letzte periodische Sicherheitsüberprüfung fand 2009 statt – und hätte nach EU-Vorgaben 2019 erneut durchgeführt werden müssen“, sagte die Ministerin dem RND. Im geltenden Atomausstiegsgesetz von CDU/CSU und FDP sei das Ende der Laufzeit für den 31.12.2022 festgelegt und nur deshalb sei die Überprüfung für die drei Jahre Restlaufzeit ausgesetzt worden, so Lemke. „Es war also eine Ausnahme. Und weil die Prüfung so lange ausgesetzt war, müsste sie bei einer Laufzeitverlängerung nachgeholt werden.“
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Frau Lemke, wird sich die Oder je wieder erholen?
Umweltministerin Steffi Lemke (Die Grünen) plagen gerade zwei Sorgen: Nach der Umweltkatastrophe in der Oder muss man mit Dauerschäden und mit ähnlichen Vorfällen in anderen Flüssen rechnen, sagt sie im RND-Interview. Und vor einer Atomkraftverlängerung seien monatelange Sicherheitschecks unabdingbar, betont sie – und warnt vor erschwerter Endlagersuche.
Lemke betont AKW-Kontrolle: „Sie ist notwendig“
Auch angesichts der Tatsache, dass die Überprüfungen mehrere Monate dauern und die AKW dadurch im Winter stillstehen würden, betonte Lemke die Notwendigkeit der Kontrolle. „Sie ist notwendig, um den sicheren Betrieb der AKW zu gewährleisten. Bei solchen Sicherheitsüberprüfungen können unerkannte Sicherheitsdefizite aufgedeckt werden“, sagte sie dem RND. Das sei in den deutschen AKW jetzt 13 Jahre lang nicht erfolgt. „Von daher wäre zunächst eine solche Überprüfung durchzuführen, wenn man die Laufzeit verlängern wollte.“
Lemke, deren Ministerium auch für Reaktorsicherheit und Atommüllendlagerung zuständig ist, geht nicht davon aus, dass die Bundesregierung allein den mehrmonatigen Stillstand zur Revision der AKW verhindern kann. „Die Ausnahmeregelung endet am 31. Dezember 2022“, sagte sie. „Falls es eine Verlängerung geben sollte, muss dafür das Atomgesetz geändert werden. Das kann nur der Bundestag.“ Die Umweltministerin befürchtet zudem im Falle einer Laufzeitverlängerung eine erschwerte Suche nach einem Atommüllendlager: „Ich habe bislang noch niemanden getroffen, der sich ein Endlager in seinem Landkreis wünscht“, sagte Lemke. „Natürlich würde eine Laufzeitverlängerung diese Bereitschaft erschweren – zumindest, wenn neue Brennelemente beschafft würden. Denn das würde die Menge des einzulagernden Atommülls relevant verändern.“
Lemke befürchtet Dauerschäden an der Oder
Lemke befürchtet außerdem, dass die Oder von der aktuellen Umweltkatastrophe bleibende Schäden davonträgt und dass auch andere deutsche Flüsse gefährdet sind. Ob die Oder sich wieder vollständig erholen werden, lasse sich noch nicht sagen, erklärte Lemke im Interview. „In der Oder als Ökosystem entstand weit größerer Schaden als das Fischsterben allein“, sagte sie. „Die ersten Untersuchungsergebnisse lassen befürchten, dass es gravierendere Schäden geben könnte.“
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„Die Ursachen sind noch nicht endgültig geklärt“, sagte Lemke weiter. „Aber ich würde schon das Fazit ziehen, dass es sich um eine menschengemachte Gewässerverschmutzung handelt – vermutlich in Kombination mit der Hitze, die niedrige Wasserstände und hohe Wassertemperaturen verursachte.“
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