„Ich dachte, es wird schlimm für mich“: Deutscher Putin-Kämpfer spricht über Kriegsgefangenschaft
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Der Frankfurter Alexander F. zog für Wladimir Putins Truppen in den Krieg gegen die Ukraine.
© Quelle: ZDF
Im vergangenen Oktober ist ein deutscher Staatsangehöriger, der für prorussische Milizen in der Ukraine gekämpft hat, in ukrainische Kriegsgefangenschaft gekommen. Warum sich Alexander F. Putins Kämpfern angeschlossen hat und wie es ihm in der Kriegsgefangenschaft erging, hat er nun erstmals in einem Interview mit „T-Online“ und der ZDF-Sendung „Frontal“ beschrieben. Das Gespräch wurde bereits im Januar geführt und nun veröffentlicht.
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Schon im Jahr 2015 ist F., der in der Ukraine geboren wurde, mit 17 Jahren nach Deutschland kam und lange Zeit in Frankfurt lebte, demnach in die Ostukraine ausgereist. Dort habe er sich prorussischen Truppen angeschlossen. Gegenüber den deutschen Medien sagte er, dass er es nicht gut gefunden habe, dass die ukrainische Armee im Donbass „Krieg angefangen“ habe. Er habe das Gefühlt gehabt, dass er deshalb kämpfen müsse.
Krieg in der Ukraine: „Es ist Horror“
Während der bereits seit 2014 andauernden Kämpfe in der Ostukraine sei Alexander F. mehrfach verwundet worden. So zeigt ihn ein Video aus dem Jahr 2018 mit einer schweren Verletzung an der Hand im Krankenhaus. Dennoch kehrte er immer wieder zurück in den Krieg. Als Teil der russischen Invasion in der Ukraine kämpfte der Deutsche dann auch bei der Belagerung der südukrainischen Stadt Mariupol mit, bei der Tausende Zivilistinnen und Zivilisten ums Leben kamen. In dem Interview berichtet er davon, angeblich nur Kinder und Frauen aus der Stadt herausgebracht zu haben.
Putin besucht erstmals besetzte Gebiete in der Ukraine
Erstmals seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Kremlchef Wladimir Putin die besetzten Gebiete des Nachbarlandes besucht.
© Quelle: dpa
Doch auch die Gräuel des Krieges habe er demnach erlebt: „Es ist Horror. Ich wusste nie, dass ich so was erleben oder sehen werde. Es ist kein Film. Es ist viel, viel schlimmer. Also ich kann das nicht mit Worten ausdrücken. Es ist schlimm“, sagte der 40‑Jährige in gebrochenem Deutsch gegenüber den deutschen Medien. Im vergangenen Oktober versuchte seine Einheit demnach, ein ukrainisches Dorf zu stürmen. Der Angriff sei schiefgegangen und F. in Kriegsgefangenschaft gelandet. Ein Video, das kurz nach seiner Festnahme aufgenommen wurde, zeigt ihn schwer gezeichnet und mit einem blauen Auge. Er ruft darin seine Kameraden dazu auf, die Kampfhandlungen einzustellen. Mittlerweile befindet sich der Deutsche in Russland – bei einem Gefangenenaustausch wurde er freigelassen.
Die Ukrainer behandelten F. offenbar gut
Der 40-Jährige berichtete den deutschen Medien, dass er in Gefangenschaft gut behandelt worden sei. „Ich dachte, es wird schlimm für mich. Ich dachte, die würden mich hassen oder so was“, berichtete der Deutsche. Stattdessen aber sei er wie ein „richtiger Gefangener“ behandelt worden. Neben Lebensmitteln und Medizin hätten er und seine Mitgefangenen sogar einen Fernseher bekommen. Laut dem Bericht habe es keine Anzeichen dafür gegeben, dass F. von den Ukrainern zum Interview gezwungen worden sei. Der Gefangene „wirkt weder verängstigt noch als gehe es ihm körperlich schlecht“, schreibt „Frontal“.
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Dennoch sparte er auch gegenüber „T-Online“ und ZDF nicht die russische Propaganda aus. Immer wieder behauptete er, die Ukraine werde von Nazis regiert, heißt es in dem Bericht. Über Kriegsverbrechen der russischen Truppen hingegen verlor er demnach kein Wort. Dabei gibt es ein Foto von ihm in Mariupol, wo die Kremlsoldaten zuhauf Kriegsverbrechen begangen haben.
Laut Angaben F.’s habe er seinen deutschen Pass verloren. Beamte des Auswärtigen Amts haben ihn laut dem Bericht jedoch bereits in ukrainischer Kriegsgefangenschaft besucht. Deshalb sei davon auszugehen, dass er tatsächlich deutscher Staatsangehöriger sei. Und damit sei er unter Putins Kämpfern nicht allein, ließ der Gefangene durchblicken: „Ich hab ein paar Leute getroffen aus Deutschland.“ Wie diese Personen hießen, wisse er jedoch nicht, da man sich mit Spitznamen angesprochen habe. Einige seien aber nach Deutschland zurückgekehrt, sagte er im Interview.
RND/sic