„Erwartet Schlimmeres“: Cyberattacke trifft Websites der ukrainischen Regierung – die hat Russland in Verdacht
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Mehrere Websites der ukrainischen Regierung sind offenbar Opfer einer Cyberattacke geworden. (Symbolbild)
© Quelle: imago/allOver-MEV
In der Ukraine hat es einen massiven Hackerangriff auf Internetseiten der Regierung gegeben. Dazu sei es in der Nacht zum Freitag gekommen, teilte das Bildungsministerium in der Hauptstadt Kiew via Facebook mit. Demnach handelt es sich um einen „weltweiten Angriff“.
Der Botschafter der Ukraine in Berlin, Andrij Melnyk, sprach gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) von einem der „schlimmsten Cyberangriffe auf staatliche Behörden der Ukraine“. „Die Regierung nimmt diese hinterlistige Attacke sehr ernst“, sagte Melnyk. Die Ermittlungen würden auf Hochtouren laufen. „Es ist noch zu früh zu sagen, wer genau hinter dieser groß angelegten Sabotage steckt“, sagte der Botschafter am Freitagnachmittag.
Ziel der Attacke waren nach Angaben des Bildungsministeriums in Kiew unter anderem die offizielle Seite der Regierung sowie die Homepages von Außenministerium, Energieministerium und Zivilschutzministerium. Die Attacke sei breit gefächert gewesen, hieß es. Nicht abzurufen waren am Morgen etwa die Homepages des Außenministeriums, des Energieministeriums, der Regierung und des Rettungsdienstes.
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Eine auf Cyberangriffe spezialisierte Einheit bei der Polizei habe Ermittlungen aufgenommen, teilte das Energieministerium mit. Noch sei unklar, wer genau hinter dem Angriff steht.
Ukraine macht Russland verantwortlich
Allerdings hat die Ukraine Russland ins Visier genommen. „Ersten Daten zufolge“ seien die Angriffe aus Russland erfolgt, teilte das Ministerium für Kultur und Informationspolitik am Freitag in Kiew mit. So habe es in russischen Medien schon erste Hinweise auf die Attacken gegeben, noch bevor sie in der Ukraine aufgegriffen worden seien. Die Experten des Ministeriums mutmaßten, dass die Angriffe mit einer „kürzlichen Niederlage Russlands bei den Gesprächen zur zukünftigen Zusammenarbeit der Ukraine mit der Nato“ im Zusammenhang stünden.
Der amerikanische Journalist Christopher Miller teilte auf Twitter einen Screenshot des Internetauftritts des ukrainischen Außenministeriums. Darauf sind verschiedene Ukraine-feindliche Symbole zu sehen sowie eine Nachricht. „Ukrainer! (...) Jedwede Information über euch ist öffentlich geworden, habt Angst und erwartet Schlimmeres“, steht laut Miller in der Mitteilung geschrieben.
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Außerdem seien die Internetseiten des Verteidigungs- und den Bildungsministeriums von der Cyberattacke betroffen, berichtet der Journalist. Laut Miller teilte das Außenministerium der Ukraine mit, dass es noch zu früh sein, um Schlussfolgerungen aus dem Absturz der Websites zu ziehen. Man sei dabei, den Schaden der Attacke zu bemessen.
Behörden fahnden nach Verursachern
Zusammen mit dem Inlandsgeheimdienst SBU und der Cyberpolizei werde nun nach den Verursachern gefahndet, hieß es. Der Staatliche Dienst für Informationssicherheit versicherte, es seien keine persönlichen Daten von Ukrainern kopiert worden. Einige Seiten seien aus Sicherheitsgründen vom Netz genommen worden. Alle öffentlich zugänglichen Inhalte seien weiterhin vorhanden. Am Mittag dauerten die Probleme an.
Wie ukrainische Medien meldeten, tauchte beim Außenministerium zunächst eine Ankündigung auf Russisch, Polnisch und Ukrainisch auf. Darin hieß es: „Alle Daten auf dem Computer sind zerstört, es ist unmöglich, sie wiederherzustellen.“
Ukrainische Institutionen sind bereits mehrfach Opfer von Cyberangriffen geworden. Am 23. Dezember 2015 etwa führte eine Attacke von Hackern zum weltweit ersten großen Stromausfall, der durch einen Angriff über das Internet herbeigeführt wurde. Auch im Jahr 2017 legte ein Malware-Angriff diverse Websites ukrainischer Ministerien, Organisationen und auch Banken lahm. Ermittlerinnen und Ermittler nehmen regelmäßig einheimische Computerkriminelle fest.
RND/dpa/sic