„Freedomplan“ für Deutschland: Kassenärzte-Chef Gassen für Ende der 2G-Regel und Routinetests

Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), schlägt den Freedom Day und das Ende der Corona-Beschränkungen für den 30. Oktober 2021 vor.

Andreas Gassen, Vorstands­vorsitzender der Kassenärztlichen Bundes­vereinigung (Archivbild).

Vor den Beratungen von Bund und Ländern zur Corona-Lage am kommenden Mittwoch hat Kassenärzte-Chef Andreas Gassen die bundesweite Aufhebung der 2G-Regel in allen Bereichen gefordert. Die Vorschrift sei ohnehin vor allem ein Mittel gewesen, Menschen zum Impfen zu bewegen, sagte Gassen im RND-Interview.

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„Das hat erkennbar nicht funktioniert. Deshalb muss sie überall weg“, betonte der Chef der Kassen­ärztlichen Bundes­vereinigung (KBV). Er plädierte zudem dafür, bei Veranstaltungen im Freien wieder mehr Zuschauer zuzulassen. „Alles, was im Freien stattfindet, ist relativ risikolos. Die Fußballstadien können also wieder voller sein“, sagte Gassen.

„Wenn die Perspektive da ist, wird die Bevölkerung es auch akzeptieren“

Von der Minister­präsidenten­konferenz am kommenden Mittwoch forderte Gassen eine „klare Öffnungs­perspektive“. Es gehe nicht darum, dass sofort alle Beschränkungen aufgehoben werden müssten. „Nötig ist ein konkreter Zeitplan, wann welche Öffnungs­schritte kommen sollen – und zwar abhängig von der Auslastung der Intensiv­stationen“, so Gassen.

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„Wenn die Perspektive da ist, wird die Bevölkerung es auch akzeptieren, im Zweifel noch mal etwas zuzuwarten oder einen Schritt zurückzugehen“, argumentierte er. „Was jedenfalls nicht geht, ist, dass sich die Politik jetzt wegduckt und nichts tut“, betonte der Mediziner.

Der 19. März, an dem die bisherigen Corona-Schutz­maßnahmen auslaufen, wenn sie nicht verlängert werden, „könnte als Startschuss für den Freedomplan sicher angestrebt werden und wird vielleicht sogar so kommen“, ergänzte Gassen. „Das Narrativ für alle Einschränkungen war immer, eine Überlastung des Gesundheits­wesens zu verhindern. Die hat es nie gegeben und die wird es auch nicht geben“, betonte der Kassenärzte-Chef.

Gassen fordert weitgehendes Ende der routinemäßigen Tests

Außerdem fordert Andreas Gassen ein weitgehendes Ende der routinemäßigen Corona-Tests in Deutschland: „Aufwand und Nutzen stehen in keinem angemessenen Verhältnis mehr.“ Es ergebe perspektivisch und medizinisch wenig Sinn, täglich Millionen von Menschen anlasslos zu testen, wenn am Ende gegebenenfalls eine für das Individuum ungefährliche Infektion festgestellt würde, so der Mediziner.

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„Angesichts der hohen Omikron-Fallzahlen bei einer geringen Krankheits­schwere benötigen wir eine neue Teststrategie“, sagte der Chef der Kassen­ärztlichen Bundes­vereinigung (KBV). „Das massenhafte, unkontrollierte Testen bindet Kapazitäten und kostet viel Geld, bringt aber derzeit nur wenig. Die Schweden haben das richtigerweise erkannt und das Testen weitgehend eingestellt“, betonte er.

„Müssen aufhören, Kindern und Jugend­lichen tagtäglich Tests zuzumuten“

Er forderte, vor allem die Routinetests in Schulen und Kitas einzustellen. „Wir müssen aufhören, Kindern und Jugendlichen in den Kitas und Schulen tagtäglich belastende Tests zuzumuten und sie mit unverständlichen Quarantäne­regeln zu drangsalieren. Wir machen den Kindern und Eltern damit doch das Leben schwer“, sagte er. „Regelmäßige Antigentests und insbesondere PCR-Tests sind letztlich nur noch bei besonders gefährdeten Menschen, beim medizinischen und pflegerischen Personal und bei Beschäftigten in der kritischen Infrastruktur notwendig, aber sicher nicht bei Symptom­losen“, fügte Gassen hinzu.

Zu dem Argument, ohne Tests komme es zu einer Durchseuchung der gesamten Bevölkerung sagte Gassen: „Das passiert doch ohnehin schon, trotz millionenfacher Tests.“ Auch das Argument, wonach man nur durch Tests den Überblick über die Pandemie behalte, ziehe nicht mehr, so der KBV-Chef. „Da die Gesundheits­ämter die Nach­verfolgung schon weitgehend aufgegeben haben, ist genau diese angebliche Übersicht doch längst verloren gegangen“, sagte Gassen. Es sei immer von der Gefahr der Überlastung des Gesundheits­systems gesprochen worden. In dieser Logik sei für die Beurteilung der Pandemie die Zahl der auf den Intensiv­stationen behandelten Patienten entscheidend. „Und diese Zahl kennen wir“, fügte der oberste Kassenarzt hinzu.

RND

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