Deutschland verspricht „Wissenschaftsbrücke“

Geflüchtete aus der Ukraine sollen weiterstudieren – irgendwie

Ein leerer Hörsaal in Köln (Symbolfoto). Wie können Geflüchtete aus der Ukraine ihr Studium in Deutschland fortsetzen?

Ein leerer Hörsaal in Köln (Symbolfoto). Wie können Geflüchtete aus der Ukraine ihr Studium in Deutschland fortsetzen?

Berlin. Kiew und Charkiw sind die wissenschaftlichen Herzstücke der Ukraine. Seit Beginn des Krieges ist in weiten Teilen des Landes an Studieren und Forschen nicht mehr zu denken. Hunderttausende haben die beiden Millionenstädte bereits verlassen, wie viele Geflüchtete unter ihnen sind, lässt sich nicht beziffern.

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Ebenso unsicher bleibt, wo und wie Studierende und Wissenschaftler weiterarbeiten können. Immerhin entsprechen ukrainische Studiengänge den EU-Standards. Wie schließt man aber die sprachlichen und finanziellen Lücken? Gibt es ausreichend Studienplätze und Wohnungen in den Universitätsstädten?

Deutschland verspricht eine „Wissenschaftsbrücke“

Die Kultusminister der Länder haben das Ziel ausgerufen, dass möglichst viele Geflüchtete „ihre wissenschaftliche Arbeit bzw. ihr Studium an deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen“ fortsetzen können. In der „Lübecker Erklärung“ vom 11. März kündigten sie außerdem eine „Wissenschaftsbrücke“ zur Ukraine an.

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Wie belastbar wird diese „Wissenschaftsbrücke“ sein? Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und die deutsche Hochschulrektorenkonferenz (HRK) erklären immerhin, dass „erwartbar bis zu 100.000 ukrainische Studierende und Forschende“ kommen könnten – das sind ungefähr so viele Menschen, wie zurzeit an den Kölner Universitäten studieren.

Sprachkurse, Stipendien, Studienplätze – die Integration wird teuer

Es erscheint fraglich, ob die Hochschulen auf solche Größenordnungen vorbereitet sind. „Mit reinen Appellen an Hochschulen und Forschungseinrichtungen ist es nicht getan“, sagt Andreas Keller. Er ist stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft. Keller fordert Stipendien für Studierende und Wissenschaftler. Außerdem müssten zusätzliche Plätze für Studiengänge mit Numerus clausus geschaffen werden. Die Solidarität solle jedoch auch für bedrohte Studierende und Wissenschaftler aus Russland oder Belarus gelten, so Keller.

Auch die HRK und der DAAD fordern schnelle Unterstützung für die Hochschulen. Es gebe „täglich drängende Anfragen von ukrainischen Studierenden und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern“, sagt der Präsident der HRK, Peter-André Alt. Die Universitäten könnten helfen, bräuchten jedoch Geld von der Bundesregierung, um die vielen Studierenden zu versorgen. „Die Abstimmungen unter den Ländern laufen“, erklärt ein Sprecher der Kultusministerkonferenz dazu auf Anfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND).

Private Initiativen vergeben Stipendien an Wissenschaftler

Geld und Unterstützung kommt nicht nur vom Staat. Auch private Stiftungen wie die Philipp-Schwartz-Initiative oder die Volkswagenstiftung wollen helfen. Die Volkswagenstiftung unterstützt seit Jahren geflüchtete Wissenschaftler mit Stipendien – vergangenes Jahr vor allem Afghanen. Für ukrainische Wissenschaftler hat die Stiftung ein „Gastforschungsprogramm“ aufgelegt.

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Bis zu 100 Wissenschaftler können mit maximal 2300 Euro und einem Familienzuschlag von 500 Euro im Monat gefördert werden. Innerhalb von einer Woche seien sechs Anträge eingegangen, berichtet ein Sprecher der Stiftung. Es gebe immer mehr Nachfragen zu dem Programm.

Kein Bafög – Studentenwerk fordert Nachbesserung

Es ist eher unwahrscheinlich, dass die ukrainischen Studierenden über das Bafög Geld erhalten können. Das Deutsche Studentenwerk weist darauf hin, dass viele Geflüchtete kein Recht auf die Leistungen hätten. „Es wäre ratsam, dass die Bundesregierung sehr rasch beim Bafög nachbessert“, sagt der Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks, Matthias Anbuhl.

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Das Studentenwerk habe ukrainische Studierende auf anderen Wegen bereits finanziell unterstützt, Anbuhl fordert aber zusätzliches Geld für Hochschulen und Studentenwerke: „Wir brauchen mittel- und langfristig eine konzertierte Hilfe in Form eines Bund-Länder-Unterstützungspaktes.“

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Sie steht noch nicht auf festen Pfeilern – die angekündigte „Wissenschaftsbrücke“. Vielmehr befindet sie sich noch im Aufbau. Bis die ukrainischen Studierenden jedoch nach Sprach- und Fachkursen bereit zum Studium auf Deutsch sind, wird auch noch Zeit vergehen.

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