Gutachterin: Klimastiftung MV kann nicht aufgelöst werden
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Ein Schild mit der Aufschrift „Nord Stream 2 Committed. Reliable. Safe.“ hängt im Gewerbegebiet Lubmin an einem Container eines Infopunktes zur Gaspipeline Nord Stream 2. (Symbolbild)
© Quelle: Stefan Sauer/dpa
Schwerin. Wie geht es weiter mit der umstrittenen Klimastiftung MV? Darüber hat der Stiftungsvorsitzende, Mecklenburg-Vorpommerns ehemaliger Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD), am Freitagvormittag informiert.
An dem Pressetermin in Schwerin hat auch die Stiftungsrechtsexpertin Katharina Uffmann teilgenommen. Sie war mit der Erstellung eines Gutachtens betraut worden, das die rechtlichen Grundlagen einer möglichen Auflösung der Klimastiftung klären sollte. Uffmann kam nach eigener Aussage zu dem Ergebnis, dass die Stiftung nicht rechtmäßig aufgelöst werden könne.
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© Quelle: dpa
„Die Stiftung kann als Reaktion auf Russlands Angriffskrieg nicht aufgelöst werden“, sagte die Expertin. Weder der Vorstand noch die Behörden könnten eine Auflösung vornehmen, denn dies stünde nicht im Einklang mit der Satzung. „Die Auflösung kann nicht durch teilweisen Wegfall des Stiftungszwecks erfolgen“, erklärte Uffmann. Denn trotz der Aussetzung des Zulassungsverfahrens für Nord Stream 2 und trotz des russischen Angriffs auf die Ukraine könne die Stiftung ihren Zweck – Umwelt-, Natur- und Klimaschutz – weiterhin verfolgen. Zudem sei die Klimastiftung rechtmäßig Eigentümerin des Vermögens von 20 Millionen Euro geworden, die die Nord Stream 2 AG ihr überwiesen hatte.
Sellering: „Unsere Klimaarbeit geht weiter“
Stiftungsvorsitzender Sellering sagte, dass man die Rechtsform einer privaten Stiftung „gezielt gewählt“ habe. Man wollte sowohl unabhängig vom Schicksal der Pipeline sein als auch von eventuellen Weisungen der Politik. Nun habe man die Gewissheit, dass „egal, was mit der Pipeline passiert: Die Stiftung hat für Jahrzehnte Gelder für den Klimaschutz.“ Sellering bezeichnete den Klimaschutz als „wichtigste Jahrhundertaufgabe“. Er freue sich, den Unterstützern der Stiftung mitteilen zu können, dass die Klimaarbeit weitergehe. Bereits im Vorfeld hatte Sellering rechtliche Bedenken an einer Auflösung der Stiftung angemeldet.
Nach Beginn von Russlands Invasion in die Ukraine am 24. Februar hatte die Bundesregierung die Inbetriebnahme der inzwischen fertiggestellten Gaspipeline Nord Stream 2 gestoppt. Die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD), distanzierte sich ebenfalls von dem Projekt und auch von der Klimastiftung MV. Beides seien Fehler gewesen, so Schwesig. Die Ministerpräsidentin steht momentan wegen ihres ehemaligen russlandfreundlichen Kurses in der Kritik, ebenso Sellering als ehemaliger Regierungschef Mecklenburg-Vorpommerns.
Neben dem Streit um die Auflösung der Stiftung bereiten aber auch weitere Vorgänge rund um die Organisation Probleme. Nach einem Bericht der „Ostsee-Zeitung“ sind beim zuständigen Finanzamt Ribnitz-Damgarten Steuererklärungen verloren gegangen. Zudem soll Mecklenburg-Vorpommerns Finanzminister Heiko Geue (SPD) einen Bescheid über die Befreiung von der Schenkungssteuer für die Stiftung zurückhalten. Wäre die Stiftung nicht befreit, so müsste sie die Hälfte der 20 Millionen Euro von der Nord Stream 2 AG abgeben. Laut dem Bericht gibt die Stiftung an, die entsprechenden Erklärungen fristgemäß abgegeben zu haben, das Finanzministerium bestreitet die Vorwürfe. Die Opposition fordert Aufklärung.