Human Rights Watch zu Olympia in Peking: „IOC bringt Athleten in eine schreckliche Lage“

Das olympische Feuer lodert noch nicht: Doch die Kritik am IOC, die Spiele nach China zu vergeben wird aber immer schärfer.

Das olympische Feuer lodert noch nicht: Doch die Kritik am IOC, die Spiele nach China zu vergeben wird aber immer schärfer.

Berlin. Die Menschenrechts­organisation Human Rights Watch kritisiert das Internationale Olympische Komitee (IOC) rund zwei Wochen vor Beginn der Olympischen Winterspiele in Peking scharf. „Was das IOC bisher geleistet hat, ist überhaupt nichts und blieb unter allem, was wir erwartet haben“, sagte Wolfgang Büttner, Sprecher der Organisation, dem Redaktions­Netzwerk Deutschland (RND). Er fordert deswegen zwei Dinge vom IOC: eine klare Positionierung zur Lage der Menschenrechte in China und für die Sicherheit aller Teilnehmenden zu sorgen.

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„Das IOC bringt die Athletinnen und Athleten in eine schreckliche Lage“, klagte Büttner, „es ist vollkommen unklar, was passieren kann.“ Deswegen hat Human Rights Watch die Athletinnen und Athleten über die Menschenrechtslage und die möglichen Folgen freier Meinungsäußerung informiert und davor gewarnt, während der Wettkämpfe über politische Themen zu sprechen. „Aber ob die Sportlerinnen und Sportler sich äußern, müssen sie letztendlich selbst entscheiden“, so Büttner.

Wesentlich drastischer formulierte es Rob Koehler, Direktor der internationalen Athletenvertretung Global Athletes, bei einer Konferenz der Menschenrechts­organisation am Dienstagabend. „Mach deinen Wettkampf, fahr heim und sag dort deine Meinung“, sagte Koehler.

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Der Austausch zwischen Human Rights Watch und dem IOC habe sich in den letzten Monaten verschlechtert, erzählte Büttner. Darüber hinaus bewertete der Sprecher den Umgang im Fall der Tennisspielerin Peng Shuai als fatal. Das Komitee hat sich in Form des Präsidenten Thomas Bach zum „Sprachrohr der chinesischen Regierung gemacht“, meint Büttner.

Deutsche Athletinnen und Athleten sind besorgt

Die Stimmung der deutschen Athletinnen und Athleten ist derweil betrübt. „Es wäre naiv, nicht besorgt zu sein. Kein Sportler möchte, dass sein Sport Schaden anrichtet“, teilte Julia Hollnagel, Sprecherin des Vereins Athleten Deutschland, dem RND mit.

Die Empfehlung von Human Rights Watch wollen sie deswegen ernst nehmen und schicken zusätzlich eine klare Botschaft in Richtung des IOC: „Wir fordern rote Linien bei künftigen Vergabe­entscheidungen. Das IOC darf die Athletinnen und Athleten nie wieder in eine solche Situation bringen.“

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Unterdessen fordert der FDP-Politiker und frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum einen diplomatischen Boykott der Spiele. „Kein offizieller Vertreter unseres Landes sollte zur Eröffnung der Winterspiele nach China fahren“, sagte Baum dem RND. Er mahnte zudem ein gemeinsames Vorgehen der EU-Mitgliedsstaaten an. „Wichtig ist, dass innerhalb der EU ein Gleichklang hergestellt wird“, sagte Baum.

„Europa muss nicht nur in diesem Fall gegenüber China mit einer Stimme sprechen. Wie die USA ihre Interessen, so muss Europa seine Interessen gegenüber China endlich festlegen und wahrnehmen. Dazu gehört, dass wir Chinas Politik, vor allen Dingen jetzt auch gegenüber Hongkong, deutlich kritisieren.“

Das werde nicht ohne Wirkung bleiben, hofft Baum. „Ein diplomatischer Boykott ist ein Prestigeverlust, der die chinesische Führung trifft. Diejenigen, die in China das Sagen haben, nehmen das in der Tat wahr.“ Baum sagte dem RND auch: „Wir müssen neben der Kritik, die absolut notwendig ist, Formen des Gesprächs und der Zusammenarbeit entwickeln, die eine Annäherung auf verschiedenen Feldern möglich machen. China muss begreifen, dass es als wichtiger Teil der internationalen Gemeinschaft auch Verantwortung trägt. Hoffnung macht, dass China pragmatischer denkt als Putin.“

Einen sportlichen Boykott hält Baum für weder machbar noch wünschenswert.

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