Vor der Fußball-Weltmeisterschaft

Faeser-Reise nach Katar: Initiative „Liebe kennt keine Pause“ fordert Menschenrechte für Homosexuelle

Sieben der acht WM-Stadien liegen in und um Doha. Dazu zählt auch das Khalifa International Stadium in Al Rayyan, wo Deutschland sein erstes Vorrundenspiel gegen Japan austragen wird.

Sieben der acht WM-Stadien liegen in und um Doha. Dazu zählt auch das Khalifa International Stadium in Al Rayyan, wo Deutschland sein erstes Vorrundenspiel gegen Japan austragen wird.

Herr Reisig, Sie sind Vorsitzender der Bernd-Reisig-Stiftung, die die Initiative „Liebe kennt keine Pause“ ins Leben gerufen hat. Wie ist es dazu gekommen?

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Wir haben die Initiative vor zwei Jahren ins Leben gerufen. Anlass war, dass der ehemalige FIifa-Präsident Sepp Blatter mit Blick auf die WM in Katar sagte, Homosexuelle könnten doch mal vier Wochen Ruhe geben, also ihre Sexualität nicht ausleben. Daraufhin haben wir gesagt: Wenn man sich wie Katar eine Weltmeisterschaft ins Land holt, dann holt man sich auch Weltoffenheit und Toleranz ins Land. Tatsächlich wird Homosexualität in Katar immer noch mit Gefängnis bestraft, nach islamischem Recht sogar mit der Todesstrafe. Das kann man nicht hinnehmen.

Was tun Sie konkret?

Wir haben für eine entsprechende Petition über 50.000 Unterschriften gesammelt. Und wir haben viele prominente Unterstützer, einer davon ist der Bundeskanzler. Wir wollen, dass homosexuelle Menschen sich bei der WM frei bewegen können und keine Angst haben müssen. Denn bisher geht den Verantwortlichen in Katar der Satz, dass jeder ihnen willkommen sei, nicht wirklich über die Lippen.

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Bernd Reisig, Vorstandsvorsitzender der Bernd-Reisig-Stiftung und Gründer der Initiative „Liebe kennt keine Pause“, die für Rechte von Homosexuellen in Katar eintritt.

Bernd Reisig, Vorstandsvorsitzender der Bernd-Reisig-Stiftung und Gründer der Initiative „Liebe kennt keine Pause“, die für Rechte von Homosexuellen in Katar eintritt.

Was erwarten Sie von der Reise?

Zunächst einmal finde ich es gut, dass es diese Reise überhaupt gibt. Denn wir müssen miteinander reden, auch wenn die Meinungen unterschiedlich sind. Wir werden unseren Standpunkt in Katar deutlich machen und fordern, dass die WM für alle Menschen offen ist, dass Katar das akzeptiert und auch so ausspricht. Es muss während der WM für Homosexuelle eine Sicherheit geben. Es kann nicht das Motto gelten: „Außerhalb der Stadien sollen sich Homosexuelle zurückhalten.“ Die Regierung sollte vielmehr eine Willkommenskultur pflegen. Es sollte niemand ausgeschlossen werden, egal wie und wen man liebt.

Mit welchen Reaktionen rechnen Sie während Ihres Aufenthalts?

Ich weiß nicht, wie die Verantwortlichen in Katar auf uns reagieren. Das werden wir sehen. Ich finde es aber schon jetzt großartig von der Bundesinnenministerin, dass sie uns in die Delegation gebeten hat.

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Wie stehen Sie zu Boykottforderungen?

Ich finde Boykottforderungen Unsinn. Das ist zum jetzigen Zeitpunkt total populistisch. Wir müssen die WM stattdessen so gestalten, dass sie für alle da ist. Dabei geht es nicht nur um Homosexuelle. Menschenwürdige Arbeitsbedingungen sind ebenfalls wichtig, auch wenn das nicht das Thema unserer Initiative ist. Das alles müsste auch im Interesse Katars sein. Ich sehe da positive Bewegungen. Aber es ist noch nicht so, dass ich vor Glück umfalle. Da ist noch eine Menge Luft nach oben.

Waren Sie schon mal in Katar?

Ja, sogar schon zweimal, das letzte Mal im Januar. Da habe ich mir Land und Leute angeguckt. Die Menschen waren total freundlich, und diese Reise hat mich sehr beeindruckt.

Fahren Sie während der WM noch mal hin?

Das hängt jetzt auch von unseren Gesprächen vor Ort ab. Wenn ich das Gefühl habe, dass Homosexuelle geschützt sind, dann kann ich mir das vorstellen. Wenn nicht, dann fahre ich auf keinen Fall hin.

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Was passiert denn nach der WM mit Ihrer Initiative – wird sie dann aufgelöst?

Die Vorstellung, dass es in Katar jetzt vier Wochen lang bunt zugeht und Homosexuelle anschließend wieder bestraft werden, finde ich grausam. Da müssen wir solidarisch bleiben, über die WM hinaus. Am besten wäre, die Lebenssituation für die Menschen dort würde sich dauerhaft verbessern. Andererseits müssen wir auch ehrlich sein: Bei uns war Homosexualität vor 30 Jahren ebenfalls verboten. Und wie schwer sich viele mit der Ehe für alle getan haben! Wir dürfen uns da nicht über andere stellen und erheben. Wir müssen gemeinsam über Landesgrenzen hinweg miteinander sprechen und Lösungen finden. Und wenn es nicht gleich klappt, dann müssen wir weiter und weiter reden. Reden ist immer das Beste.

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