Truss gegen Sunak im TV-Duell: Johnson soll keinen neuen Regierungsposten bekommen
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Rishi Sunak und Liz Truss nehmen an der TV-Debatte über die Führung der Konservativen Partei teil. Die in der BBC übertragene Debatte markiert den Auftakt des Finals im Rennen um die Nachfolge des britischen Premiers Johnson. Bis zum 5. September sollen die Mitglieder der Konservativen Partei in Großbritannien entscheiden, wer Johnson als Parteichef und Premier nachfolgen soll.
© Quelle: Jacob King/PA Wire/dpa
London. In ihrem ersten TV-Duell haben die beiden Kandidaten für das Amt des britischen Premierministers, Liz Truss und Rishi Sunak, einen Regierungsposten für Amtsinhaber Boris Johnson ausgeschlossen.
Der scheidende Premier benötige eine „wohl verdiente Pause“, sagte Außenministerin Truss in der Debatte am Montagabend, die von der BBC live übertragen wurde. „Er wird nicht Teil der Regierung sein.“ Zugleich kritisierte sie die Parteientscheidung, Johnson zum Rückzug zu zwingen. „Er hat Fehler gemacht, aber ich denke nicht, dass die Fehler ausreichend waren, dass die Konservative Partei ihn zurückweist“, sagte Truss.
Ex-Finanzminister Sunak sagte, Johnson werde einer Regierung unter seiner Führung nicht angehören. „Die Antwort ist einfach: Nein.“ Die Partei müsse nach vorne schauen.
Truss will Steuern kürzen, Sunak die Inflation bekämpfen
Die beiden Konkurrenten haben sich in ihrem ersten TV-Duell scharf attackiert und gegensätzliche Visionen für eine Entlastung britischer Familien in wirtschaftlich harten Zeiten präsentiert.
In der am Montagabend von der BBC ausgestrahlten Debatte versprach Außenministerin Liz Truss, als Partei- und Regierungschefin umgehend Steuerkürzungen durchzusetzen und dies mit Krediten zu finanzieren. Ihr Rivale Rishi Sunak konterte, dass er zunächst die Inflation in den Griff bekommen wolle. Truss‘ Plan würde die Staatsverschuldung in die Höhe treiben und den Menschen langfristig größeren Schaden zufügen.
Neuer Premierminister von Großbritannien soll am 5. September feststehen
Bis zum fünften September will die Konservative Partei in Großbritannien mehrere Wahlgänge durchführen, um die Nachfolge zu regeln.
© Quelle: Reuters
„Es ist unmoralisch, unsere Kinder zu bitten, die Rechnungen zu bezahlen, die wir nicht begleichen wollen“, erklärte der frühere Finanzminister. Truss reagierte ungehalten und warf Sunak vor, auf das „Projekt Furcht“ zu setzen und nur Ängste in der Bevölkerung zu schüren. Es sei vernünftig, Kredite aufzunehmen, um das Land nach der Corona-Pandemie wiederaufzubauen, die ein „Ereignis ist, wie es nur einmal in 100 Jahren“ vorkomme, argumentierte sie.
Wie soll London mit China umgehen?
Im TV-Duell stritten sich die beiden Kontrahenten auch über den Umgang mit China. Sunak erklärte, er halte die Volksrepublik für die „größte langfristige Bedrohung für Großbritannien“. Sollte er gewählt werden, werde er die 30 chinesischen Konfuzius-Institute im Land schließen lassen. In den von der Führung in Peking finanzierten Einrichtungen wird chinesische Sprache und Kultur vermittelt, doch stehen sie auch im Verdacht, prochinesische Propaganda zu verbreiten.
Truss warf Sunak indes vor, zunächst eine zu weiche Haltung gegenüber Peking eingenommen und jetzt seine Position geändert zu haben. „Noch vor einem Monat haben Sie auf engere Handelsbeziehungen zu China gepocht“, erklärte die Chefdiplomatin - und fügte süffisant hinzu: „Ich bin entzückt, dass Sie jetzt auf meine Sichtweise umgeschwenkt sind.“ Der Westen dürfe von China nicht „strategisch abhängig“ werden, mahnte Truss.
Am 5. September soll die Nachfolge offiziell sein
Ob Truss oder Sunak auf Johnson folgt, entscheiden die rund 180.000 Mitglieder der Konservativen Partei über den Sommer hinweg per Briefwahl. Am 5. September wird das Ergebnis bekanntgegeben. Bis dahin bleibt Johnson geschäftsführend im Amt. Das innerparteiliche Rennen um seine Nachfolge hat tiefe Risse bei den Tories offengelegt, der Ton zwischen den Rivalen wurde zuletzt immer erbitterter.
Truss gilt bei Buchmachern als Favoritin. In den Umfragen unter Mitgliedern der Konservativen Partei liegt sie vor Sunak. Bei den Wählern insgesamt liegt jedoch der Ex-Schatzkanzler vorn.
RND/AP/dpa