Kommentar

Kampf gegen den Klimawandel: Es sieht nicht danach aus, dass die Welt zusammenstehen wird

Außenministerin Annalena Baerbock beim Petersberger Klimadialog.

Außenministerin Annalena Baerbock beim Petersberger Klimadialog.

Der Petersberger Klimadialog ist eine sinnvolle Veranstaltung. Die Ministerinnen und Minister aus 40 Staaten stellen zwar nicht wirklich die Weichen für die jährliche Weltklimakonferenz im Herbst. Dafür ist sich diese Gemeinschaft zu uneinig und zu schwach.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Das 2010 von Deutschland ins Leben gerufene internationale Treffen ist wichtig, weil es die folgenreichen Versäumnisse beim Klimaschutz offenlegt, bevor die nächste UN-Klimakonferenz (COP) neue Ziele festlegt – oder vielmehr erneut feststellt, dass alte Ziele gerissen wurden.

Würden die Staaten ihre Bilanz dieses Klimadialogs nur selbst ernst nehmen, könnte man Hoffnung schöpfen, dass nach einer zu uneffektiven COP26 in Glasgow im vorigen Jahr keine Pleite bei der COP27 in Ägypten bei den Maßnahmen zur Beschränkung der Erderhitzung auf 1,5 Grad folgt.

Baerbock sieht Chance im Krieg: „Booster für Ausbau erneuerbarer Energien“

Außenministerin Annalena Baerbock hat klargestellt, dass Deutschland trotz des Kriegs in der Ukraine seine Klimaschutzziele einhalten will.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Gemeinsam handeln oder gemeinsam sterben, lautet die Botschaft. Das müsste eigentlich reichen, um die Politik entsprechend radikal auszurichten. Das Drama ist: Es sieht nicht danach aus, dass die Welt zusammenstehen wird.

Vom „Krieg an der Klimafront“

Hauptverantwortlich dafür sind die Industriestaaten als größte CO₂-Verursacher. Auch Deutschland, wo eine Bundesregierung mit Grünen-Beteiligung nicht einmal solche Kleinigkeiten wie ein Tempolimit auf Autobahnen durchsetzt.

Der Vertreter aus Bangladesch hat beim Klimadialog den Krieg in Europa angesprochen – weit weg von seiner Heimat. Dort werde aber auch ein Krieg geführt, sagte der Minister. Der „Krieg an der Klimafront“.

Bangladesch gehört zu den Ländern, die am meisten vom Klimawandel betroffen sind. Durch den steigenden Meeresspiegel droht ein Fünftel der Landesfläche überflutet zu werden. Zugleich hat das Land schon heute eine der höchsten Bevölkerungsdichten der Welt.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Der Westen zahlt zu wenig Geld, um die eigenen Emissionen zu kompensieren

Für Staaten wie Bangladesch geht es also darum, zum Beispiel Hilfe aus der seit Langem von den Industrienationen zugesagten jährlichen 100-Milliarden-Dollar Klimafinanzierung zu bekommen. Schon in Glasgow war aber klar, dass diese Summe nicht eingehalten wird.

Kanzler Olaf Scholz (SPD) bekräftigt nun das Ziel, die Mobilisierung des Geldes „so schnell wie möglich und durchgehend bis 2025 hinzubekommen“. Deutschland wolle bis dahin 6 Milliarden Euro pro Jahr beitragen. Das ist viel Geld, nur leider viel zu wenig.

Bundeskanzler Scholz warnt vor „Renaissance der fossilen Energien“

Olaf Scholz hat davor gewarnt, dass die Reaktion auf den russischen Angriffskrieg nicht zu einer Rückkehr der Kohleenergie führen dürfe.

Laut Klimaexperten müsste Deutschland, wo die Pro-Kopf-Emissionen seiner Bürgerinnen und Bürger mit durchschnittlich 9,7 Tonnen Kohlendioxidausstoß pro Jahr 30-mal höher seien als etwa in Kenia oder Nepal, 100 Milliarden Euro an Klimafinanzierung bereitstellen, damit andere Länder deutsche CO₂-Überschüsse einsparen.

Die Politik sollte jetzt handeln – nicht 2025 oder so

Es ist bitter, dass der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine die Welt im Kampf gegen den Klimawandel zurückwirft und neue Hungersnöte provoziert. Und es ist verständlich, dass nach Aufschub beim Klimaschutz gerufen wird, weil jetzt unter anderem eine Energiekrise droht, die vor allem die ärmere Bevölkerung treffen wird, die sich die steigenden Preise nicht leisten kann. Es ist aber vielmehr so, dass gerade wegen Putins Krieg die Anstrengungen noch verstärkt werden müssen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
Zwei Frauen schützen am Rheinufer in der Kölner Altstadt mit einem Regenschirm vor der Sonne.

Klimaforscher Mojib Latif: „Das ist erst der Anfang“

Die Hitze dieser Tage zeige, dass wir mitten im Klimawandel stecken, sagt der Klimaforscher Mojib Latif im RND-Gespräch. Trotzdem glaubten manche immer noch, dass es vielleicht gar nicht so schlimm kommt. Unser Leben werde sich aber dramatisch verschlechtern – denn das 1,5‑Grad-Ziel sei verspielt. Wieso geht die Welt immer noch in die falsche Richtung?

Scholz hat eine Zeitenwende ausgerufen und postwendend mit dem Tabu gebrochen, Konfliktstaaten Waffen zu liefern. Für die in den vergangenen Jahren vernachlässigte Bundeswehr wird ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro aufgelegt.

Die Zeitenwende durch den Klimawandel hat viel früher begonnen, ohne dass die einzelnen Bundesregierungen vergleichbar konsequent darauf reagiert hätten. Der Klimawandel ist aber die alles überwölbende Krise. Der Klimadialog hat das noch einmal eindrucksvoll bestätigt. Die Politik sollte jetzt danach handeln. Jetzt. Nicht 2025 oder so.

Laden Sie sich jetzt hier kostenfrei unsere neue RND-App für Android und iOS herunter

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken