Schluss mit der Kampfpanzerblockade
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Ein Leopard-2-Panzer der Bundeswehr, der von der NATO Enhanced Forward Presence Battle Group (eFP-Bataillon) eingesetzt wird, fährt beim Besuch von Bundeskanzler Scholz durch das Camp Adrian Rohn.
© Quelle: Michael Kappeler/dpa
In der Ampelkoalition kracht es – mal wieder. Es geht immer noch oder erneut um die Lieferung schwerer Waffen für die Ukraine. Während Liberale und Grüne auf die Lieferung von Leopard-Kampfpanzern dringen, stehen die Sozialdemokraten auf der Bremse. Zwar hat ihr Kanzler Olaf Scholz schon oft bewiesen, dass er Debatten aussitzen kann. Doch in diesem Fall ist es sehr fraglich, wie lange die Regierungszentrale die Blockade durchhält.
Europäische Länder werden ungeduldig
Dass die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann nun den SPD-Fraktionsvorsitzenden Rolf Mützenich als „Sinnbild aller zentralen Verfehlungen deutscher Außenpolitik“ bezeichnet, ist eine neue Eskalationsstufe. Sie ist nicht die Einzige: Auch grüne Parlamentarier kritisieren den Kanzler scharf und fordern die Lieferung von Kampfpanzern, etwa im europäischen Verbund. FDP und Grüne haben offenbar genug von internen Gesprächen und Verhandlungen. Sonst würden sie nicht mit dieser Vehemenz an die Öffentlichkeit gehen.
Doch nicht nur der Druck seitens der Liberalen, der Grünen und der Union wird stetig größer und der Ton schärfer. Auch andere europäische Länder werden ungeduldig, sogar aggressiv – allen voran Polen und Balten. Schließlich sind sie an der Nato-Ostflanke einer anderen Bedrohung durch Russland ausgesetzt. Außerdem ist die Argumentation des Kanzleramtes nicht mehr schlüssig.
Die Frage ist nämlich nicht mehr allein, ob Deutschland eigene Kampfpanzer liefert, sondern ob sich die Bundesregierung dem Wunsch anderer europäischer Länder in den Weg stellt, Leopard-Modelle aus deutscher Produktion zu schicken. Bleibt Scholz bei seiner Weigerung und blockiert er eine europäische Allianz für Kampfpanzerlieferungen, würde er damit nicht einen Alleingang verhindern, wie stets behauptet. Im Gegenteil: Er würde einen Alleingang riskieren.
Scholz und Pistorius müssen Klarheit schaffen
Was von der aktuellen Debatte zurückbleibt, ist der neuerliche Eindruck, dass sich der Kanzler lieber treiben lässt, als selbst Treiber zu sein. Dabei müsste Deutschland, ein Staat mit Führungsanspruch in Europa, eigentlich vorangehen und nicht auf die Amerikaner und ihre etwaige Lieferung von Kampfpanzern warten. Es wäre deshalb zu begrüßen, wenn Scholz und sein neuer Verteidigungsminister Boris Pistorius schnellstmöglich Klarheit schaffen würden.
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Dazu gehört auch, das Verwirrspiel um die Bestände von Leopard-Kampfpanzern zu beenden. Die Behauptung, dass fast ein Jahr nach Kriegsausbruch noch keine Liste mit dem zur Verfügung stehenden Gerät existiert, ist ebenso unverständlich wie unglaubhaft. Sie mutet wie ein Versteckspiel an. Damit muss genauso Schluss sein wie mit der Kampfpanzerblockade.
Nein, Olaf Scholz verhindert keine deutschen Alleingänge. Macht er so weiter, verhindert er gemeinsames europäisches Handeln. Damit droht er, Deutschland zu isolieren.