Kardinal Marx zum Missbrauchsskandal: Katastrophe nicht kleinreden

Kardinal Reinhard Marx zelebriert die Christmette in der Frauenkirche (Liebfrauendom).

Kardinal Reinhard Marx zelebriert die Christmette in der Frauenkirche (Liebfrauendom).

München. Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, will im Missbrauchsskandal der katholischen Kirche Verantwortung übernehmen. „Es gibt die persönliche Verantwortung, die man nicht kleinreden darf. Aber es gibt auch die Verantwortung der Institution als solche, für die ich als Bischof auch einzustehen habe. Es kann nicht sein, dass ich erst dann verantwortlich bin, wenn mir etwas nachgewiesen wird“, sagte er im Interview der Zeitschrift „Publik-Forum“. Man dürfe „die Katastrophe auch nicht kleinreden“.

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Nach dem „Schock von 2010″, als Missbrauchsvorwürfe im Canisius-Kolleg den Skandal auch nach Deutschland holten, habe auch er selbst den Wunsch gehabt, schnell wieder zur Normalität zurückzukehren. „Wir haben die Wucht der Erschütterung gespürt, aber nicht bis in ihre letzte Konsequenz verstanden“, sagte er im Interview.

Für sein bayerisches Bistum hat Marx ein neues Missbrauchsgutachten in Auftrag gegeben, das in diesem Jahr erscheinen soll. Darin soll auch die Amtszeit von Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI. untersucht werden. „Komplett von 1945 bis Ende 2019. Inklusive meiner Amtszeit“, versprach Marx im „Publik-Forum“ noch einmal.

Marx verzichtet auf Bundesverdienstkreuz

Marx hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Dienstag darum gebeten, ihm das Bundesverdienstkreuz, das er in dieser Woche bekommen sollte, nicht zu verleihen. Zuvor hatte der Betroffenenbeirat im Erzbistum Köln an den Bundespräsidenten appelliert, die Auszeichnung vorerst nicht vorzunehmen.

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Der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche in Deutschland war 2010 erstmals aufgedeckt worden. Wie sich herausstellte, hatten Priester seit 1945 Tausende von Kindern sexuell missbraucht. Nur ein winziger Bruchteil der Taten wurde strafrechtlich verfolgt.

Mehrere Gutachten haben inzwischen nachgewiesen, dass Bischöfe und andere Amtsträger die Taten meist zu vertuschen suchten, um einem Ansehensverlust der Kirche vorzubeugen. Sie versetzten die Priester vielfach einfach in andere Gemeinden, wo sie dann oft erneut Kinder missbrauchten. Wenn sich die Opfer oft viele Jahre später als Erwachsene meldeten, wurde ihnen häufig nicht geglaubt.

RND/dpa

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