Kein Bier mehr für Kinder? Richtig – aber das Alter ist nicht das Problem
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Kein Bier mehr für 14-Jährige? Der Bundesdrogenbeauftragte will die Altersgrenze erhöhen.
© Quelle: dpa
1900 Jahre ist es her, dass der römische Historiker Tacitus von einem „heiligen Getränk“ berichtete, dass die Germanen großzügig genössen, um sich hernach in wüsten Schlägereien zu ergehen. Der ihm unbekannte Gerstensaft genießt bis heute einen fast sakralen Ruf als nationales Heiligtum: Auf wenig ist der Deutsche so stolz wie auf sein Bier und auf sein Brot. Und so hat das schnöde Besäufnis hierzulande einen sinnhaften Überbau erhalten: Ich trinke nicht, ich pflege eine uralte Kultur.
Schluss mit der Verniedlichung!
Der Umgang mit dieser Kultur jedoch will erlernt sein. Und hier versagt das Land. Schon 14-jährige Kinder dürfen hierzulande legal Bier, Wein und Schampus trinken, wenn jemand, der zumindest auf dem Papier für die Erziehung zuständig ist, dabei ist. Der Drogenbeauftragte möchte diese „Konsumgrenze“ auf 16 Jahre und die „Erwerbsgrenze“ auf 18 Jahre anheben.
Das klingt wie ein vernünftiger, gleichwohl etwas weltfremder Vorschlag. Denn das Problem ist nicht die Frage, ob die minderjährige Partygemeinde jetzt den nächstbesten 16-Jährigen oder 18-Jährigen zum Kiosk schickt. Stattdessen muss die Biernation Deutschland endlich damit aufhören, Alkohol als fröhlichen Seelentröster und Lockermacher zu verniedlichen.
Die Erwachsenen verlangen von den Jüngsten, was sie selbst nicht schaffen
Alkohol ist, im Übermaß konsumiert, ein ziemlich hirnerweichendes Teufelszeug, an dem Zehntausende im Jahr sterben. Den richtigen Umgang damit lernen Jüngere nicht, indem sie 14, 16 oder 18 Jahre alt werden, sondern durch Vorbilder. Die Erwachsenen aber verlangen von ihren Jüngsten, was sie selbst nicht schaffen: einen vernünftigen Umgang mit der Droge. Solange aber montags mit den Pegelständen vom Wochenende geprahlt wird und solange man sich auf Partys dafür rechtfertigen muss, keinen Drink zu wollen, behält der Stoff seinen Reiz. Da nützt auch die schönste Altersgrenze nichts.