Die faulen Ausreden der britischen Regierung
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Demonstranten schwenken Transparente, während sie sich in Westminster versammeln. In Großbritannien hat der größte Streik seit mehr als einem Jahrzehnt begonnen. Zeitgleich legten Lehrerinnen und Lehrer, aber auch etliche Lokführer und Beschäftigte im öffentlichen Dienst im Kampf um höhere Löhne ihre Arbeit nieder.
© Quelle: Kirsty Wigglesworth/AP/dpa
Die Forderungen der britischen Mitarbeiter im öffentlichen Dienst nach höheren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen sind verständlich. Schließlich hat sich der Unmut angebahnt.
Seit Jahren hat die konservative Regierung gespart, an den Gehältern, vor allem aber auch an der Infrastruktur, sei es in Schulen oder auch in Krankenhäusern. Arbeiteten viele Mitarbeiter in öffentlichen Einrichtungen schon vor einigen Jahren am Anschlag, haben die Krisen der letzten Monate und Jahre einem längst aus den Fugen geratenen System nun gewissermaßen den Todesstoß versetzt.
Die Lage in Kliniken ist erschreckend. Verletzte und Kranke warten stundenlang auf den Fluren, weil Betten fehlen – und es an Personal mangelt. Lehrer haben das Gefühl, den immer höher werdenden Anforderungen nicht mehr gerecht werden zu können.
Forderung nach Lohnerhöhungen in Großbritannien wird lauter
Die Streikenden fordern Lohnerhöhungen über der Inflationsrate, um die explodierenden Lebensmittel- und Energierechnungen zu decken.
© Quelle: Reuters
Viele wechseln dann in private Einrichtungen oder schmeißen ganz hin, um in einem anderen, weniger stressigen Job deutlich besser zu verdienen. Und das, obwohl die meisten Menschen diese Berufe einst aus Überzeugung ergriffen hatten.
Die Tories verleugnen die Ursachen der Krise
Die Tories gestehen sich die Ursachen dieser Krise jedoch nicht ein. Sie machen den Krieg in der Ukraine und die Folgen der Pandemie für die Probleme verantwortlich; wollen die Gehaltsforderungen nicht erfüllen, weil dies die Preissteigerungen weiter anheizen würde. Die Arbeitnehmer säßen im gleichen Boot wie Millionen andere Britinnen und Briten, so das Argument. Da sei nichts zu machen.
Es stimmt, die Inflation hat das Gehalt vieler Angestellter im öffentlichen Dienst weiter dahinschmelzen lassen. Doch das heißt nicht, dass die Tories weiter zusehen können, wie sich die Situation zuspitzt. Will die Regierung öffentliche Krankenhäuser und Schulen vor dem endgültigen Verfall retten, muss sie handeln und Anreize für die Angestellten schaffen.
Höhere Löhne wären ein Anfang
Die Liste der Dinge, die sich ändern müssen, ist lang. Krankenhäuser und Schulen sollten etwa deutlich besser ausgestattet werden. Das benötigt Zeit. Höhere Löhne wären jedoch ein Anfang, um zumindest eine weitere Abwanderung zu verhindern. Schließlich geht es hier nicht nur um das Wohlergehen von Lehrern und Pflegern, es geht um die Gesundheit der Menschen und um die Zukunft der Kinder.