Lieferungen für von Russland angegriffenes Land

Krieg gegen die Ukraine: Warum DDR-Waffen jetzt so wichtig werden

Raketen des Typs „Strela“.

Raketen des Typs „Strela“.

Berlin. Harald Kujat zeigt sich verwundert. „Ich wusste nicht, dass wir diesen Schrott noch liegen haben“, sagte der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr am Freitag am Telefon. „Ich dachte, das sei alles vernichtet.“ Was Kujat meint, sind Waffen aus Beständen der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR, die nun plötzlich im Ukraine-Krieg Verwendung finden sollen.

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So wurde am Samstag bekannt, dass die Bundesregierung den Nato-Partnern Niederlande und Estland den Export von neun Artilleriegeschützen aus DDR-Altbeständen genehmigte. Die Haubitzen waren in den 1990er-Jahren von der Bundeswehr zuerst an Finnland geliefert und später an Estland weitergegeben worden.

Die mehr als drei Tonnen schweren Haubitzen mit ihrem fast fünf Meter langen Kanonenrohr, die in der Sowjetunion entwickelt wurden, können eingesetzt werden, um feindliche Truppen oder Panzer auf eine Entfernung von bis zu etwa 15 Kilometern zu beschießen.

Bedingt einsatzbereit

Am Donnerstag stellte sich heraus, dass überdies 2700 Flugabwehrraketen vom Typ „Strela“ aus NVA-Beständen an die Ukraine gehen sollen. So will es das Bundeswirtschaftsministerium. Allerdings fehlt dafür noch die Zustimmung des Bundessicherheitsrates.

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Positiv an derart technologisch einfacheren Waffen ist nach Einschätzung des Potsdamer Militärhistorikers Sönke Neitzel, dass sie von ukrainischen Soldaten leichter bedient werden können; manch Älterem dürften sie sogar noch von vor 1989 bekannt sein.

Der Lenkflugkörper „Strela“, der Hubschrauber und Flugzeuge abschießen kann, wurde in der Sowjetunion als Pendant des US-Systems „Stinger“ entwickelt. Die Einfachheit hat eine unmittelbar praktische Relevanz, weil eine aufwendige Schulung mutmaßlich entfällt – was wiederum Zeit spart.

Negativ ist, was das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ berichtet. Demnach ist ein Teil der „Strela“-Raketen in den Beständen der Bundeswehr gar nicht mehr einsetzbar. Maximal 2000 der 2700 Raketen sind laut „Spiegel“ noch zu gebrauchen.

So habe die Bundeswehr das DDR-System schon im Jahr 2014 aus dem laufenden Betrieb der Truppe genommen. Seitdem seien die Holzkisten mit den Waffen so stark verschimmelt, dass Soldaten die Lagerstätten für sie nur noch mit Schutzkleidung betreten dürfen. Abgesehen davon fehle es an Handstücken zum Abfeuern.

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Unübersichtliche Bestände

Die Frage, über wie viele Waffen aus NVA-Beständen die Bundeswehr überhaupt noch verfügt, lässt sich übrigens kaum beantworten. Eine Sprecherin des Verteidigungs­ministeriums verwies am Freitag auf eine 36 Seiten lange Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der SPD-Bundestagsfraktion aus dem Jahr 1992. Darin steht nur, was in Bundeswehrbestände übergangen ist – nämlich „mehr als 15.000 Stück verschiedener Waffensysteme“.

Bekannt sei ferner, dass Kampfflugzeuge vom Typ MiG später an Polen abgegeben wurden und die besagten Haubitzen an Finnland, so die Sprecherin. Was ansonsten noch vorhanden sei, sei jedoch unklar – zumal es in verschiedenen Munitionsdepots dezentral gelagert wird. Der Bestand sei jedenfalls „nicht mehr so gigantisch, weil das alles altes Material ist“.

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