Registrierung, Verteilung, Kostenübernahme

Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Flüchtende aus der Ukraine kommen mit einem Zug aus Warschau am Berliner Hauptbahnhof an.

Flüchtende aus der Ukraine kommen mit einem Zug aus Warschau am Berliner Hauptbahnhof an.

Berlin. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs sind in Europa nicht mehr so viele Menschen innerhalb so kurzer Zeit aus ihrem Heimatland geflohen. Bisher ist nur ein relativ geringer Anteil der nach UN-Angaben 3,2 Millionen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland angekommen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

+++ Alle aktuellen News und Entwicklungen zum Krieg in der Ukraine lesen Sie in unserem Liveblog. +++

Dennoch: ihre Unterbringung und Versorgung ist für Länder und Kommunen eine große Herausforderung. Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Wie viele Kriegsflüchtlinge hat Deutschland aufgenommen?

Das weiß niemand so genau. Die Bundespolizei kontrolliert zwar verstärkt im Grenzgebiet und stellt auch fest, wie viele Menschen aus der Ukraine mit dem Zug - oft über Polen - nach Deutschland einreisen. Doch feste Grenzkontrollen gibt es nicht. Und Ukrainer dürfen ohne Visum einreisen. Manche Flüchtlinge kommen zudem mit dem eigenen Auto aus der Ukraine. Andere werden von Freunden oder Verwandten aus Deutschland mit dem Auto abgeholt - zum Beispiel in Warschau.

Die Bundespolizei hat seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine bislang nach Angaben der Bundesregierung rund 200.000 Kriegsflüchtlinge erfasst. Wie viele es wirklich sind, dürfte erst in einigen Wochen klar sein, wobei bis jetzt noch täglich mehr Menschen hinzukommen. Unter den Ankommenden sind auch Ausländer, die in der Ukraine gelebt haben, etwa Flüchtlinge, Studenten und Arbeitsmigranten. Wie viele von ihnen erst einmal in Deutschland bleiben werden, ist noch offen.

Wie läuft die Registrierung der Flüchtlinge?

Die Staaten der Europäischen Union haben sich darauf verständigt, dass Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen werden, ohne einen Asylantrag stellen zu müssen. Sie erhalten erst einmal Schutz für ein Jahr, durch EU-Ratsbeschluss kann das auf bis zu drei Jahre verlängert werden. Anders als Asylbewerber müssen sie also nicht beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) vorstellig werden, um Schutz zu beantragen. Ein Teil der Ankommenden hat sich aber bereits am Zielort bei der Ausländerbehörde gemeldet: etwa um staatliche Unterstützung zu erhalten oder damit die Kinder zur Schule gehen können.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die Registrierung bei der Behörde ist auch notwendig für alle, die arbeiten wollen. Das Bamf ist dennoch beteiligt. Es hat in den vergangenen Tagen Geräte und Personal in Städte wie Berlin geschickt, wo besonders viele Flüchtlinge ankommen. Die Nürnberger Behörde soll helfen, damit die Ankommenden erkennungsdienstlich erfasst werden: es werden Fotos gemacht und Fingerabdrücke genommen.

Wie sieht es mit den Aufnahmekapazitäten aus?

Aktuell kommen täglich zwischen 12.000 und 15.000 Flüchtlinge aus der Ukraine an, vor allem Frauen, Kinder und ältere Menschen. Bisher ist noch für jeden von ihnen ein Schlafplatz gefunden worden. Doch mancherorts wird es schon eng. Auch weil die Zahl der Asylbewerber aus anderen Staaten zuletzt wieder leicht gestiegen war und die Ankunft der geflüchteten Afghanen nach der Machtübernahme durch die radikalislamischen Taliban erst wenige Monate zurückliegt. Eine bundesweite Übersicht über die Aufnahme der Ukraine-Flüchtlinge in den einzelnen Bundesländern ist noch nicht veröffentlicht worden.

„Wollen den Menschen Sicherheit geben“: Hannover als Drehkreuz für Ukraine-Geflüchtete

Aktuell kommen täglich Sonderzüge mit Flüchtenden aus der Ukraine in Hannover-Laatzen an. Das DRK ist im Dauereinsatz – und es wird noch mehr Hilfe gebraucht.

In Berlin, wo besonders viele Kriegsflüchtlinge ankommen, wurde beispielsweise mit Unterstützung vom Bund ein Ankunftszentrum mit Schlafplätzen am alten Flughafen Tegel eingerichtet. Berlins Regierende Bürgermeisterin, Franziska Giffey (SPD), hat klar gesagt: Eine „Obergrenze“ für die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen gebe es nicht. Dass Menschen in Turnhallen untergebracht werden, wie 2015 und 2016, als Hunderttausende Asylbewerber kamen - unter ihnen viele Syrer - solle diesmal aber vermieden werden.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Wie werden die Flüchtlinge verteilt?

Um Berlin und andere Großstädte an den Haupt-Bahnstrecken zu entlasten, werden inzwischen Busse und Sonderzüge eingesetzt. Die Bundesregierung hat auf Forderungen der Länder reagiert und plant jetzt eine Verteilung der Ukraine-Flüchtlinge nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel, der sich nach Bevölkerungsgröße und Steueraufkommen richtet. Wer dauerhaft bei Verwandten unterkommt, kann allerdings selbst entscheiden, wo er oder sie bleibt.

Welche staatlichen Leistungen gibt es und wer bezahlt das?

Die Flüchtlinge haben Anspruch auf Unterbringung, Kleidung, Nahrungsmittel und Gesundheitsleistungen. Auch die Integrationskurse stehen ihnen offen. Verpflichtend ist die Teilnahme am Unterricht in deutscher Sprache, Geschichte und Kultur für die Kriegsflüchtlinge aber nicht. Darüber, wer welche Kosten trägt, haben sich Bund und Länder noch nicht geeinigt. Die Bundesregierung hat zwar eine finanzielle Mitverantwortung eingeräumt. Details sollen aber erst am 7. April final erörtert werden.

Wie werden die Kinder aus der Ukraine unterrichtet?

Zwar hoffen die meisten Flüchtlinge auf eine baldige Rückkehr in die Heimat. Doch deutsche Politiker halten es trotzdem für notwendig, dass die Kinder und Jugendlichen Deutsch lernen und am regulären Schulunterricht teilnehmen. Ukrainische Lehrkräfte könnten zwar helfen. Da eine Prognose, wann die Lage in der Ukraine eine Rückkehr zulassen wird, aber derzeit unmöglich sei, dürften Integrationsschritte nicht verzögert werden.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

RND/dpa

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken