Labore am Limit: Wegen Omikron werden die Corona-Tests knapp
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Eine Labormitarbeiterin bereitet im Bioscientia MVZ Labor Mittelhessen Teströhrchen für einen PCR-Test vor. Nach und nach wird es in den deutschen Laboren knapp.
© Quelle: Sebastian Gollnow/dpa
Hannover/Berlin. Die Medizinlabore in Deutschland nähern sich nach Angaben eines Branchenverbands in der Corona-Krise zunehmend den Grenzen ihrer Auslastung. „Die hohen Infektionszahlen gehen mit vielen Tests einher. Weil derzeit kaum priorisiert wird bei PCR-Tests, stoßen die Labore in Deutschland zunehmend an ihre Kapazitätsgrenzen“, sagte der Vorsitzende des Verbands Akkreditierte Labore in der Medizin, Michael Müller, der „Rheinischen Post“ (Donnerstag). Das sei für Kranke und Krankenhäuser kritisch.
„Daher ist es zwingend, dass insbesondere die Arztpraxen und Testzentren dazu angehalten werden, sich an der Nationalen Teststrategie auszurichten“, forderte Müller. Bei knappen Kapazitäten müssten PCR-Tests entsprechend den dortigen Empfehlungen erfolgen. „Dass man sich bald aus der Quarantäne freitesten lassen kann, wird unweigerlich zu einem Mehraufwand der Labore führen.“ Von Bundesregierung und Ländern habe es keine Prognosen gegeben, „auf wie viel mehr Tests wir uns einstellen müssen“. „Die Labore werden dem Ansturm nun weitgehend unvorbereitet begegnen müssen.“
Am Dienstag hatte der Verband die Auslastung der Testkapazität noch auf 64 Prozent beziffert. Zur Diskussion über Kapazitätsengpässe sagte Müller einer Mitteilung zufolge: „Die Belastung in den Laboren ist zwar erheblich, aber ich sehe keinen Grund für zu große Sorgen.“ Vielmehr komme es bei zunehmendem Testgeschehen und begrenzten Testkapazitäten darauf an, die Teststrategie tatsächlich umzusetzen.
Krisenstableiter warnt vor knappen Ressourcen
Nach Einschätzung von Generalmajor Carsten Breuer, dem Leiter des Corona-Krisenstabes der Bundesregierung, stehen voraussichtlich schon bald nicht mehr ausreichend Testkapazitäten für die gesamte Bevölkerung zur Verfügung.
„Wir werden mit Sicherheit wie bei allen knappen Ressourcen Kapazitäten bündeln müssen, wo es erforderlich ist. Das gilt auch für Tests“, sagte Breuer der „Süddeutschen Zeitung“. „Sobald es irgendwo eng wird, muss ich priorisieren. Da haben Beschäftigte in der kritischen Infrastruktur Vorrang.“
Das Ziel sei aber, das bisherige Testregime so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. „Wir brauchen möglichst genaue Daten, um zu sehen, wie sich die Welle bei uns auswirkt“, betonte Breuer. Der Grund für die drohende Knappheit seien die steigenden Infektionszahlen.
Auch deshalb brauche Deutschland ein „Bollwerk gegen Omikron“, forderte der Leiter des Corona-Krisenstabes. Man dürfe „nicht in die Lage geraten, dass wir in der kritischen Infrastruktur so weit herunterfahren müssen, dass öffentliches Leben eingeschränkt wird“.
Als „zweifelsohne eine große Kraftanstrengung“ bezeichnete Breuer das Ziel, von Weihnachten an gerechnet noch einmal 30 Millionen Impfungen vorzunehmen. „Ich bin überzeugt davon, dass es notwendig ist, dieses Ziel so schnell wie möglich zu erreichen“, sagte er. Es fehle dafür weder an Impfstoff noch an der Infrastruktur.
Breuer hatte mit dem Regierungswechsel in Berlin die Leitung des neuen Corona-Krisenstabs im Kanzleramt übernommen.
RND/dpa/tdi