US-Besuch der Verteidigungsministerin

Lambrecht in den USA: mit geheimen Waffen und gutem Willen

Lloyd Austin, Verteidigungsminister der USA, und Christine Lambrecht (SPD), Bundesverteidigungsministerin, stehen während einer erweiterten Ehrung bei ihrer Ankunft im Pentagon.

Lloyd Austin, Verteidigungsminister der USA, und Christine Lambrecht (SPD), Bundesverteidigungsministerin, stehen während einer erweiterten Ehrung bei ihrer Ankunft im Pentagon.

Washington. Das hätte sie sich wohl nicht träumen lassen, als sie in den 1980er-Jahren gegen Atomkraft und Nachrüstung demonstrierte und in den folgenden Jahrzehnten in der SPD stets für eine linke Politik kämpfte. Nun steht Christine Lambrecht an einem ungewöhnlich kühlen Washingtoner Morgen zwischen mächtigen Säulen auf der Außentreppe des Pentagons – und neben ihr der amerikanische Verteidigungsminister Lloyd Austin, der in den 1970er-Jahren seine lange Militärkarriere als Soldat in Deutschland begann.

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Die frühere Friedensaktivistin und der pensionierte Vier-Sterne-General: Es sind ungewöhnliche Zeiten, die die eigentlich schon zum Rückzug aus der Politik entschlossene Lambrecht an die Spitze des Verteidigungs­ministeriums gebracht und zu einer der wichtigsten deutschen Politikerinnen gemacht haben. Überall in Washington wird sie freundlich begrüßt. „Willkommen im Zwei-Prozent-Club!“, bekommt sie in Anspielung auf die kräftige Anhebung der deutschen Verteidigungsausgaben öfter zu hören.

Doch der Grund für die transatlantische Herzlichkeit ist ernst. „Ein Krieg ist im Gange, wie wir ihn uns nicht mehr vorstellen konnten – und vielleicht auch nicht wollten“, sagt Lambrecht bei einem Vortrag in der Denkfabrik Atlantic Council mit leiser Selbstkritik und lobt die Führungsrolle von US-Präsident Joe Biden bei der Verteidigung der Ukraine: „Sie hat den Westen geeint. Sie hat die Nato geeint. Und sie hat auch Europa geeint.“

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Großes Interesse an der deutschen „Zeitenwende“

Mit großem Interesse hat man in den USA die von Kanzler Olaf Scholz verkündete „Zeitenwende“ mit einem 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen für die Bundeswehr und Waffenlieferungen an die Ukraine verfolgt. Doch auch die Berichte über verzögerte Helm-Bereitstellungen und verschimmelte Raketen wurden gelesen. Manch einer fragt sich, wie ernst Deutschland sein Engagement wirklich meint.

„Lassen Sie mich versichern, dass wir bereit sind, diesen Preis zu zahlen. Zeitenwende gibt es nicht zum Nulltarif“, sagt Lambrecht. Das klingt wie eine Sonntagsrede. Doch dann erwähnt die Verteidigungsministerin beiläufig, dass Deutschland inzwischen „der zweitgrößte Waffenlieferant“ der Ukraine sei. Gern wüsste man mehr, zumal bislang nur die Lieferung von 500 Boden-Luft-Raketen und 3000 Panzerfäusten bekannt ist. Doch Lambrecht schweigt eisern: Details zu nennen sei „brandgefährlich“. Das stößt in Washington, wo die Regierung eine detaillierte Liste des gelieferten Materials vorgelegt hat, auf Verwunderung.

„Eine Militarisierung wird es nicht geben“

Ein gewisses Fremdeln mit der neuen Rolle ist der SPD-Linken noch anzumerken, wenn sie mit Blick auf Deutschland betont: „Wir werden immer Friedensmacht sein. Eine Militarisierung wird es nicht geben.“ Davor fürchten sich in den USA angesichts der russischen Aggression derzeit wenige. Tatsächlich geht es bei dem Besuch auch um Waffen: Die neuen F‑35-Tarnkappenjets als Nachfolger der altersschwachen Tornados sind bestellt. Im Sommer steht die Entscheidung über einen neuen Bundeswehr-Transporthubschrauber an, der ebenfalls aus den USA kommen dürfte. Und auch bei dem neuerdings viel diskutierten Raketenabwehrsystem Arrow 3 sind neben den Israelis die Amerikaner federführend.

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Lambrechts Termine in Washington sind dicht gedrängt. Neben Austin trifft sie auch Bidens Sicherheitsberater Jake Sullivan und die Vorsitzenden der Streitkräfteausschüsse im Kongress. Auffällig ist, dass die deutsche Ministerin bei ihrer Ankunft recht optimistisch über die Waffenstillstands­gespräche zwischen Russland und der Ukraine urteilt: „Dass verhandelt wird, ist schon ein positives Zeichen. Das muss unterstützt werden.“ Ein paar Stunden später – nach den Begegnungen mit den Amerikanern, die an der Ernsthaftigkeit Moskaus zweifeln – klingt ihr Umfeld schon deutlich skeptischer.

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