Lockdown­debatte: Wir ignorieren die Gesundheits­risiken für Kinder

Ein Schüler sitzt allein in einem Klassenraum in Berlin (Symbolfoto).

Ein Schüler sitzt allein in einem Klassenraum in Berlin (Symbolfoto).

In der Debatte um die Corona-Maßnahmen, die wegen Omikron gerade an Schärfe gewinnt, gibt es ein Missverständnis: Es besteht in dem Glauben, dass nur Virologie und Epidemiologie helfen, Leben zu retten. Wer auf Studien anderer Fachbereiche verweist, gerät schnell in Verdacht, die Gesundheit seiner Mitmenschen nachrangigen Zielen unterzuordnen.

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Dabei sind auch die Erkenntnisse etwa aus der Soziologie wichtig, erst recht aber aus Psychologie und Psychiatrie. Eine neue Studie des Universitätsklinikums Essen führt das jetzt drastisch vor Augen: Bis zu 500 Kinder und Jugendliche sollen bundesweit nach ersten Erkenntnissen im zweiten Lockdown zwischen März und Mai 2021 versucht haben, sich das Leben zu nehmen. Das wäre eine Steigerung von 400 Prozent gegenüber dem ersten Lockdown – wohl wegen der wachsenden Perspektivlosigkeit in der Dauerpandemie.

Nur die Spitze des Eisbergs

Zwar sind die Zahlen noch nicht belastbar genug. Sie mahnen aber, auch andere Gesundheitsfolgen ernst zu nehmen, stünden sie doch, selbst wenn nur ein Bruchteil belegbar wäre, der Zahl von 47 Kindern und Jugendlichen gegenüber, die in Deutschland an oder mit Corona gestorben sind – insgesamt.

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Zudem sind Suizidversuche nur die Spitze eines Eisberges an Kollateralschäden, die Kinder und Jugendliche viel stärker treffen als Erwachsene. Auf die Folgen für Bildung, Sozialkompetenz und psychische Gesundheit von Kindern wurde oft verwiesen: Bereits vor einem Jahr zeigte die Copsy-Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, dass fast jedes dritte Kind psychische Auffälligkeiten zeigte. Eins von drei Kindern! Trotzdem setzt sich nur langsam die Erkenntnis durch, dass Schul- und Kita-Schließungen unverhältnismäßig sind, wenn man einmal allein auf die Kinder blickt.

Sicher: Infizierte Kinder können das Virus zu denen tragen, für die es lebensgefährlich ist. Aber ist eine geschlossene Schule wirklich der wirksamste, gerechteste, geschweige denn einzige Weg, die Infektionen einzudämmen? Das muss beantworten, wer das Offenhalten von Schulen und Kitas nun schon wieder als riskanten Fehler beklagt.

 

Haben Sie Suizidgedanken? Dann wenden Sie sich bitte an folgende Rufnummern:

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Telefonhotline (kostenfrei, 24 Stunden am Tag), auch Auskunft über lokale Hilfsdienste:

(0800) 111 0 111 (evangelisch)

(0800) 111 0 222 (römisch-katholisch)

(0800) 111 0 333 (für Kinder/Jugendliche)

E‑Mail unter www.telefonseelsorge.de

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