Habeck krank

Lubmin: Bundeskanzler Scholz eröffnet zweites Terminal für Flüssiggas

Der LNG-Shuttle-Tanker «Coral Furcata» im Industriehafen Lubmin am LNG-Terminal "Neptune". Bei der mehr als 280 Meter langen "Neptune" handelt es sich um eine FSRU (Floating Storage and Regasification Unit). Diese Spezialschiffe können LNG aufnehmen, erwärmen und gasförmig machen.

Der LNG-Shuttle-Tanker «Coral Furcata» im Industriehafen Lubmin am LNG-Terminal "Neptune". Bei der mehr als 280 Meter langen "Neptune" handelt es sich um eine FSRU (Floating Storage and Regasification Unit). Diese Spezialschiffe können LNG aufnehmen, erwärmen und gasförmig machen.

Artikel anhören • 6 Minuten

Lubmin. Erst das niedersächsische Wilhelmshaven, nun Lubmin in Vorpommern – Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will am Samstag das zweite deutsche Terminal zum Import von Flüssigerdgas offiziell eröffnen. Zu dem Termin wird auch Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) erwartet.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Wie das Terminal in Niedersachsen steht die Lubminer Anlage für die Bemühungen Deutschlands, Alternativen zu schaffen für ausbleibende russische Gaslieferungen. Die Terminals stehen ebenso für das hohe Tempo, das die Verantwortlichen beim Aufbau einer eigenen deutschen Import-Infrastruktur für Flüssigerdgas (LNG) an den Tag gelegt haben. Innerhalb von Monaten wurden die Terminals geplant, genehmigt und gebaut.

LNG soll russische Lieferungen ersetzen

In den vergangenen Jahren hatte Deutschland einen Großteil seines Erdgases über die deutsch-russische Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 bezogen. Nach vorhergehenden Drosselungen kommt gar nichts mehr über diesen Weg. Außerdem ist die Leitung wie die nie in Betrieb gegangene Schwesterleitung Nord Stream 2 durch mutmaßliche Sabotage stark beschädigt.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Flüssigerdgas (LNG) wird aus mehreren Regionen der Welt per Schiff geliefert, wieder in Gas umgewandelt und in das Gasnetz eingespeist. Neben einem stärkeren Bezug etwa von Pipeline-Gas aus Norwegen soll LNG ausbleibende russische Lieferungen ersetzen.

Wie in Wilhelmshaven nimmt in Lubmin ein Spezialschiff das LNG auf, wandelt es um und speist es ein. Diese schwimmenden Terminals konnten schneller in Stellung gebracht werden als feste Anlagen, die auch geplant sind. Der Bund hat mehrere schwimmende Terminals gechartert. Ein weiteres soll in Kürze in Brunsbüttel in Schleswig-Holstein an den Start gehen.

Deutschland will ein Drittel des Gasbedarfs über LNG-Terminals decken

Die bereits eingesetzten oder eingeplanten schwimmenden Terminals haben je nach örtlichen Gegebenheit eine Einspeisekapazität von etwa fünf Milliarden Kubikmeter Erdgas jährlich. Allein über Nord Stream 1 kamen 2021 fast 60 Milliarden Kubikmeter. Nach früheren Angaben will Deutschland im Winter 2023/24 etwa ein Drittel des bisherigen Gasbedarfs über die schwimmenden LNG-Terminals decken. Dafür sollen bis dahin weitere an den Start gehen – etwa in Stade in Niedersachsen und ein zusätzliches vor Lubmin.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Zuletzt wurde etwa von Umweltverbänden kritisiert, dass Deutschland langfristig Überkapazitäten für den Gasimport schafft und so auch den angestrebten Ausstieg aus fossilen Energieträgern behindert. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte darauf verwiesen, dass es bei geplanten Projekten auch Unsicherheiten gebe und man Sicherheitspuffer für mögliche Ausfälle schaffen wolle. Zudem gehe es auch um eine Erweiterung der Infrastruktur auf europäischer Ebene, von der auch andere Länder profitieren könnten.

Keine Mangellage: Gasspeicher noch über 90 Prozent gefüllt

War vergangenes Jahr noch vor einer Gasmangellage in diesem Winter gewarnt worden, erscheint das Szenario derzeit unwahrscheinlich. Zuletzt waren die Gasspeicher in Deutschland noch zu über 90 Prozent gefüllt. Unter anderem haben Privathaushalte und Wirtschaft ihren Verbrauch gesenkt.

Die Füllstände nehmen nach Beginn der Heizperiode im Herbst üblicherweise ab. Am Morgen des 14. November wurde ein Füllstand von 100 Prozent verzeichnet. Am 1. Februar sollen die Speicher laut Energiewirtschaftsgesetz noch zu 40 Prozent gefüllt sein. Im vergangenen Jahr spielten zumindest zeitweise auch direkte russische Gasimporte noch eine Rolle. Diese dürfte es bis zum nächsten Winter nicht mehr geben. Auch das Wetter ist ein Einflussfaktor. Ein strenger Winter lässt den Gasverbrauch steigen. Zuletzt waren die Temperaturen vergleichsweise mild.

Ein U-Boot und Kriegsschiffe der russischen Schwarzmeerflotte liegen vor Anker in der Hafenstadt die ein Symbol der Verteidigung der Krim als uneinnehmbarer Festung ist. Sanktionen und hohe Preise, aber auch Großprojekte und Hoffnung: Fünf Jahre nach der Annexion der Krim baut Russland seine Macht auf der Schwarzmeer-Halbinsel aus. (zu dpa-Story: «Russisches» Leben auf der Krim) +++ dpa-Bildfunk +++

Ist die Krim verhandelbar?

Russlands Angriff auf die Ukraine hat nicht erst im Februar 2022 begonnen, sondern schon 2014 mit der gewaltsamen Annexion der Schwarzmeerhalbinsel Krim. Die russische Vergangenheit der Krim lässt immer wieder die Frage aufkommen, ob man Moskau die Halbinsel nicht einfach im Zuge von Verhandlungen zugestehen sollte. Vieles spricht auch dagegen. Nicht zuletzt das Völkerrecht.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Das Lubminer Terminal ist das nach Betreiberangaben bislang einzige komplett privat finanzierte Terminal in Deutschland. Das Unternehmen Deutsche Regas spricht von Kosten in Höhe von etwa 100 Millionen Euro, die aus Eigenkapital und von Investoren stammten. Anfang der Woche war im Rahmen eines genehmigten Testbetriebs erstmals Gas ins Gasnetz eingeleitet worden. In Wilhelmshaven war es Ende vergangenen Jahres bereits soweit gewesen. Nach Erhalt der eigentlichen Betriebsgenehmigung könne man auch jenseits der bisher geltenden Beschränkungen Gas einspeisen, hieß es von der Deutschen Regas.

Anwohner klagen über Lärm

Die Starts der beiden Terminals sind von Kritik begleitet. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat bereits Widerspruch gegen die Betriebsgenehmigung des Terminals in Wilhelmshaven eingelegt und fordert, die Betriebsdauer von 20 Jahren auf höchstens 10 Jahre zu beschränken. Außerdem kritisiert die DUH das Einleiten von mit Bioziden behandeltem Abwasser ins Meer.

Mit Blick auf Lubmin kritisieren Verbände eine aus ihrer Sicht überstürzte Genehmigung und verweisen darauf, dass derzeit kein Gasmangel drohe. Ihrer Ansicht nach wurden etwa Auswirkungen auf den geschützten Greifswalder Bodden, durch den die Tanker das LNG transportieren, nicht ausreichend berücksichtigt.

LNG-Terminal: Krach aus Lubmin sorgt im Nachbardorf für Ärger

Östlich von Lubmin liegt Spandowerhagen. Seitdem das Spezialschiff für das LNG-Terminal im Lubminer Hafen liegt, ist in dem Dorf ein Wummern zu hören. Einwohner sind genervt und fordern Auflagen für den Betreiber. Doch ihre Chancen stehen schlecht.

Zudem gibt es Klagen von Anwohnern über Lärm, den sie mit dem Terminal in Verbindung bringen. Behörden haben bereits Messungen veranlasst. Für die offizielle Eröffnung am Samstag sind Proteste angekündigt.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Entgegen früherer Ankündigungen, wird Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bei der Eröffnung nicht dabei sein. Der Grnen-Politiker ist erkrankt und wird von seinem Parlamentarischen Staatssekretär Michael Kellner vertreten, wie eine Ministeriumssprecherin am Morgen mitteilte.

RND/dpa/ao

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken