Marburger Bund: Ärzte warnen vor Maskenabhängigkeit von Asien und schlechter Qualität

Eine FFP2-Maske liegt auf einem Tisch.

Viele FFP2-Masken kommen inzwischen wieder aus Asien.

Der Marburger Bund hat davor gewarnt, dass Deutschland bei wichtigen Medizinprodukten erneut abhängig von Asien wird. „Wir müssen uns in Europa bei wichtigen Gütern wie Schutzmasken und Medikamenten unabhängiger von Asien machen“, sagte die Verbandsvorsitzende Susanne Johna dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Wir dürfen jetzt nicht genau den gleichen Fehler machen wie vor der Pandemie.“

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Hintergrund ist, dass laut Herstellern 95 Prozent der deutschen Maschinen zur Herstellung von Schutzmasken stillstehen, weil der Staat Großaufträge nach Asien vergibt. Johna kritisierte: „Es zählt ausschließlich der Preis. Kriterien wie Qualität, Umweltschutz oder soziale Standards bei der Produktion scheinen keine Rolle zu spielen.“

Billiger Preis steht über Qualität

Die deutschen Maskenhersteller bringt das in eine schwierige wirtschaftliche Lage. „Wenn es hoch kommt, laufen die Maschinen bei uns eine Stunde pro Tag“, sagt Matthias Bürger von der Westfalen Care GmbH dem RND. Dass die in Deutschland produzierten Masken eine hohe Qualität und bessere CO2-Bilanz als die mit dem Flugzeug importierten Masken haben, interessiere niemanden. Am Ende gehe es nur um den Preis, betont Bürger.

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Auch Bülent Topkaya geht es schlecht. Sein Familienunternehmen MIG Masken produziert momentan überhaupt nicht mehr. Wegen fehlender Aufträge konnte er seine fünf Mitarbeitenden nicht weiterbeschäftigen. „Sauer bin ich inzwischen nicht mehr, nur noch enttäuscht“, richtet sich Topkaya in Richtung Politik. Der Staat habe die Produktion von Schutzmasken mit 90 Millionen Euro gefördert, bestelle nun wegen des niedrigeren Preises aber lieber in China. Dennoch hofft Topkaya auf eine baldige Änderung des Vergabeverfahrens für die Maskenproduktion. Als Vorbild nennt er Frankreich. Dort erließ das Gesundheitsministerium die Vorgabe, dass öffentliche Stellen, alle Masken aus Frankreich und der EU beziehen müssen.

Marburger Bund: Deutschland muss unabhängiger werden

Der Marburger Bund betonte, dass gerade für medizinisches Personal, das eine Maske acht Stunden am Tag tragen muss, gute FFP2-Masken wichtig seien. „Entscheidend ist, wie gut filtert die Maske, wie verträglich ist das Material und kann man darunter bei weiterhin hoher Filterleistung noch gut atmen“, sagte Johna dem RND. Diese Aspekte würden aber beim Kauf der Masken von der öffentlichen Hand nicht ausreichend berücksichtigt. Der Arbeitsschutz und der Schutz des Personals müsse eine größere Rolle spielen.

Es gebe bei der Qualität große Unterschiede zwischen den Masken: Manche Hersteller würden beispielsweise beim Material für die Bändchen sparen, die um die Ohren gehen. „Ein solches Band reibt dann den ganzen Tag am Ohr, sodass Mitarbeiter im Gesundheitswesen Geschwüre am Ohr bekommen haben“, machte Johna deutlich. Deshalb würden einige Mitarbeitende die Bänder hinter dem Kopf befestigen. „Das führt aber dazu, dass die Maske nicht mehr ganz dicht anliegt und das Personal nicht so gut geschützt ist.“

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Außerdem gebe es große Unterschiede, wie gut Masken resistent gegen Feuchtigkeit seien. „Trägt man die Maske über mehrere Stunden, wird sie allein schon durch das Ausatmen etwas feucht.“ Wie gut sie dann noch schützt, sei von Maske zu Maske sehr unterschiedlich.

Das Bundesgesundheitsministerium erklärte gegenüber dem RND: „Der Bund hat diverse Maßnahmen ergriffen, um die Maskenproduktion in Deutschland zu unterstützen und insgesamt unabhängiger – besonders von der Produktion in Asien – zu werden.“ Zudem habe man über das sogenannte Tenderverfahren, das erst zum 31.12.2021 ausgelaufen ist, Abnahmegarantien für Masken aus deutscher Produktion realisiert.

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