Menschenrechtler kritisieren Werbung von Coca-Cola und Co. im russischen Propaganda‑TV
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Coca-Cola-Logo an einer Produktionshalle in Mannheim, Baden-Württemberg. Der Konzern steht in der Kritik wegen seiner Produktwerbung im russischen Staats‑TV.
© Quelle: Andreas Arnold/dpa
Berlin. Die deutsch-schweizerische Menschenrechtsorganisation Libereco hat in scharfer Form die fortlaufende Werbung westlicher Unternehmen in staatlich kontrollierten Medien in Russland und Belarus kritisiert. „Damit wird die Kriegspropaganda der russischen und belarussischen Regierungen mitfinanziert. Wir fordern, dass alle westlichen Unternehmen ihre Werbung in diesen Medien umgehend beenden“, sagte der Präsident von Libereco Schweiz, Lars Bünger, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
An erster Stelle wird Coca-Cola als „letzte Weltmarke“ genannt, die immer noch in Moskaus Staatsfernsehen präsent ist. Zwar hatte der Getränkehersteller Anfang März angekündigt, seine Produktion in Russland vorerst einzustellen, und beworben wird auch nicht direkt Coca-Cola. Dafür aber Dobrij Sok (dt. Guter Saft), der über den Abfüller Coca-Cola HBC in den russischen Handel kommt.
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In einem Monitoring im April wurden darüber hinaus Werbespots von Goldman Sachs (USA), JP Morgan (USA), Servier, Lactalis und Ipsen (alle Frankreich), Prosus (Niederlande), Grindeks (Lettland) und Tele 2 (Schweden) beobachtet. „Als letztes deutsches Unternehmen schaltet Dr. Theiss Naturwaren weiterhin Werbung auf Putins Propagandasendern“, kritisiert Libereco.
Das Unternehmen aus Homburg teilte auf RND-Anfrage mit: „Die Bevölkerung in Russland wird mit Gesundheitsprodukten für Erwachsene und vor allem für Kinder versorgt.“ Man beobachte und bewerte die Entwicklung fortlaufend. Darüber hinaus gebe es auch vertragliche Vereinbarungen, die einzuhalten sind.
Von zuvor über 40 westlichen Unternehmen mit Werbeschaltungen im russischen Staatsfernsehen haben nach Ausbruch des Krieges fast alle namhaften internationalen Konzerne ihre Werbespots eingestellt. „Wir hoffen, dass die verbliebenen rund zehn Firmen durch den öffentlichen Druck einlenken und ebenfalls ihre Aktivitäten einstellen“, sagte Bünger.
In Belarus hatte Libereco die Werbung schon im vergangenen Jahr unter Beobachtung genommen. Auf öffentlichen Druck hin hatten mehrere westliche Unternehmen wie Henkel, Nestlé, Jysk oder Sandoz ihre Werbung auf den Propagandasendern von Diktator Alexander Lukaschenko Ende 2021 eingestellt.
Wurden Mitte 2021 in einem Monitoring noch 27 westliche Unternehmen mit Werbeschaltungen im belarussischen Staatsfernsehen beobachtet, so ist diese Zahl auf derzeit nur noch drei zurückgegangen. Nach Angaben von Libereco weigert sich der Lebensmittelhersteller Danone bislang ebenso wie der US‑amerikanische Pharmakonzern Abbott, die Werbung einzustellen. Und mit dem Pharmaunternehmen Krewel-Meuselbach aus Eitorf in Nordhrein-Westfalen gebe es auch ein letztes deutsches Unternehmen, das noch Werbung im belarussischen TV betreibe. Auf eine Anfrage des RND sagte eine verantwortliche Mitarbeiterin: „Ich kann Ihnen dazu keine Auskunft geben.“
„Alle westlichen Unternehmen, allen voran Danone und Coca-Cola, müssen ihre Werbung auf den russischen und belarussischen Propagandasendern umgehend beenden. Die Werbegelder dieser Unternehmen finanzieren die Kriegspropaganda der staatlich kontrollierten TV‑Sender mit und untergraben dadurch die weltweiten Bemühungen, den Krieg zu stoppen“, sagte Bünger.