„Deshalb brüht man sich Kaffee“

So ringen die US-Medien um klare Aussagen zu den Midterms

Wahlhelfer sortieren die Stimmzettel für die Unterschriftenprüfung vor der Auszählung im Maricopa County Recorders Office.

Wahlhelfer sortieren die Stimmzettel für die Unterschriftenprüfung vor der Auszählung im Maricopa County Recorders Office.

Für die Medien war es in der Wahlnacht in den USA nicht einfach, ein beherrschendes Thema zu finden. In vielen Landesteilen gab es enge Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Kandidaten beider Lager, ein weiteres Zeichen für die Spaltung der Wählerschaft. Viele Journalisten waren zwar bestens gewappnet mit Statistiken und Prognosen, dennoch fiel es ihnen angesichts mangelnder klarer Trends schwer, Schlüsse über die politische Zukunft zu ziehen.

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Auch die Nachrichtensender suchten nach einem eindeutigen Handlungsstrang. „Das wird unerbittlich bis zum Schluss, und wir kennen die Antwort vielleicht noch eine ganze Zeit lang nicht“, sagte der Wahlbeobachter Brit Hume auf Fox News. Er bezog sich auf das Rennen um einen der beiden Senatssitze des Staats Pennsylvania zwischen dem Demokraten John Fetterman und dem Republikaner Mehmet Oz, das letztlich von Fetterman gewonnen wurde. Humes Äußerung hätte allerdings ebenso für mehrere weitere Entscheidungen gelten können.

Midterms 2022: Keine klare Tendenz

„Deshalb brüht man sich Kaffee“, murrte der Journalist John King vom Sender CNN nach einem weiteren vergeblichen Versuch, mit einem Überblick über ländliche Wahlbezirke im Staat Georgia den dortigen Wahlsieger für den Senat zu ermitteln.

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Die Zeitung „The New York Times“ legte online ihren „Zeiger“ zur Projektion der Machtverhältnisse in Repräsentantenhaus und Senat wieder auf. Die ganze Nacht hindurch bewegte er sich kaum: Im Senat blieb die Lage offen, im Abgeordnetenhaus lagen die Republikaner knapp in Führung.

Nach Mitternacht (Ortszeit) schrieb die Nachrichtenagentur AP, die Kontrolle über den Kongress „hängt in der Schwebe“. Die Zeitung „The Washington Post“ titelte: „Kontrolle über Kongress zu vergeben, während viele wichtige Rennen landesweit noch offen sind“.

„Ein guter Abend für die Demokraten“ – Videoanalyse der ersten Ergebnisse der Midterm-Wahlen

Der US-Politikexperte Julius van de Laar analysiert im RND-Videointerview die ersten Ergebnisse der Midterm-Wahlen 2022.

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Midterms 2022: Unklar, wer Vorsitz im Repräsentantenhaus erhalten wird

Garrett Haake von NBC News and Manu Raju von CNN berichteten nach Mitternacht live aus einem weitgehend leeren Saal, in dem der republikanischen Fraktionsvorsitzende im Abgeordnetenhaus, Kevin McCarthy, eigentlich eine Siegesfeier abhalten wollte. Erobert seine Partei die Kammer, könnte er als Präsident der Kammer Nachfolger der Demokratin Nancy Pelosi werden. „Die Nacht ist noch lang“, sagte Haake. „Aber es hat sich herausgestellt, dass das ein viel mühevollerer Weg zu einer Mehrheit im Haus ist, als die Republikaner das erwartet haben.“

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Rachel Maddow vom Sender MSNBC konstatierte, für keines der beiden Lager sei ein Sieg „eine todsichere Sache“. Kellyanne Conway, der früheren Beraterin von Ex-Präsident Donald Trump und Kommentatorin auf Fox News, gingen die live gesendeten Diskussionen darüber, dass die Republikaner die hohen Erwartungen offenbar nicht voll erfüllen konnten, sichtlich auf die Nerven. „Es reicht“, sagte sie. „Wir holen uns das.“

Zwischenwahlen in den USA: Fernsehsender waren auf Angriffe gefasst

Die Fernsehsender waren am Dienstag personell gut darauf vorbereitet, über mögliche Gefahren für die Demokratie bei der Wahl zu berichten. Etwa über Aktionen von Wahlsiegleugnern oder Versuche, Wähler an der Stimmabgabe zu hindern. Es gab für sie allerdings nicht viel zu tun. Dabei setzten sie sogar kleinteilige statistische Analysen ein. ABC News zeigte eine Tabelle, die darstellte, wie Kandidaten, die den Sieg von Präsident Joe Biden bei der Wahl 2020 leugnen, bei der jetzigen Wahl abschnitten. Umfragen von CBS teilten die Befragten ein in Kategorien wie „Eltern unter Druck“ und „jung und rastlos“.

Gemein war den Medien, dass sie um Transparenz bemüht waren. Und sie betonten, dass die Auszählung der Ergebnisse im Vergleich zur Vergangenheit schwieriger geworden sei, unter anderem, weil immer mehr Wähler ihre Stimme vorab abgeben und wegen unterschiedlicher Vorgaben in den einzelnen Staaten. „Das ist komplizierter als vor zehn Jahren“, sagte King von CNN. „Denn die Leute wählen auf andere Art.“

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RND/AP

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