Nancy Faeser im Bundesinnenministerium: Freude über frischen Wind
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Die neue Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) steht vor dem Eingang des Bundesinnenministeriums.
© Quelle: Jörg Carstensen/dpa
Berlin. In der vorigen Woche bekamen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bundesinnenministeriums einen Brief. „Der Empfang, den Sie mir bereitet haben, ist sehr herzlich und offen gewesen“, hieß es darin. „Dafür bedanke ich mich bei allen, die ich schon kennengelernt habe.“ Absenderin ist die neue Hausherrin, Nancy Faeser, 51 Jahre alt, aus Schwalbach im Taunus, Mitglied der SPD und erste Frau in diesem Amt.
Die Bundesinnenministerin kündigt in dem Brief an, „mich in den nächsten Wochen in den jeweiligen Abteilungen vorzustellen“; bereits vorher werde sie damit beginnen, die verschiedenen Dienstsitze zu besuchen. Das sind nicht wenige. Faeser unterstehen unter anderem die Bundespolizei, das Bundeskriminalamt oder das Bundesamt für Verfassungsschutz.
In dem über 2000-köpfigen Bundesinnenministerium ist die Charmeoffensive, so hört man, gut angekommen. Das hat vor allem mit Faesers Vorgänger Horst Seehofer (CSU) zu tun.
Ein Imageschaden am 69. Geburtstag des Ministers
Der 73-Jährige war ja 2018 gewissermaßen aus München nach Berlin geflohen, weil ihm sein Intimfeind Markus Söder das Ministerpräsidentenamt und den CSU-Vorsitz streitig machte. Als Reaktion auf die für viele schockierenden AfD-Wahlerfolge vornehmlich in den ländlichen Gegenden Ostdeutschlands wurde das Bundesinnenministerium dann zum Bundesministerium für Inneres, Bau und Heimat aufgestockt. Es sollte integrierend wirken.
Doch nicht wenige Mitarbeitende etwa aus der Pressestelle nahmen vor Seehofer Reißaus. Bald darauf brach der Minister einen erbitterten Streit mit Kanzlerin Angela Merkel über den Zuzug von Flüchtlingen vom Zaun, in dessen Verlauf er sich darüber amüsierte, dass an seinem 69. Geburtstag 69 Asylsuchende abgeschoben worden seien.
Der frische Wind ist 22 Jahre jünger
Zwar hat Seehofer später die Kurve gekriegt. Der Imageschaden war jedoch irreparabel. Hinzu kommt, dass der Bundesinnenminister durch Abwesenheit glänzte. So führte er das Ministerium dem Vernehmen nach vorwiegend vom heimischen Ingolstadt aus – oder ließ es vom federführenden Staatssekretär Hans-Georg Engelke führen. Da, wo er hätte sein sollen, war Seehofer seltener: in seinem Ministerium oder in der Unionsfraktion.
Nun weht der frische Wind einer Amtsinhaberin, die 22 Jahre jünger ist, als sehr umgänglich gilt, offenkundig Lust auf den Job und den Kampf gegen den Rechtsextremismus zur Priorität erklärt hat. Dabei wurde Heimatstaatssekretär Markus Kerber, aus dessen Abteilung kein Gesetzentwurf gekommen war, durch Juliane Seifert aus dem Familienministerium ersetzt.
Seehofer grüßte die „Bild“-Redaktion
Zudem wird die Presseabteilung enger an die Leitung des Hauses angebunden. Seehofers Öffentlichkeitsarbeit war sehr erratisch. Der Axel-Springer-Verlag und bayerische Medien wurden großzügig bedient; einem „Bild“-Zeitungsredakteur rief Seehofer in der Bundespressekonferenz mal hinterher: „Schönen Gruß an die Redaktion!“ Andere gingen leer aus.
Faesers Brief an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter endet übrigens so: „Schon die ersten Tage haben mir gezeigt, mit welch hoher Qualität und Geschwindigkeit hier gearbeitet wird. Das freut und beeindruckt mich sehr. Dafür möchte ich Ihnen schon einmal herzlich danken.“