Neues Ost-Gesicht für die CDU: Sepp Müller erkämpft sich Vizefraktionsvorsitz

Sepp Müller aus Wittenberg ist als Vizefraktionschef der Unions-Bundestagsfraktion zuständig für Ostdeutschland.

Sepp Müller aus Wittenberg ist als Vizefraktionschef der Unions-Bundestagsfraktion zuständig für Ostdeutschland.

Berlin. Sepp Müller findet nicht, dass er eine Überraschung ist, aber er ist es eben doch. Seit dieser Woche ist der 32-Jährige aus Wittenberg in Sachsen-Anhalt Vizevorsitzender der Unionsfraktion, mit der Zuständigkeit für Gesundheitspolitik und ostdeutsche Themen.

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Zwei Kampfkandidaturen hat es nur gegeben für die Führungsjobs in der Fraktion, Müller hat eine von ihnen gewonnen. Er ist einer von elf Stellvertretern.

Weil aber die Union in den neuen Bundesländern massiv an Zustimmung eingebüßt und viele Direktmandate an die AfD verloren hat, kommt ihm eine besondere Bedeutung zu. Interessant ist dabei: Müller verortet sich ausdrücklich in der Mitte der Partei. Im Wettbewerb um den CDU-Vorsitz gilt er als Unterstützer des liberalen Außenpolitikers Norbert Röttgen, während in einem Großteil der ostdeutschen Landesverbände der Wirtschaftspolitiker Friedrich Merz Favorit zu sein scheint.

Müller setzt sich gegen Hirte durch – entgegen der Absprachen

Er habe „mit einem klaren Profil der Mitte“ die AfD und die SPD geschlagen, sagte Müller dem RND. Er habe sich sowohl mit Klimaschutzaktivisten von Fridays for Future getroffen und mit ihnen Bäume gepflanzt, spreche aber auch viel über die Sicherheitsthemen, die Landarztversorgung und über den Umgang mit Wölfen.

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Im Bundestag wehrte er sich vor wenigen Wochen, als ein AfD-Abgeordneter ihn als Beispiel für die Nutzlosigkeit von Impfungen gegen Corona-Infektionen nannte. „Gott sei Dank war ich geimpft, mir lief nur die Nase“, hielt Müller ihm entgegen. Ein befreundeter Sportler dagegen habe nach einer Corona-Erkrankung Probleme beim Treppensteigen.

Sehr plastisch warb Müller auch in der Fraktion für sich: Um seinen Wahlkreis herum habe sich die Landkarte bei der Bundestagswahl AfD-blau und SPD-rot gefärbt, sagte er. Der Bankbetriebswirt warf in der Fraktionssitzung am Montag den Favoriten der CDU-Planungsrunde aus dem Rennen: Die sogenannten „Teppichhändler“, darunter unter anderem die Vorsitzenden der verschiedenen Landesgruppen, hatten sich auf den Thüringer CDU-Chef Christian Hirte verständigt – der seinen Wahlkreis an die AfD verloren hat.

Lag es an einer besseren Bewerbungsrede?

Doch das Votum der Fraktion fiel deutlich aus: 86 Unions-Abgeordnete stimmten in der Stichwahl für Müller, 56 für Hirte. Bei der anschließenden Gesamtabstimmung bekam Müller mit 89,6 Prozent das zweitbeste Ergebnis hinter dem Schleswig-Holsteiner Johann Wadephul, der als Fraktionsvize weiter für Außen- und Sicherheitspolitik zuständig bleibt.

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Müller hatte die Junge Gruppe hinter sich, das allerdings sind nur 13 Abgeordnete. In der Fraktion heißt es, der Sachsen-Anhalter habe einfach die bessere Bewerbungsrede gehalten. Hirte dagegen habe sich lange dafür gerechtfertigt, 2020 den FDP-Politiker Thomas Kemmerich per Twitter als „Kandidaten der Mitte“ bezeichnet zu haben, nachdem dieser sich mit den Stimmen der AfD zum Thüringer Ministerpräsident hatte wählen lassen. Kemmerich war seinen Job bald los und Hirte seinen Posten als parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium.

Ein Stück weit lässt sich die Entscheidung also auch als Richtungsentscheidung sehen. Denkbar ist, dass Müller in Sachsen-Anhalt nun in die bislang sehr lichte Riege derer aufrückt, die einst Ministerpräsident Rainer Haseloff beerben könnten. Der war bei der Landtagswahl im Juni entgegen seinen eigentlichen Plänen erneut angetreten, nachdem er seinen designierten Nachfolger, Landesinnenminister Holger Stahlknecht, entlassen hatte.

Stahlknecht hatte einem Koalitionsbruch das Wort geredet, eine klare Grenzziehung zur AfD schien unter ihm nicht sicher. Müller sagte, die CDU habe die Landtagswahl „mit einer klaren Abgrenzung gegen rechts“ gewonnen, mit dem besten Wahlergebnis der CDU im Jahr 2021. Eines hat er mit Haseloff auf jeden Fall gemeinsam: Beide kommen aus demselben Wahlkreis.

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