Das 9-Euro-Ticket darf kein einmaliges Festival bleiben
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Eine Person mit Rucksack geht auf dem Bahnsteig am Bahnhof Gesundbrunnen am überfüllten Regionalexpress 5 nach Rostock vorbei.
© Quelle: Fabian Sommer/dpa
Berlin. Das 9-Euro-Ticket erfüllt alle Erwartungen. Im Positiven wie im Negativen. Das Schnäppchenticket wird gekauft wie wild – die erwartete Zahl von 30 Millionen Nutzerinnen und Nutzern pro Monat wird höchstwahrscheinlich übertroffen. Die Züge sind deutlich voller: Gut 30 Prozent mehr Fahrgäste seien unterwegs, nicht nur am Wochenende, auch an den Werktagen und zu allen Tageszeiten, schreibt die Deutsche Bahn (DB) in einer ersten internen Zwischenbilanz.
Ebenfalls absehbar: Die neue Regionalreiselust wirft ein Schlaglicht auf die Vernachlässigung dieses Rückgrats der Bahn. Eine Reserve an Zügen für Spitzenzeiten gibt es ebenso wenig wie mehr Personal. Alles wurde weggespart in den Ausschreibungen der Bundesländer, die den Regionalverkehr bestellen.
Einige Bahnhöfe können die Massen der Reisenden nicht fassen; Eisenbahner teilen in Foren Videos von Dutzenden Menschen, die quer über die Gleise laufen, weil die Unterführungen verstopft sind.
Und dennoch: Wegen Überfüllung von der Bundespolizei geräumt werden mussten laut DB-Bilanz bisher nur 0,1 Prozent aller Fahrten.
Umfassende Umstrukturierung nötig
Wer die Verkehrswende wirklich will, muss investieren: in Stationen ebenso wie in Züge und Personal. Und sich von überkommenen Strukturen trennen: Der Kleinstaaterei im Nahverkehr mit Dutzenden Verkehrsverbünden soll es jetzt an den Kragen gehen. Bereits die ersten drei Wochen mit dem 9-Euro-Ticket haben gezeigt, dass die neue Freiheit den Kundinnen und Kunden mindestens so wichtig ist wie der Schnäppchenpreis: einfach einsteigen und losfahren, über alle Tarifgrenzen hinweg, für einen Pauschalpreis pro Monat. Der kann auch bei 30 Euro liegen (was bereits weitere Milliardensubventionen verursachen würde).
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Das 9-Euro-Ticket darf nicht zu einem sommerlichen „Woodstock im Nahverkehr“ werden, wie es der Geschäftsführer des Verbands deutscher Verkehrsunternehmen in einem Anflug poetischen Anarchismus gesagt hat. Die Verkehrswende ist kein Festival. Sie muss Alltag werden.
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