Herbstbilanz bei Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft

Trotz Einbruch des Russland-Geschäfts: deutscher Osthandel im Plus

Die Wirtschaft in Ostdeutschland wächst doppelt so schnell wie im Westen.

Die Wirtschaft in Ostdeutschland wächst doppelt so schnell wie im Westen.

Artikel anhören • 4 Minuten

Berlin. Der deutsche Osthandel verzeichnet starke Zuwächse in Zentralasien und im Südkaukasus und kann unter anderem damit die in Russland sanktionsbedingt weggebrochenen Geschäfte gut kompensieren. Das unterstrich die Vorsitzende des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft (OA), Cathrina Claas-Mühlhäuser, am Dienstag auf der Herbstpressekonferenz des Verbandes in Berlin. Demnach sind die deutschen Exporte in die 29 mit dem OA kooperierenden Länder in den ersten sieben Monaten 2023 um knapp 2 Prozent auf 168 Milliarden Euro gestiegen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Das Rückgrat des deutschen Osthandels bleiben die vier Visegrád-Staaten Polen, Tschechien, Ungarn und die Slowakei, mit denen Deutschland in den ersten sieben Monaten allein 231 Milliarden Euro umsetzte, und damit mehr als mit China oder den USA.

Die deutschen Exporte nach Russland sind dagegen um fast 40 Prozent im Vorjahresvergleich eingebrochen, die deutschen Importe sogar um fast 90 Prozent, was vor allem aus Öl- und Gaslieferungen resultiert. Der deutsch-russische Handel sank in den ersten sieben Monaten 2023 um 27 Milliarden auf 8,4 Milliarden Euro.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Russland rutschte auf der Weltrangliste der deutschen Handelspartner von Platz 14 auf Platz 36 ab. „Wir erleben eine Desintegration Russlands am Weltmarkt“, sagte Claas-Mühlhäuser, die Vorsitzende des Aufsichtsrats des Landmaschinenherstellers Claas ist, der ein Mähdrescherwerk in Russland betreibt. Sie warnte zugleich vor einer „Diskriminierung“ deutscher Firmen, die aus unterschiedlichen Gründen noch in Russland aktiv seien. Das betreffe vor allem Branchen, die nicht von westlichen Sanktionen berührt seien, wie Landwirtschaft, Gesundheit und Pharma.

Hohe Zuwachsraten durch Rumänien, Slowakei und Ungarn

Die große Mehrheit der deutschen Unternehmen habe ihre Geschäfte in Russland heruntergefahren oder ziehe sich zurück, obwohl die russische Regierung dies immer mehr erschwere. Viele Unternehmen seien an „vertragliche Verpflichtungen“ gebunden und könnten nicht einfach den Markt verlassen, ohne sich strafbar zu machen, so Claas-Mühlhäuser. Die vollständige Einstellung aller Geschäftsaktivitäten sei auch nicht das Ziel der Sanktionen. Der Ost-Ausschuss sei dafür, Aktivitäten in nicht sanktionierten Wirtschaftssektoren aufrechtzuerhalten.

Hauptstadt-Radar

Persönliche Eindrücke und Hintergründe aus dem Berliner Regierungsviertel. Immer dienstags, donnerstags und samstags.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Zum positiven Exportergebnis der Verbandsunternehmen in den ersten sieben Monaten trugen insbesondere Länder wie Rumänien, Ungarn und die Slowakei, aber auch zentralasiatische Staaten bei. Die Verbandchefin sprach hier von „hohen Zuwachsraten“ und nannte Usbekistan und Kasachstan wie auch die Kaukasusländer Armenien und Georgien. So unterhält beispielsweise der Baustoffhersteller Knauf (Bayern) inzwischen drei Werke in Zentralasien.

Wirtschaftsbeziehungen bleiben bestehen

Trotz Russlands brutalem Krieg gegen die Ukraine haben die wirtschaftlichen Beziehungen nicht so stark gelitten, wie dies zu befürchten war. „Die meisten deutschen Unternehmen sind trotz des Krieges ihren Standorten in der Ukraine treugeblieben“, sagte die OA-Chefin und fügte hinzu, es gebe auch Firmen, die schon neue Investitionen planten, etwa in Windkraftanlagen, in der Landwirtschaft und der Baustoffindustrie.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

So wolle beispielsweise Bayer etwa 60 Millionen Euro in die Saatgutproduktion investieren, was deshalb besonders wichtig sei, weil 40 Prozent der ukrainischen Exporte aus der Agrarwirtschaft resultierten. Der bayerische Baustoffhersteller Fixit baue ebenfalls ein neues Werk in der Ukraine. In diesem Zusammenhang lobte Claas-Mühlhäuser die Verbesserungen bei Export- und Investitionsgarantien des Bundes, die den Firmen Sicherheit geben würden.


Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken