Pete Buttigieg: Der Ex-Rivale an Bidens Steuerrad

Pete Buttigieg (links) soll im Biden-Kabinett den Posten des Verkehrsministers übernehmen.

Pete Buttigieg (links) soll im Biden-Kabinett den Posten des Verkehrsministers übernehmen.

Washington. Vor einem Jahr waren sie noch Rivalen. „Die Demokraten können die Uhr nicht auf die Neunzigerjahre zurückdrehen“, stichelte Pete Buttigieg, und Joe Biden lästerte über die Erfahrung des Provinzpolitikers beim Bürgersteigbau. Zum Auftakt der innerparteilichen Präsidentschaftsvorwahlen in Iowa im Februar triumphierte der Jüngere und verwies den Älteren auf den demütigenden vierten Platz. Doch kurz darauf wendete sich das Blatt: Biden wurde zum Favoriten, und Buttigieg stieg aus: „Das Ziel, gemeinsam Donald Trump zu schlagen, ist wichtiger als meine Person“, sagte der 38-Jährige damals.

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Neun Monate später ist das Ziel erreicht – und der einstige Bürgermeister von South Bend kehrt zurück auf die nationale Bühne: Als neuer Verkehrsminister soll er nicht nur einen gewaltigen Etat von rund 90 Milliarden Dollar verwalten. Er ist auch für das zentrale Schnittstellenressort bei der Umsetzung zahlreicher Wahlversprechen des neuen Präsidenten von einem milliardenschweren Infrastrukturprogramm bis zur Energiewende verantwortlich.

Bidens Wertschätzung trotz 40 Jahren Altersunterschied

„Buttigieg ist ein Problemlöser und ein im Umbau erfahrener Staatsdiener aus dem industriellen Mittleren Westen, der eine neue Generation von amerikanischer Führung verkörpert“, preist Biden seinen künftigen Minister an. Das anfänglich nicht spannungsfreie Verhältnis der beiden Politiker ist längst einer großen persönlichen Wertschätzung gewichen.

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Im März verglich Biden den 40 Jahre jüngeren Buttigieg wegen dessen „moralischer Standhaftigkeit“ mit seinem verstorbenen Sohn Beau. Schon damals sagte er einen bemerkenswerten Satz: „Ich verspreche Ihnen: Im Laufe Ihres Lebens werden Sie mehr von Pete sehen als von mir.“

In vielen Reaktionen wird nun gewürdigt, dass Buttigieg der erste offen schwule Minister in einer amerikanischen Regierung sein wird. „Das ist ein Meilenstein im jahrzehntelangen Kampf für eine Vertretung von LGBTQ-Menschen in der Regierung“, sagte Annise Parker, die Chefin der Bürgerrechtsgruppe Victory Institute. Auch Biden, der ein möglichst buntes Kabinett zusammenstellen möchte, hebt den Wendepunkt hervor.

Doch würde es zu kurz greifen, die Personalie als Ausdruck identitätspolitischer Erwägungen zu werten. Mindestens so wichtig dürften das persönliche Vertrauensverhältnis, das politische Potenzial des Ex-Bürgermeisters und dessen Rolle im Wahlkampf sein.

In den vergangenen Monaten nämlich hat sich Buttigieg als einer der rhetorisch gewandtesten Biden-Verbündeten profiliert. Seine unideologische Offenheit und seine Schlagfertigkeit brachten ihm viele Einladungen zum rechten Sender Fox ein, wo andere Demokraten entweder nicht willkommen sind oder einen Auftritt scheuen. Mit schnellen, klugen Kontern brachte er die Moderatoren mehrfach aus dem Konzept.

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Als er auf inhaltliche Differenzen zwischen Biden und seiner Vizepräsidentin Kamala Harris angesprochen wurde, erwiderte er lächelnd: „Wenn wir dieses Spiel spielen wollen, könnten wir uns auch fragen, warum ein evangelikaler Christ wie Mike Pence für einen Präsidenten arbeiten möchte, der mit einem Pornostar erwischt wurde.“ Das saß. Bei Twitter bekam der einstige „Mayor Pete“ schnell einen neuen Spitznamen: „Slayer Pete“ (Killer Pete).

Mit rhetorischer Brillanz allein freilich wird Buttigieg kaum die Herausforderung bewältigen können, die nun vor ihm liegt: Große Teile der amerikanischen Infrastruktur sind marode. Biden hat einen Zwei-Billionen-Dollar-Plan für Straßen, Brücken und Schienen angekündigt. Doch die Republikaner im Senat könnten sich querstellen, und der Topf für den Straßenbau ist ohnehin dramatisch unterfinanziert.

Zugleich will der neue Präsident zum Erreichen seiner Klimaschutzziele die Abgaswerte für Autos senken und alle amerikanischen Städte mit öffentlichen Verkehrsmitteln ausrüsten. Auch hier wird Buttigieg eine Schlüsselrolle spielen.

Als Bürgermeister von South Bend beschäftigte sich der Harvard-Absolvent mit durchaus verwandten Themen: So setzte er eine Verkehrsberuhigung und Wiederbelebung der Innenstadt durch. Er ließ Fahrradwege anlegen, Bäume pflanzen und das Abwassersystem sanieren. Energisch kämpfte er für die geplante Anbindung der City an das S-Bahn-Netz von Chicago. Das sind nun wichtige Erfahrungen.

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Doch sie machen auch den Unterschied zum neuen Job deutlich: Damals war Buttigieg der Repräsentant eines Ortes mit 100.000 Einwohnern. Künftig wird er alleine 55.000 Mitarbeiter haben.

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