Pete Buttigieg gibt auf: Der jähe Abschied eines Shootingstars

Pete Buttigieg, bislang demokratischer Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur. Nun zog er zurück.

Pete Buttigieg, bislang demokratischer Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur. Nun zog er zurück.

Washington. Es war ein seltener spontaner Moment im Vorwahlkampf der US-Demokraten. “Was ist Ihr liebster Beatles-Song?”, wollte Anfang Februar der Besucher einer Kundgebung von Pete Buttigieg in Iowas verschneiter Hauptstadt Des Moines wissen. “Das ist eine schwierige Frage”, antwortete der Mann mit den hochgekrempelten Hemdsärmeln zunächst zögernd.

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Dann setzte er entschlossen hinzu: “In einer Situation wie unserer sicher: Come together!” Am nächsten Tag gewann Buttigieg die parteiinterne Präsidentschaftskandidatenkür in dem Bundesstaat und errang den größten politischen Triumph seines Lebens.

Einen Monat später stand der 38-Jährige am Sonntagabend nun erneut auf der Bühne – dieses Mal in seiner Heimatstadt South Bend in Indiana. Die Menge jubelte ihm zu. Doch es war seine Abschiedsvorstellung und zugleich die eindrucksvolle Demonstration, dass es der jüngste Bewerber für das Weiße Haus mit seinem Appell zur Überwindung der Spaltung ernst meint.

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“Unsere Kampagne hat bewiesen, dass Amerika wirklich hungrig nach einer neuen Politik ist”, sagte Buttigieg. “Aber heute ist der Moment der Wahrheit.” Unumwunden gestand der Ex-Bürgermeister, dass er kaum noch Chancen auf die Nominierung habe, seine weitere Kandidatur die Partei im Kampf gegen Präsident Donald Trump aber entzweien könne: “Ich werde nicht länger im Rennen sein.” Seine Anhänger reagierten schnell: “2024!”, forderten sie in lauten Sprechchören – er solle in vier Jahren erneut antreten.

In Nevada und South Carolina stürzte Buttigieg böse ab

Klug, eloquent, moderat, gläubig und offen homosexuell: Mit seiner Kandidatur hat der mehrsprachige Ex-Afghanistan-Veteran bereits Geschichte geschrieben. Vor einem Jahr noch habe kaum jemand seinen Namen gekannt, erinnerte er sich selbst. Erst recht wusste niemand, wie man ihn aussprechen sollte. Dann kamen der Sensationserfolg in Iowa und ein zweiter Platz in New Hampshire. Doch in Nevada und in South Carolina stürzte Buttigieg böse ab. Offenkundig gelang es ihm nicht, über seine gebildete weiße Anhängerschaft hinaus zu mobilisieren. Vor allem bei den Afroamerikanern konnte der Ex-Bürgermeister, in dessen Amtszeit auch Fälle von Polizeigewalt fielen, nicht punkten.

Seit der South-Carolina-Wahl vom Samstag hatten Wahlforscher und Datenexperten errechnet, dass der einstige Shootingstar keine Chancen mehr hat, eine Mehrheit der Delegiertenstimmen einzusammeln. Dass der Harvard-Absolvent seine Kandidatur dann so schnell noch vor dem Super Tuesday zurückzog, an dem in 14 Bundesstaaten abgestimmt wird, spricht für ein nüchternes Kalkül. Auf diese Weise kann sich zumindest der Teil seiner Anhänger, der nicht per Briefwahl abgestimmt hat, noch umentscheiden, und die Zersplitterung des moderaten Bewerberfeldes wird ein Stück weit überwunden.

Die verbliebenen männlichen Kandidaten gehen alle stramm auf die 80 zu

Bei nationalen Umfragen war Buttigieg zuletzt auf 11 Prozent gekommen. Wohin seine einstigen Stimmen wandern, lässt sich nicht klar vorhersagen. Buttigieg hat bei seiner Kampagne stets für einen “Generationswechsel” geworben. Den würde unter den verbliebenen sechs Kandidaten allenfalls die 59-jährige Senatorin Amy Klobuchar verkörpern, die mit Buttigieg aber eine innige Abneigung verbindet.

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Die verbliebenen männlichen Bewerber gehen alle stramm auf das achte Lebensjahrzehnt zu. Buttigiegs explizite Warnung vor einer spalterischen ideologischen Politik in seiner Abschiedsrede kann wohl als Absage an den linken Senator Bernie Sanders verstanden werden, dessen Anhänger ihn als “Wallstreet-Pete” verhöhnten.

Insofern dürfte von dem Ausscheiden am ehesten Ex-Vizepräsident Joe Biden profitieren, der wie Buttigieg für eine pragmatisch-moderate Linie steht. Auch der Hinweis, in der Politik gehe es nicht um ein Rattenrennen, sondern um den Alltag von realen Menschen, deckt sich mit Bidens Überzeugungen. Der 77-Jährige erhält damit vor den wichtigen Mammutwahlen am Dienstag nach seinem Wahlsieg in South Carolina noch einen zusätzlichen Schub.

“Lasst uns zusammen weitermachen!”, rief Buttigieg zum Abschied seinen Anhängern zu. Wie ein endgültiger Abschied von der politischen Bühne wirkte der Auftritt mit der vielleicht besten Rede seiner bisherigen politischen Laufbahn ganz sicher nicht.

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