Philosoph Precht über Corona-Impfung: „Nicht Aufgabe des Staates, jedermanns Krankheitsrisiko auszuschließen“
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Philosoph und Autor Richard David Precht (Archivbild).
© Quelle: Rolf Vennenbernd/dpa
Berlin. In seinem gemeinsamen Podcast mit Moderator Markus Lanz hat der Philosoph Richard David Precht erklärt, dass er der Corona-Impfung von Kindern skeptisch gegenübersteht. Er würde sie nicht gegen das Virus impfen lassen, sagte er. Aus seiner Sicht sei es falsch, ein „im Aufbau befindliches Immunsystem mit diesem Impfstoff zu bearbeiten“. Dies sei aber nicht als Empfehlung zu verstehen, unterstrich Precht.
Weiter sagte Precht, dass es bei der Impfung um den Schutz von Menschen gehe, bei denen eine Infektion zu besonders schweren Folgen führen könnte. „Es geht nicht darum, dass jeder Deutsche geimpft ist und das Coronavirus im nächsten Jahr aus der Welt ist.“ Für eine Impfpflicht gebe es allerdings keine rechtliche Basis. Jeder müsse die Entscheidung zur Impfung selber frei treffen können, es dürfe keinen gesellschaftlichen Druck geben.
Precht will Corona-Maßnahmen zurückfahren
„Es ist nicht die Aufgabe des Staates, jedermanns Krankheitsrisiko auszuschließen“, erklärte der Philosoph und Schriftsteller weiter. 2017/2018 seien 25.000 Menschen an der Grippe gestorben. „Warum lassen wir das bei Covid nicht zu?“, fragte der Philosoph. Aus Sicht Prechts sei es so, dass man einmal mit den Maßnahmen gegen Corona-Tote angefangen habe und nicht mehr aufhören könne: „Und plötzlich ist das, was man tut, eigentlich gar nicht mehr verfassungsrechtlich.“
Der Staat sei nicht zuständig dafür, die Menschen zu schützen, die sich gegen eine Corona-Impfung entschlossen haben. „Darum müssen wir die Corona-Maßnahmen zurückfahren in Form eines politischen Endes.“ Ob sich jemand, der zu einer vulnerablen Gruppe gehört, in ein volles Stadion oder auf einen Markplatz ohne Maske wage, gehöre zur Eigenverantwortlichkeit der Menschen.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisierte die Aussagen Prechts scharf und zeigte sich gleichzeitig überrascht. „Es waren sehr viele Dinge dabei, die einfach falsch sind“, sagte Lauterbach dem „Spiegel“. Prechts Äußerungen hätten ihn „vollkommen auf dem falschen Fuß erwischt“, so Lauterbach, denn er kenne Precht gut und schätze ihn. Deshalb habe es ihn überrascht und auch enttäuscht.
RND/ag/sic