Überblick über die schärfsten Attacken

Von Säuen, Schimpf und Schande: wenn Politiker am Aschermittwoch austeilen

Der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Markus Söder bedankt sich bei den Zuhörern nach seiner Rede beim politischen Aschermittwoch der CSU in der Dreiländerhalle Passau.

Der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Markus Söder bedankt sich bei den Zuhörern nach seiner Rede beim politischen Aschermittwoch der CSU in der Dreiländerhalle Passau.

Berlin. Sie beschimpfen sich, spotten über Missgeschicke der anderen und empfehlen sich selbst als einzig beste Lösung: Die Parteien haben sich wieder aneinander abgearbeitet – nicht immer mit dem Humor, den der politische Aschermittwoch verspricht. Aber die Zeiten sind angespannt im Angesicht des russischen Kriegs gegen die Ukraine. Ein Überblick über die Reden vom Mittwoch, die auch in jedem Wahlkampf gehalten werden können, zum Beispiel zur Landtagswahl in Bremen im Mai und in Hessen und Bayern im Oktober:

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident: Mit Spannung war erwartet worden, wie Markus Söder in seiner Rede vor rund 4000 CSU-Anhängern in Passau mit den Grünen umgehen wird. Verschont er sie mit deftigen Sprüchen, um die Stimmung im Fall notwendiger Koalitionsgespräche im Oktober nicht gänzlich zu verderben? Nein, er tobte sich nach Lust und Laune aus. Die Grünen seien ein „Sicherheitsrisiko für Deutschland“, rief er unter Verweis auf den Versprecher von Außenministerin Annalena Baerbock: „Wir kämpfen einen Krieg gegen Russland und nicht gegeneinander.“ „Zum Glück“ hätten die Grünen im Freistaat nur einen einzigen Landrat. Aber auch die FDP brauche „keine Sau“ und die SPD mit Olaf Scholz bekomme nichts auf die Reihe.

Söder über Ampelkoalition: „Schlechteste Bundesregierung, die Deutschland je hatte“
22.02.2023, Bayern, Passau: Der CSU-Vorsitzende und Bayerische Ministerpräsident Markus Söder bedankt sich bei den Zuhörern nach seiner Rede beim Politischen Aschermittwoch der CSU in der Dreiländerhalle Passau. Foto: Peter Kneffel/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

„Alle reden von Zeitenwende, aber bisher ist es nur eine Zeitlupe“, sagte CSU-Chef Söder in Passau.

Der Kanzler habe zu lange an Christine Lambrecht als Verteidigungsministerin festgehalten. Gut an Lambrecht sei einzig, dass sie nicht mehr da sei. Für die Bundeswehr bedeute das erste Jahr der neuen Regierung jedenfalls: „Nix bestellt, nix gekauft, nix gemacht.“ Gleiches könnte man durchaus über die Windenergie in Bayern sagen. Aber Söder ging es ja um Berlin: „Die Ampel ist die schlechteste Bundesregierung, die Deutschland je hatte.“ Gejohle im Saal.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die Grünen-Bundesvorsitzende: Ricarda Lang sezierte in Landshut Söders Energiepolitik. „Ich will nie wieder hören, dass wir im Moment das Scheitern von grüner Energiepolitik erleben.“ Das genaue Gegenteil sei der Fall. Nur Bayern habe den Ausbau der Windkraft verschlafen. Söder habe damit den Wohlstand Deutschlands gefährdet. Schwarz-Grün in Bayern wäre spannend.

Der SPD-Vorsitzende: Lars Klingbeil sprach als Einziger nicht in Bayern, sondern in Hessen, wo sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser im Oktober als Ministerpräsidentin bewirbt. Seine Rede in Frankfurt am Main war von Ernst und Sachlichkeit geprägt. Er nutzte die Gelegenheit wieder, um die Politik von Kanzler Scholz zu erklären. Dessen Kurs sei eine Verbindung militärischer Stärke und Diplomatie. Russlands Präsident Wladimir Putin werde für seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine noch „als Kriegsverbrecher in die Geschichte eingehen“ und vor internationalen Gerichten zur Verantwortung gezogen.

Mit einer Mischung aus Spott und Selbstironie bedachte er Friedrich Merz. Der sei im Ringen um den CDU-Vorsitz so oft gescheitert, dass das „eigentlich wie eine sozialdemokratische Aufstiegsgeschichte“ sei. Richtig vorgeknöpft hat sich Klingbeil nur die AfD. Die sei „eine Schande für Deutschland“. Denn: „Die liebt unser Land nicht, die will es spalten.“

Hauptstadt-Radar

Persönliche Eindrücke und Hintergründe aus dem Regierungsviertel. Immer dienstags, donnerstags und samstags.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Bayerns AfD-Chef: Stephan Protschkas Breitseite in Osterhofen zielte wiederum auf die CSU: „Mittlerweile lacht die ganze Welt über Bayern.“ Jedenfalls: „Söder muss weg.“ CSU-Übervater Franz Josef Strauß würde sich im Grabe umdrehen, wenn er dieses Bayern erlebte, sagte Protschka. Vermutlich noch eher, wenn er sähe, wie ihn die AfD für sich vereinnahmen will – auf dem Rednerpult vor Protschka stand Strauß als Miniatur.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die Linken-Vorsitzende: Janine Wissler hielt Söder in Passau – natürlich in einer anderen Halle – auch eine „äußerst dürftige Bilanz“ in Bayern vor und warnte vor rechtsradikalem Gedankengut in der Union.

Der FDP-Chef und Bundesfinanzminister: Christian Lindner vertat seine Zeit in Dingolfing nicht mit Attacken auf die Opposition. Er nahm sich vielmehr seine Ampelpartner SPD und Grüne vor und forderte Sparsamkeit und Verzicht auf weitere Steuererhöhungsdebatten: „Wenn ihr was sucht für die Fastenzeit, auf was ihr verzichten könnt – mein Vorschlag ist: bis Ostern Verzicht auf die tägliche Forderung nach Steuererhöhungen.“ Mal sehen, wie sparsam sich die Koalitionspartner in den nächsten Wochen kritisieren werden.

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken