Die düstere Warnung eines Nobelpreisträgers

Putins Krieg: Nobelpreisträger Muratow warnt vor Atomschlag

Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow.

Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow.

Brüssel. Der russische Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow hat eindringlich vor der Gefahr gewarnt, dass sich der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine zu einem Atomkrieg ausweiten könnte. „Das wäre natürlich ein Albtraum, aber ich schließe nicht aus, dass es irgendwann tatsächlich Versuchungen geben könnte, auf den nuklearen Knopf zu drücken“, sagte der Moskauer Journalist am Donnerstag in einer Anhörung des Europaparlaments in Brüssel.

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„Es gibt hier tatsächlich die Gefahr eines Nuklearkriegs“, sagte Muratow, Gründungsmitglied der regierungskritischen Zeitung „Nowaja Gaseta“, der im vergangenen Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. „Für mich ist das extrem beunruhigend“, so Muratow. „Vor einigen Wochen hätte sich auch niemand vorstellen können, dass Russland die Ukraine attackieren würde.“ Dennoch sei es geschehen.

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Muratow: Auch Gorbatschow ist sehr besorgt

Vor dem Einsatz von Nuklearwaffen habe auch der letzte sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow gewarnt, den er am Mittwoch im Krankenhaus besucht habe, um ihm zum 91. Geburtstag zu gratulieren, so der Putin-Kritiker Muratow in der Videoübertragung ins Europaparlament.

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Muratow begründete seine drastische Warnung mit Äußerungen des russischen Außenministers Sergej Lawrow. Dieser hatte am Mittwoch gesagt, dass der dritte Weltkrieg ein Atomkrieg sein werde. Am Donnerstag warf Lawrow dem Westen Panikmache vor. Die Frage eines Atomkriegs stelle sich nur in den Köpfen westlicher Politiker, nicht aber in denen der Russen.

Humanitäre Korridore gefordert

Nobelpreisträger Muratow forderte einen sofortigen Waffenstillstand, um eine humanitäre Katastrophe abzumildern. „Wir brauchen humanitäre Korridore, Gefangene müssen ausgetauscht werden und die Toten begraben werden. Das ist das Minimum in der jetzigen Lage.“

Nach Muratows Einschätzung ist „trotz wahnsinniger Propaganda der Regierung“ die Mehrheit der Russinnen und Russen gegen den Krieg. Der Kreml habe die Verwendung des Wortes „Krieg“ unter Strafe gestellt und verlange, dass die Medien den verniedlichenden Ausdruck „Spezialoperation“ verwendeten.

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„Manche Leute nennen Tolstois Roman ‚Krieg und Frieden‘ inzwischen ‚Spezialoperation und Frieden‘“, fügte Muratow mit Galgenhumor hinzu. Immerhin sei aber das Wort „Frieden“ in Russland noch nicht verboten.

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