Scholz darf die afrikanischen Staaten nicht enttäuschen
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Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, links) wird von Matamela Cyril Ramaphosa, Präsident von Südafrika, mit militärischen Ehren begrüßt.
© Quelle: Michael Kappeler/dpa
Es spricht für Olaf Scholz, dass er so schnell nach Amtsantritt auf Afrika-Reise gegangen ist. Trotz des russischen Krieges in der Ukraine. Oder gerade deshalb. Europas Nachbarkontinent hat einerseits enge Beziehungen zu Moskau und leidet andererseits ganz unmittelbar unter der russischen Zerstörung der Ukraine und deren Kornkammer für die Welt.
Desaströse Ernährungskrisen
In Staaten wie Niger verschlimmern sich desaströse Ernährungskrisen durch ausbleibende Weizenimporte, es verschärft sich schlicht der Hunger. Auch das ist Wladimir Putins Absicht: überall Unruhe und neue Flüchtlingsströme zu schaffen, nach Europa, nach Deutschland.
Deshalb handelt der Kanzler weitsichtig, wenn er die Lügen des Kremlchefs über die Gründe für den Krieg im direkten Gespräch mit Präsidenten wie Macky Sall in Senegal oder Cyril Ramaphosa in Südafrika offenlegt. Beide Länder haben sich bei der UN‑Abstimmung über eine Verurteilung Moskaus enthalten. Sie fürchten, sonst hineingezogen zu werden in Konflikte, von denen sie selbst genug haben.
Das bitterarme Niger war mutig genug, sich der Verurteilung Russlands anzuschließen. Der Kanzlerbesuch ist eine Anerkennung für den Demokratisierungsprozess in dem Land, das Staatschef Mohamed Bazoum beeindruckend reformieren will. Er hat Scholz bescheiden um Hilfe beim Bau von Mädchenschulen gebeten, um ihnen Bildung zu bieten, damit sie nicht mit 14 Jahren verheiratet werden und auf Geheiß der Männer durchschnittlich acht Kinder bekommen müssen. Für Niger ist das ein riesiger Schritt, deutsche Unterstützung wäre im Einzelnen eine kleine Sache.
Die große Frage ist, ob Scholz all die Erwartungen erfüllen kann, die er mit seinem Streben nach einer Integration afrikanischer Staaten in eine multipolare Welt und seinen Solidaritätsbekundungen weckt. Enttäuschen darf er sie nicht. Sonst winken am Ende wieder Russland oder China mit Geld – und bauen ihre Macht in Afrika weiter aus.