Totimpfstoff

Sorgt Novavax-Impfstoff für Impfboom? Hausärzte skeptisch

Braunschweig: Ampullen mit dem Corona-Impfstoff Nuvaxovid des US-Herstellers Novavax stehen im Impfzentrum in der Stadthalle Braunschweig auf einem Tisch.

Braunschweig: Ampullen mit dem Corona-Impfstoff Nuvaxovid des US-Herstellers Novavax stehen im Impfzentrum in der Stadthalle Braunschweig auf einem Tisch.

Berlin. Zwar hoffen die Kommunen wegen des Novavax-Impfstoffes auf steigendes Interesse an Corona-Impfungen, jedoch sind die Hausärztinnen und Hausärzte skeptisch. „In den Praxen gibt es bislang nur vereinzelte Nachfragen von Patientinnen und Patienten zu dem Novavax-Impfstoff“, sagte der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Nach aktuellem Stand ist es zumindest fraglich, ob der neue Impfstoff zu einer signifikanten Steigerung der Impfquoten führt.“

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Für Weigeldt ist klar, dass die mRNA-Impfstoffe nicht nur gegen schwere Verläufe schützen, sondern auch sehr sicher sind. „Es gibt keinen Grund, mit der Impfung zu warten“, unterstrich der Verbandschef, der einen massiven Rückgang der Impfungen beobachtet. „Ein Blick auf die Zahlen reicht, um festzustellen, dass die Impfkampagne deutlich an Schwung verloren hat. Die Hausarztpraxen erreichen aktuell nur sehr wenige Terminwünsche für eine Impfung.“ Wer sich bisher nicht habe impfen lassen, sei auch nur schwer zu überzeugen.

Die Impfkampagne in Deutschland stockt: Nur einige Tausend Menschen werden hierzulande täglich zum ersten Mal gegen das Coronavirus geimpft. „Die Nachfrage nach Impfungen, vor allem Erst- und Zweitimpfungen, stagniert derzeit auf sehr niedrigem Niveau“, sagte auch der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, dem RND. „Das ist bedauerlich, da so die Gefahr besteht, dass wir im Herbst und Winter in eine neue Welle laufen.“

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Landsberg geht allerdings davon aus, „dass die Nachfrage nach Impfungen wieder steigt, sobald ein an die Omikron-Varianten angepasster Impfstoff zur Verfügung steht.“

Der Landkreistag gab an, es gebe viele Landkreise, die in den vergangenen Tagen für eine Impfung mit Novavax geworben hätten. „Die Umsetzung läuft an, deshalb können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht einschätzen, welche Zugkraft der neue Impfstoff hat“, teilte Präsident und Landrat Reinhard Sager dem RND mit. „Wir setzen sehr auf Novavax und hoffen, dass damit Skeptiker überzeugt werden können. Gerade mit Blick auf die Pflegekräfte hoffen wir auf einen Schub.“

Ähnliches glaubt auch der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen. „Mit der Einführung des Impfstoffes von Novavax steht inzwischen auch ein Vakzin als proteinbasierter Totimpfstoff zur Verfügung, der letzte Sorgen bei einigen Unentschlossenen ausräumen kann“, so der Politiker zum RND. „Man muss jedoch feststellen, dass die bisher ergriffenen Maßnahmen nicht zu einer hinreichend hohen Impfquote wie in anderen Nachbarländern geführt haben.“

So habe die Koalition Impfangebote beispielsweise auf die Apotheken flächendeckend ausgeweitet und die Aufklärungs- und Informationsangebote ausgebaut. „Die deutlich zu niedrige Impfquote zeigt auch: Wir kommen um eine Impfpflicht nicht herum“, ist Dahmen sicher. Die Krisen dieser Welt überlagerten sich dieser Tage, „sie fordern uns alle und verursachen Kosten“, sagte er weiter. „Auch deshalb sollten wir unsere Möglichkeiten nutzen, um eine weitere Welle im Herbst durch vorausschauende Vorsorge zu verhindern.“

Der Novavax-Impfstoff wurde als fünfter Corona-Impfstoff in der EU zugelassen – für Menschen ab 18 Jahren. Zwei Dosen werden im Abstand von etwa drei Wochen gespritzt. Es handelt sich um einen Proteinimpfstoff – er basiert also auf einer anderen Technologie als die bisher zumeist eingesetzten mRNA-Präparate von Biontech/Pfizer und Moderna.

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