SPD-Pläne für die Ampel: Kliniken sollen mehr ambulante Versorgung übernehmen
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Ein leeres Bett steht in der Intensivstation eines Krankenhauses.
© Quelle: Jonas Güttler/dpa
Berlin. Eine künftige Ampelregierung will den Kliniken voraussichtlich mehr Möglichkeiten geben, Patientinnen und Patienten ambulant zu versorgen. Dieses Geschäft lag bislang, abgesehen von der Notfallversorgung, in der Hoheit der niedergelassenen Mediziner.
Diese Trendwende geht aus einem ersten Entwurf von SPD-Seite für den Koalitionsvertrag hervor. Das Papier, das dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt, trägt den Titel „Mögliche Umsetzung der Programmatik aus dem Wahlprogramm und dem Sondierungsergebnis in einem Koalitionsvertrag“.
Wörtlich heißt es: „Die konsequente Öffnung der regionalen Klinikstandorte auch für die ambulante Mitversorgung der Bevölkerung schließt Lücken und ermöglicht enge Kooperationen mit niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten im Interesse der Patientinnen und Patienten.“ Durch den Schritt soll auch die ambulante Versorgung vor der stationären Aufnahme im Krankenhaus gestärkt werden.
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Ebenfalls sollen Kliniken und niedergelassene Ärztinnen und Ärzte dem Papier zufolge künftig enger zusammenarbeiten. In der Notfallversorgung sollen sich die Bereitschaftsdienste der Kassenärztlichen Vereinigungen und der Kliniken vernetzen. Das Ziel: die wohnortnahe Notfallversorgung sicherstellen.
SPD sieht Fehlanreize bei Finanzierung
Bislang finanzieren sich die Krankenhäuser über Fallpauschalen (DRG). Das heißt, für eine Blinddarm-OP gibt es einen bestimmten Betrag und für die Versorgung eines Herzinfarktes auch. „Fehlanreize des bisherigen DRG-Systems, die teilweise zu Über- und Unterversorgung geführt haben, wollen wir bereinigen“, heißt es in dem Papier. Die Finanzierung der Pflege in Krankenhäusern soll sich dem Papier zufolge künftig am Bedarf der einzelnen Kliniken orientieren.
Um grundsätzlich mehr Pflegekräfte zu gewinnen, sollen Auszubildende endgültig kein Schulgeld mehr zahlen müssen, und Krankenkassen sollen eine Ausbildungsvergütung finanzieren. Die Anerkennung ausländischer Pflegekräfte soll „deutlich beschleunigt“ werden, heißt es in dem Papier weiter. „Die Regelungen dazu sollen deutlich verschlankt und mit festen Fristen bei den Verwaltungsabläufen versehen werden.“
Auch auf eine mögliche neue Pandemie wird sich die künftige Regierung diesem ersten Baustein für den Koalitionsvertrag zufolge vorbereiten. „In einem ersten Schritt werden wir deshalb die regelmäßige Aktualisierung der öffentlichen Pandemieschutzpläne vorschreiben.“ Geprüft werden soll zudem, ob man eine bundesweite Registerstelle einrichtet, die nach dem Vorbild der Gesellschaft für Intensivmedizin (Divi) die Belegungsdaten der Kliniken vermerkt.
Die Sozialdemokraten bestreiten nicht die Existenz des Papiers, eine Sprecherin distanziert sich aber mit folgenden Worten: „Das ist kein offizielles SPD-Papier und stammt nicht aus unserer Verhandlungsgruppe.“