Steinmeier, Trabert, Otte, Gebauer: Das sind die Bewerber für die Bundespräsidentschaft

Am Sonntag findet die Wahl des Bundespräsidenten statt.

Am Sonntag findet die Wahl des Bundespräsidenten statt.

Berlin. Die 1472 Mitglieder der Bundesversammlung werden die Auswahl zwischen drei Bewerbern und einer Bewerberin haben. An der Bestätigung von Amtsinhaber Frank-Walter Steinmeier besteht kein Zweifel. Gegen ihn treten für die Linke Gerhard Trabert, für die AfD Max Otte und für die Freien Wähler Stefanie Gebauer an.

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Frank-Walter Steinmeier – der politische Routinier

Frank-Walter Steinmeier (66) hat praktisch sein ganzes berufliches Leben lang Politik gemacht. Gleich nach der Promotion im Fach Jura 1991 an der Uni Gießen ging der 1975 in die SPD Eingetretene nach Hannover zum damaligen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder (SPD). Schnell wurde er Staatskanzleichef. Nach Schröders Sieg bei der Bundestagswahl 1998 wechselt er mit ihm vom Land Niedersachsen in den Bund, wo er 1999 Kanzleramtschef wurde.

2005 wurde Steinmeier als Außenminister Deutschlands Chefdiplomat. Vier Jahre später musste er den Posten an den FDP-Mann Guido Westerwelle abtreten, der ihn vier Jahre später wieder an den Sozialdemokraten übergab. Zeitweise war er auch Vizekanzler. Bei der Bundestagswahl 2009 erlebte er als SPD-Kanzlerkandidat eine bittere Niederlage – die SPD holte nur 23,0 Prozent der Zweitstimmen und musste den Gang in die Opposition antreten. Steinmeier übernahm den Fraktionsvorsitz und damit den Posten des Oppositionsführers.

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Die Wiederwahl von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gilt als sehr wahrscheinlich.

Die Wiederwahl von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gilt als sehr wahrscheinlich.

2017 wurde Steinmeier zum Bundespräsidenten gewählt. Da CDU und CSU keinen eigenen Kandidaten fanden, unterstützen sie schließlich den SPD-Mann, der als Staatsoberhaupt seine Parteimitgliedschaft ruhen lässt. In der ersten Amtszeit setzte sich Steinmeier in Deutschland vehement für die unter Druck geratene freiheitliche Demokratie ein und unterstützte bei seinen Auslandsreisen gern Staatsoberhäupter, die diese Werte gegen Widerstand in ihren Ländern vertraten.

Steinmeier ist mit der Juristin Elke Büdenbender verheiratet. Das Paar hat eine erwachsene Tochter. Für Aufsehen sorgte, als Steinmeier seiner Frau 2010 eine Niere spendete.

Gerhard Trabert – der Mann fürs Soziale

Gerhard Trabert (65) kandidiert zwar auf Linken-Ticket, ist aber parteilos. In die Politik zog es ihn erst spät. Im September trat der bei der Bundestagswahl als parteiloser Direktkandidat in Mainz für die Linke an und holte beachtliche 12,4 Prozent der Erststimmen.

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Trabert studierte zunächst Sozialwesen und arbeitete mehrere Jahre als Diplom-Sozialpädagoge, bevor er ein Medizinstudium begann. Er ist heute Arzt und Professor für Sozialmedizin. Seit Jahrzehnten engagiert er sich für die medizinische Versorgung von Obdachlosen und in der Flüchtlingshilfe. Er ist Gründer und Vorsitzender des Vereins Armut und Gesundheit in Deutschland. Trabert gehörte der Nationalen Armutskonferenz an und half bei zahlreichen Auslandseinsätzen wie etwa nach dem Erdbeben 2010 in Haiti oder 2016 im griechischen Flüchtlingslager Idomeni.

Der Mediziner Gerhard Trabert lässt sich als parteiloser Kandidat von den Linken ins Rennen schicken.

Der Mediziner Gerhard Trabert lässt sich als parteiloser Kandidat von den Linken ins Rennen schicken.

Für sein soziales Engagement wurde Trabert 2004 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Für soziale Themen sensibilisiert wurde er nach eigenen Angaben bereits im Kindesalter, wo er viel Zeit in einem Mainzer Waisenhaus verbrachte, in dem sein Vater als Erzieher arbeitete. Wie Steinmeier hat Trabert seine Doktorarbeit über das Thema Obdachlosigkeit geschrieben.

Natürlich werde er nicht zum Staatsoberhaupt gewählt, schreibt der Vater von vier erwachsenen Kindern auf seiner Internetseite. Aber: „Ich möchte die Kandidatur nutzen, um auf die Armut und soziale Ungerechtigkeit in diesem Land hinzuweisen, und um als Fürsprecher von Menschen aufzutreten, die zu wenig gehört werden.“ Das zähle doch zu den ureigensten Aufgaben eines Bundespräsidenten.

Max Otte – der CDU-Politiker im AfD-Gewand

Max Otte (57) sagt über sich selbst, er sei „Unternehmer, Publizist, Philanthrop und politischer Aktivist“. Seiner Partei, der CDU, wäre allerdings weniger Aktivismus lieb gewesen. Als er sich bereit erklärte, für die AfD als Bundespräsidentenkandidat anzutreten, zog die CDU die Reißleine und leitete sofort seinen Parteiausschluss ein.

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Otte studierte in Köln Betriebs- und Volkswirtschaftslehre sowie politische Wissenschaften, wechselte später an die American University in Washington D.C. und promovierte schließlich an der Princeton University. Zu seinen beruflichen Stationen gehören Professuren in Boston, Worms und Graz. Er war in der Beratung staatlicher Stellen und von Unternehmen tätig. Seine Hauptbetätigung wurde jedoch die Vermögensberatung und -anlage für Privatanleger. Otte ist selbst Fondsmanager. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher mit Titeln wie „Der Crash kommt“.

CDU-Mitglied Max Otte ist der Kandidat der AfD für das Amt des Bundespräsidenten.

CDU-Mitglied Max Otte ist der Kandidat der AfD für das Amt des Bundespräsidenten.

Der Ökonom trat 1991 in die CDU ein. Für größere Aufmerksamkeit sorgte er erstmals im Mai 2021 mit seiner Wahl zum Vorsitzenden der erzkonservativen Werte-Union, die zwar keine offizielle Vereinigung der CDU ist, aber sich als „konservative Basisbewegung“ in der Union sieht. Otte steht schon länger im Verdacht der AfD-Nähe. Vor der Bundestagswahl 2017 erklärte er, die rechtspopulistische Partei wählen zu wollen. Zudem war er bis Anfang 2021 Vorsitzender des Kuratoriums der AfD-nahen Desiderius-Erasmus Stiftung.

Den Vorsitz der Werte-Union gab Otte nach den Turbulenzen um seine Präsidentschaftskandidatur ab. Zugleich kündigte der Vater von drei Kindern an, sich anschließend aus der aktiven Politik zurückzuziehen.

Stefanie Gebauer – die Frau aus der Kommunalpolitik

Stefanie Gebauer (41) ist die einzige Frau unter den Bewerbern für das Präsidentenamt. Sie kommt aus der Kommunalpolitik. In der nordwestlich von Berlin gelegenen brandenburgischen Kleinstadt Kremmen ist sie Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung.

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Nominiert wurde sie von den Freien Wählern, für die sie schon bei der jüngsten Bundestagswahl antrat. Als Direktkandidatin im Wahlkreis 58 (Oberhavel-Havelland II) holte sie 4,3 Prozent der Erststimmen, was deutlich über dem Zweitstimmergebnis der Partei von 2,7 Prozent lag.

Stefanie Gebauer wurde von den Freien Wählern als Kandidatin für die Bundespräsidentenwahl nominiert.

Stefanie Gebauer wurde von den Freien Wählern als Kandidatin für die Bundespräsidentenwahl nominiert.

Gebauer hat an der Technischen Universität Berlin Physik studiert und später im Fach Astrophysik promoviert. Anschließend arbeitete sie am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Berlin-Adlershof (DLR). Seit Anfang 2021 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin in der BVB/Freie Wähler-Fraktion im Brandenburgischen Landtag.

Dass ihre Chancen gegen Null gehen, ist Gebauer bewusst. Warum tritt sie trotzdem an? „Die Motivation ist, dass Demokratie Auswahl benötigt“, sagt sie. Und: „Es bestand der Wunsch nach einem jüngeren Kandidaten oder Kandidatin, es bestand der Wunsch auch nach einer Frau. Und genau das erfülle ich.“ Zudem wolle sie mit der Kandidatur auch Menschen – und vor allem Frauen – Mut machen, Verantwortung in der Gesellschaft und eine Führungsaufgabe zu übernehmen.

Eine „Bürgerpräsidentin“ würde sie werden, sagt die Mutter einer Tochter. „Da ich jung bin, bin ich dichter am Leben der Menschen dran.“ Sogar eine Art Programm hätte sie: „Es geht für mich darum, die Risse und die Gräben, die in der Gesellschaft entstanden sind, wieder zu kitten und zu überwinden.“

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RND/dpa

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