Libanon und Tunesien trifft es hart

141 Staaten untersucht: Wie der Krieg in der Ukraine die Lebensmittel verknappt

Ein Feuer, das durch russischen Beschuss ausgelöst wurde und die örtlichen Landwirte an der Getreideernte hindern soll, zerstört ein Weizenfeld in der Region Saporischschja.

Ein Feuer, das durch russischen Beschuss ausgelöst wurde und die örtlichen Landwirte an der Getreideernte hindern soll, zerstört ein Weizenfeld in der Region Saporischschja.

Brüssel. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat dramatische Auswirkungen auf die Versorgung von Millionen von Menschen mit wichtigen Lebensmitteln. Betroffen sind vor allem Länder in Afrika, im Nahen Osten und Teilen Asiens. Am härtesten trifft es den Libanon, Tunesien und Sri Lanka. Aber auch europäische Staaten bekommen Probleme. Das geht aus einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung hervor.

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+++ Alle Entwicklungen zum Krieg gegen die Ukraine im Liveblog +++

Die Autorinnen der Analyse haben weltweit 141 Staaten untersucht, die Agrarprodukte aus der Ukraine importieren. Ihr Fazit: Mehr als ein Drittel der Staaten werden die Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine schmerzhaft zu spüren bekommen. Die Vereinten Nationen warnen seit Wochen vor einer „beispiellosen Welle von Hunger und Elend“ in vielen Teilen der Welt.

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Libanon, Tunesien und Sri Lanka besonders schwer betroffen

Besonders schwer werden der Studie zufolge der Libanon, Tunesien und Sri Lanka von den kriegsbedingten Auswirkungen auf die ukrainische Landwirtschaft betroffen sein. Diese Länder sind auf Agrarprodukte aus dem osteuropäischen Land angewiesen, die vor dem Krieg in großer Menge vorhanden waren und zu vergleichsweise günstigen Preisen auf dem Weltmarkt gehandelt wurden.

Doch auch europäische Staaten wie die Niederlande werden die Kriegsfolgen spüren. Allerdings drohen dort keine Hungersnot, sondern erhebliche ökonomische Verluste. Der Hafen von Rotterdam etwa ist ein wichtiger Umschlagplatz für Agrarprodukte aus der Ukraine.

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Ukraine: Fast 40 Prozent Marktanteil bei Sonnenblumenöl

Wenn es um Exporte von Grundnahrungsmitteln geht, war die Ukraine bis zum Krieg von überragender Bedeutung vor allem für ärmere Länder. Das Land war der weltgrößte Exporteur von Sonnenblumenöl mit einem Marktanteil von 39,5 Prozent, heißt es in der Studie. Bei Mais und Gerste lag die Ukraine weltweit auf dem vierten Platz. Bei Weizen war es der fünfte, bei Sojabohnen der siebte Platz auf der globalen Exportrangliste. Bei Geflügelexporten schließlich lag die Ukraine zuletzt weltweit auf dem zehnten Platz.

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Die russische Invasion hat der Studie zufolge der ukrainischen Landwirtschaft bereits erheblichen Schaden zugefügt. Im Jahr 2021 hatte das Land noch 86 Millionen Tonnen Getreide und 16 Millionen Tonnen Sonnenblumenkerne ausgeführt. Nach Beginn der Invasion Ende Februar fielen die Getreideexporte dann von fünf bis sechs Millionen Tonnen pro Monat zunächst auf 0,2 Millionen Tonnen. Im April stiegen die Ausfuhren zwar wieder auf 1,2 Millionen Tonnen an. Doch damit sei das Problem nicht gelöst, sagte Studienautorin Miriam Kosmehl dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

Durch den Krieg: Maisernte dürfte sich halbieren

Im Gegenteil: Weil in diesem Jahr die Weizenernte bis zu elf Millionen Tonnen unter der Vorjahresmarke liegen könnten, und die Maisernte sich halbieren dürfte, „wird das dramatische Auswirkungen auf die Agrarmärkte haben“, so Kosmehl: „Die Ukraine dürfte große Teile der Ernte selbst benötigen und deswegen vermutlich viel weniger exportieren.“

„Die Ukraine dürfte große Teile der Ernte selbst benötigen und deswegen vermutlich viel weniger exportieren.“

Miriam Kosmehl,

Studienautorin der Bertelsmann-Stiftung

Es kommt erschwerend hinzu, dass derzeit annähernd 20 Millionen Tonnen Getreide in ukrainischen Speichern liegen und wegen geschlossener Schwarzmeerhäfen nicht ins Ausland verschifft werden können. Zwar verhandeln Vertreter der Vereinten Nationen, der Ukraine, Russlands und der Türkei in Istanbul über die Ausfuhr des Getreides. Ein Ergebnis gibt es aber noch nicht.

Dabei drängt die Zeit. Studienautorin Kosmehl verwies darauf, dass die Speicher in der Ukraine schnell geleert werden müssten, damit Platz für die neue Ernte geschaffen werde.

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Mit Lastwagen und Zügen könnte höchstens ein Bruchteil exportiert werden

Ein weiteres Problem: Mit Lastwagen, auf der Schiene und auf Binnenschiffen lasse sich allenfalls ein Bruchteil des Getreides aus der Ukraine schaffen. Das wiederum löse das Versorgungsproblem für Staaten in Afrika und Asien nicht. „Der Großteil des so ausgeführten Getreides dürfte in Europa bleiben“, sagte Kosmehl.

Die internationale Gemeinschaft müsse schnell handeln, um die drohende Nahrungsmittelknappheit in Afrika und Asien wenigstens zu lindern. Dazu gehörten gerechtere Handelsabkommen, um die Wettbewerbsfähigkeit der lokalen Landwirtschaften zu verbessern, und der Aufbau effizienter Eigenproduktion in den besonders betroffenen Weltregionen.

Ohnehin werden sich die schlimmsten Auswirkungen des Krieges erst im kommenden Jahr zeigen, „wenn kein neues Getreide nachkommt und die Preise noch mehr steigen“, prognostiziert die Studie.

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