Tod von ukrainischen Kriegsgefangenen: Will Russland Beweise zu Explosion in Straflager fingieren?
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/KIAGXQIKZZF65DLF46WFZBWPXU.jpeg)
Das Gefangenenlager von Oleniwka in der ostukrainischen Provinz Donezk, in dem bei einem Angriff ukrainische Soldaten getötet wurden.
© Quelle: Uncredited/Maxar Technologies/AP
Washington/Kiew. Nach der folgenschweren Explosion in einem Straflager in der Ostukraine will Russland nach US-Erkenntnissen Beweise fingieren, um ukrainische Truppen dafür verantwortlich machen zu können. Es sei sogar möglich, dass russische Funktionäre im Gefängnis in Oleniwka gezielt Munition vom Mehrfachraketenwerfer Himars auslegen, sagte ein US-Geheimdienstler der Nachrichtenagentur AP am Mittwoch. Damit wolle es Moskau so aussehen lassen, als ob die von den USA an die Ukraine gelieferten Waffensysteme bei dem Angriff auf das Straflager eingesetzt worden seien.
+++ Alle aktuellen News zum Krieg in der Ukraine im Liveblog +++
Die Explosion in dem Lager in einer von kremltreuen Separatisten kontrollierten Region in Donezk kostete vergangene Woche russischen Angaben zufolge 53 ukrainische Kriegsgefangene das Leben, Dutzende weitere wurden verletzt. Unter den Lagerinsassen waren ukrainische Soldaten und Kämpfer, die nach dem Fall der Hafenstadt Mariupol gefangen genommen wurden.
Moskau und Kiew warfen sich gegenseitig vor, Teile des Straflagers gezielt zerstört zu haben, um Gräueltaten zu vertuschen. Russland erklärte, dass das ukrainische Militär den Komplex mit von den USA bereitgestellten Raketenwerfern attackiert habe. Dies wiesen die ukrainischen Streitkräfte zurück. Es habe keinerlei Raketen- oder Artillerieangriffe auf Oleniwka gegeben.
UN-Generalsekretär Guterres will Gutachter berufen
Vielmehr erklärte die Geheimdienstabteilung des ukrainischen Militärs am Mittwoch, dass sie Beweise habe, wonach örtliche kremltreue Separatisten in Zusammenarbeit mit dem russischen Geheimdienst FSB und der Söldnergruppe Wagner die Kaserne erst vermint und dann eine „brennbare Flüssigkeit eingesetzt hätten, was zur raschen Ausbreitung des Feuers in dem Raum geführt“ habe.
Selenskyj nach schwerem Beschuss: Kein russischer Angriff bleibt unbeantwortet
Nach schwerem Beschuss auf die südliche Region Mykolajiw kündigt der ukrainische Präsident Selenskyj eine Reaktion seiner Armee an.
© Quelle: dpa
Der mutmaßlichen Täuschungstaktik werde sich Russland voraussichtlich in Erwartung unabhängiger Gutachter und Journalisten bedienen, die Zugang zu Oleniwka bekommen dürften, sagte der US-Geheimdienstler der AP weiter.
Am Mittwoch kündigte UN-Generalsekretär António Guterres an, auf Wunsch von Moskau und Kiew ein Team von Gutachtern zu berufen, das die Geschehnisse im Straflager untersuchen solle. Die Autorität für strafrechtliche Ermittlungen habe er zwar nicht, doch könne er eine Tatsachenfeststellung veranlassen, sagte Guterres vor Reportern.
Die Bedingungen für ein solches Mandat würden aktuell ausgearbeitet und den Regierungen in Kiew und Moskau dann zur Prüfung übermittelt.
RND/AP