Mitarbeiter von Tschernobyl: Russen haben massenhaft Sicherheitsausrüstung gestohlen
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Ukraine, Tschernobyl: Eine russische Feuerstellung befindet sich in der Nähe eines Strahlungswarnschildes in der Nähe des Kernkraftwerks Tschernobyl. (Symbolfoto)
© Quelle: Efrem Lukatsky/AP/dpa
Russische Soldaten haben offenbar im stillgelegten Atomkraftwerk Tschernobyl im großen Umfang sicherheitsrelevante Ausrüstung gestohlen. Nachdem sie nach etwa einmonatiger Besatzung abgezogen waren, fehlten 684 Computer 344 Fahrzeuge, 1500 Strahlungsdosimeter, nahezu das ganze Equipment für die Feuerbekämpfung und eine nicht ersetzbare Software. Darüber berichtet die „Washington Post“ in einer Reportage.
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Geräte in Belarus geortet
In dem Bericht erzählen Mitarbeiter des Atomkraftwerkes, dass Russlands Soldaten systematisch Ausrüstung und Informationen entweder geplündert oder gestohlen haben. Manche Geräte, die noch GPS-Signale senden, konnten laut des verantwortlichen Direktors, Yevhen Kramarenko, in Belarus geortet werden.
Der Schaden belaufe sich insgesamt 135 Millionen Dollar, meint der Experte. Da eine speziell für das Werk geschaffene Software nun fehle, sei zudem die Strahlenüberwachung nahezu unmöglich.
„Es ist nicht möglich, zuverlässige Informationen darüber zu geben, ob die Ausrüstung in einem funktionsfähigen Zustand ist oder nicht, weil es keine Software gibt“, betont Kramarenko. „Die Russen werden es nicht nutzen können, weil die Software einzigartig ist und speziell für unsere Geräte entwickelt wurde.“
Mitarbeiter: Bestrafung war das Ziel
Karamenko und seine Kollegen glauben daher auch nicht, dass die Russen das Material für ihren eigenen Nutzen mitnehmen wollten. Ihnen müsse klar gewesen sein, dass dieses nicht außerhalb Tschernobyls verwenden werden kann. Bestrafung sei das Hauptmotiv gewesen, vermuten die Mitarbeiter. Dass die Soldaten der Propaganda glaubten, in der Ukraine würden Atomwaffen gebaut, halten sie auch für möglich.
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© Quelle: dpa
Vorbereitung auf neuen Angriff
Im Moment wird nun an einem besseren Evakuierungsplan für das Atomkraftwerk gearbeitet. Die Ukrainer stellen sich damit bereits jetzt auf einen weiteren Angriff ein. In Belarus haben sich dem Bericht zufolge an der Grenze nahe Tschernobyl erneut Truppen positioniert.
Die größte Gefahr sieht Direktor Karamenko aber in den im Sommer drohenden Waldbränden. Denn die gesamte Ausrüstung für Löscharbeiten sei entweder gestohlen oder zerstört.
RND/sf
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