Ukrainischer Atomkonzern droht Stromleitung von Europas größtem AKW zu kappen
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Dieses vom Pressedienst des russischen Verteidigungsministeriums am 07.08.2022 veröffentlichte Foto zeigt eine Gesamtansicht des Kernkraftwerks Saporischschja in einem Gebiet unter russischer Militärkontrolle im Südosten der Ukraine.
© Quelle: Uncredited/Russian Defense Minis
Enerhodar. Die Ukraine hat für den Fall eines Anschlusses des Atomkraftwerks (AKW) Saporischschja an die von Russland annektierte Halbinsel Krim mit einem Kappen der Stromleitungen gedroht.
„Ich denke, unsere Streitkräfte werden dazu bereit sein, wenn es nötig ist“, sagte der Chef des staatlichen Atomkraftwerksbetreibers Enerhoatom, Petro Kotin, am Mittwoch der Agentur RBK-Ukrajina. Dazu könne es kommen, bevor das Kraftwerk vom ukrainischen Netz getrennt wird.
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Russland hat nach eigenen Angaben ukrainische Waffensysteme, darunter einen deutschen „Gepard“-Panzer, zerstört.
© Quelle: Reuters
Kotin zufolge will Russland seit langem das AKW mit der Krim verbinden. „Dafür muss das Kraftwerk komplett vom ukrainischen Energiesystem abgeschaltet und an die Leitung angeschlossen werden, welche die Krim mit dem Wasserkraftwerk Kachowka verbindet“, erklärte der 61-Jährige. Kotin sagte auch, dass die ukrainischen Truppen die Stromleitungen beschießen würden, wenn Russland das Atomkraftwerk an sein Netz anschließe.
Ausfall des AKW würde Stromversorgung im Süden gefährden
Bei einem Ausfall des Kraftwerks wäre die Stromversorgung des gesamten russisch besetzten Südens gefährdet. Russland hat die Ukraine Ende Februar angegriffen und dann das größte europäische Atomkraftwerk Saporischschja Anfang März besetzt.
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Die grünen Bundestagsabgeordneten Jürgen Trittin und Robin Wagener forderten einen Abzug der russischen Truppen aus dem AKW und uneingeschränkten Zugang für die Internationale Atomenergiebehörde IAEA. „Russland bricht alle internationalen Vorgaben für den gesicherten Betrieb von Atomkraftwerken und nutzt bewusst das Risiko eines nuklearen Super-GAUs als Druckmittel“, erklärten sie. Dies zeige: „Atomkraftwerke bieten im Kriegsfall keine Sicherheit, sondern vervielfachen die Risiken für die Bevölkerung.“
Das in der Stadt Enerhodar gelegene Atomkraftwerk wurde am Wochenende beschossen und teils beschädigt. Russland und die Ukraine geben sich gegenseitig die Schuld. Die kritische Infrastruktur soll aber intakt sein. „Das AKW Saporischschja funktioniert mit dem Risiko von Verstößen gegen die Vorgaben der Strahlungs- und der Brandsicherheit“, teilte Enerhoatom mit. Nach der Notabschaltung eines Blocks sind zwei Reaktoren weiter in Betrieb. Auf Initiative Russlands soll sich der UN-Sicherheitsrat an diesem Donnerstag mit dem Beschuss beschäftigen. IAEA-Chef Rafael Grossi soll das Gremium über den Zustand des AKW unterrichten.
RND/dpa