Das ist in der Nacht passiert

Ukraine plant große Gegenoffensiven im Süden – und rät den Menschen zur Flucht

Russische Truppen bewachen einen Eingang des Wasserkraftwerks Kachowka, eines Laufwasserkraftwerks am Dnjepr in der Region Cherson im Süden der Ukraine. Die Region Cherson steht seit den ersten Tagen der russischen Militäraktion in der Ukraine unter der Kontrolle der russischen Streitkräfte. (Archivbild)

Russische Truppen bewachen einen Eingang des Wasserkraftwerks Kachowka, eines Laufwasserkraftwerks am Dnjepr in der Region Cherson im Süden der Ukraine. Die Region Cherson steht seit den ersten Tagen der russischen Militäraktion in der Ukraine unter der Kontrolle der russischen Streitkräfte. (Archivbild)

Kiew. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bekräftigt, dass die Ukraine seiner Meinung nach zu Europa gehört und den Status als EU-Beitrittskandidat verdient hat. Das von Russland angegriffene Land beweise jeden Tag, dass es schon jetzt Teil eines vereinten europäischen Werteraums sei, sagte Selenskyj in seiner Videoansprache in der Nacht zu Dienstag. Die Bestrebungen der Ukraine, der EU beizutreten, machten Russland sehr nervös, meinte er.

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Die EU-Kommission hatte am Freitag empfohlen, die Ukraine und Moldau zu Kandidaten für den Beitritt zur Europäischen Union zu ernennen. Die Entscheidung darüber müssen nun die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Länder bei ihrem Gipfel ab Donnerstag treffen.

Baerbock wirbt für EU-Beitrittsperspektive der Ukraine
 Annalena Baerbock Buendnis 90/Die Gruenen, Bundesaussenministerin, aufgenommen bei einem Doorstep, anlaesslich des Rates fuer Aussenbeziehungen der EU RfAB in Luxemburg. 20.06.2022. Luxemburg Luxemburg *** Annalena Baerbock Buendnis 90 Die Gruenen , Federal Minister of Foreign Affairs, recorded at a doorstep, on the occasion of the Council for External Relations of the EU RfAB in Luxembourg 20 06 2022 Luxembourg Luxembourg Copyright: xFelixxZahn/photothek.netx

Wenige Tage vor dem möglicherweise entscheidenden EU-Gipfel, hat Annalena Baerbock für eine konkrete EU-Beitrittsperspektive für die Ukraine geworben.

Bei der Verteidigung gegen die russischen Invasoren geht es laut Selenskyj auch darum, auf das Leid der Ukrainer aufmerksam zu machen und so internationale Hilfe zu mobilisieren. Doch je länger der Krieg dauere, desto schwieriger werde es, „um die Aufmerksamkeit von Hunderten Millionen Menschen in verschiedenen Ländern zu konkurrieren“. Er werde dennoch „alles tun, damit die Aufmerksamkeit für die Ukraine nicht nachlässt“.

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Sjewjerodonezk: Russische Truppen im Industriegebiet

In der heftig umkämpften Stadt Sjewjerodonezk drangen russische Truppen ukrainischen Angaben zufolge in das Industriegebiet vor, wo das eigene Militär nur noch das Chemiewerk Azot kontrolliere. Auch umliegende Ortschaften stünden unter ständigem Beschuss, sagte Gouverneur Serhij Hajdaj. Die russischen Truppen konzentrieren sich seit einiger Zeit auf die Einnahme des Verwaltungszentrums Sjewjerodonezk in Luhansk. Auch in anderen Gebieten im Osten und zentralen Regionen des Landes gab es in der Nacht Luftalarm.

Hunderte Zivilisten im Chemiewerk Azot

Im Chemiewerk Azot hielten sich nach Angaben der ukrainischen Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk zuletzt noch etwa 300 Zivilisten auf. Die Lage ändere sich allerdings ständig, sagte sie nach Angaben der ukrainischen Agentur Ukrinform am Montag. Sollten die dort Schutz suchenden Zivilisten evakuiert werden wollen, werde man versuchen, einen Fluchtkorridor einzurichten. Am Samstag hatte Gouverneur Hajdaj gesagt, die Zivilisten wollten nicht evakuiert werden, es gebe jedoch ständigen Kontakt.

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Nach Angaben der russischen Agentur Interfax konnten etwa 20 ukrainische Zivilisten das Chemiewerk am Montag verlassen. Sie hätten einen nicht von ukrainischen Truppen kontrollierten Durchgang genutzt und seien nun „in Sicherheit“, sagte der Separatistenvertreter Rodion Miroschnik demnach. Er warf der Ukraine vor, durch „ständigen Beschuss“ die Evakuierung der Zivilisten aus der Region zu behindern.

Ukraine beklagt Tote und Verletzte im Osten

Im Osten des Landes wurden nach Angaben ukrainischer Behörden im Gebiet Donezk und in Charkiw durch russischen Beschuss jeweils drei Zivilisten getötet und zwei weitere verletzt. In der Region Sumy soll ein Zivilist getötet und ein weiterer verletzt worden sein. Die Angaben waren nicht unabhängig zu prüfen. Nach einer Zählung der Vereinten Nationen wurden seit Kriegsbeginn mindestens 4569 Zivilisten getötet und 5691 weitere verletzt, wobei die tatsächliche Zahl auch nach UN-Schätzungen deutlich höher liegen dürfte.

Ukrainische Vize-Regierungschefin rät zu Flucht aus Cherson

Vize-Regierungschefin Wereschtschuk rief die Einwohner des von russischen Truppen besetzten Gebiets Cherson auf, die Region zu verlassen, bevor die ukrainische Armee eine größer angelegte Gegenoffensive starte. Insbesondere Familien mit Kindern sollten ausreisen. „Bitte gehen Sie, denn unsere Armee wird dieses Land definitiv räumen“, appellierte Wereschtschuk. Sie erwarte dort schwere Kämpfe und dann werde es schwierig, Fluchtkorridore einzurichten.

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Wereschtschuk empfahl den Menschen sogar - wenn nötig - eine Flucht auf die von Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim, die an Cherson grenzt. Normalerweise ist für Reisen dorthin eine Erlaubnis der ukrainischen Behörden notwendig - für fliehende Menschen aber sei ein vorübergehender Aufenthalt auf der Krim straffrei, betonte Wereschtschuk.

Ukraine ratifiziert Istanbul-Konvention

Das ukrainische Parlament ratifizierte am Montag die sogenannte Istanbul-Konvention - ein Übereinkommen des Europarats zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen. „Ich bin allen Volksabgeordneten dankbar, die unsere europäische Integration unterstützt haben“, sagte Selenskyj. Russland und die Ukraine waren ursprünglich beide Mitglieder des Europarats. Am 25. Februar wurde Russlands Mitgliedschaft infolge der Invasion in die Ukraine zunächst suspendiert. Nachdem der Kreml am 15. März den Austritt der Russischen Föderation erklärte, wurde das Land endgültig aus dem Europarat ausgeschlossen.

Das bringt der Tag

Die Folgen des Ukraine-Kriegs für die Energieversorgung in Deutschland dürften das größte Thema beim Tag der Industrie am Dienstag in Berlin sein. Auf dem Kongress des Bundesverbands der Deutschen Industrie werden neben Kanzler Olaf Scholz (SPD) unter anderen Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erwartet.

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RND/dpa

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