Ukrainischer Polizeigeneral: „Biete mein Leben für das der verbleibenden Kinder in Mariupol“
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Eine Frau und ihre Kinder sitzen mit Jacken in ihrer Wohnung in Mariupol, in der sie keinen Strom zur Verfügung haben.
© Quelle: Alexei Alexandrov/AP/dpa
Die ukrainische Hafenstadt Mariupol steht vor einer humanitären Katastrophe. Die Evakuierung der dort festsitzenden Menschen kommt kaum voran. In dieser Situation hat der ukrainische Polizeigeneral Wjatscheslaw Abroskin den russischen Truppen nun offenbar seine Auslieferung angeboten – im Austausch für die dort verbleibenden Kinder. Das berichtet ein Journalist der ukrainischen Zeitung „Zerkalo Nedeli“ auf Twitter.
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Abroskins Bedingungen: Er persönlich werde nach Mariupol reisen, um alle Kinder innerhalb von drei Tagen zu evakuieren. Anschließend würde er sich an einem Kontrollpunkt stellen, wo die russische Armee ihn abholen könne.
Polizeigeneral: „Ich stehe auf Ihrer Fahndungsliste“
In der veröffentlichten Erklärung wird Abroskin von dem Journalisten zitiert: „Ich bin ein Polizeigeneral, der von 2014 bis 2018 den direkten Widerstand gegen Sie in der Region Donezk organisiert hat. Ich stehe auf Ihren Sanktionslisten. Ich stehe auf Ihrer Fahndungsliste.“ Es sei bereits ein Anschlag auf ihn organisiert worden, erklärt Abroskin. Er sei dafür verantwortlich, dass dutzende Separatisten getötet „und Tausende Ihrer Komplizen unter meiner Beteiligung verhaftet“ wurden.
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Der General betont: „Dies ist meine persönliche Initiative. Mein Leben gehört mir allein und ich biete es im Austausch für das Leben der Kinder, die noch in Mariupol sind.“
Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sitzen fast 100.000 Menschen in Mariupol fest, ohne Wasser- und Stromversorgung. Der Stadtrat sprach von „immer mehr Hungerstoten“ und wirft russischen Truppen vor, Tausende Einwohnerinnen und Einwohner gegen ihren Willen nach Russland zu bringen. Sie kämen zunächst in Lager und würden von dort auf russische Städte verteilt. Dafür gibt es allerdings keine unabhängige Bestätigung.
Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk teilte am Freitag in einer Videobotschaft mit, dass für die Evakuierung zahlreiche Fahrzeuge im nahe gelegenen Berdjansk bereitstünden. „Gerade befinden sich dort 48 Busse“, sagte sie. 70 Kilometer von Mariupol entfernt befinde sich zudem ein Tankfahrzeug für die Betankung von Privatfahrzeugen.
Für die weitere Flucht sei mit der russischen Seite ein Korridor bis in die Großstadt Saporischschja vereinbart. Darüber hinaus gebe es eine Vereinbarung über eine weitere Fluchtroute vom russisch besetzten Melitopol nach Saporischschja.
Russische Truppen in der Ukraine zunehmend mit Schwierigkeiten konfrontiert
Die ukrainischen Truppen haben nach britischen Angaben Städte und Verteidigungsstellungen bis zu 35 Kilometer östlich von Kiew zurückerobert.
© Quelle: Reuters
Noch immer nicht geklärt ist das Schicksal Hunderter Menschen, die sich in Kellern des Theaters von Mariupol vor russischen Angriffen in Sicherheit gebracht hatten.
RND/dpa/lau