Erstes Getreide-Schiff auf dem Weg nach Istanbul - welche alternativen Routen gäbe es?
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Die Razoni fährt unter der Flagge Sierre Leones und hat 26000 Tonnen ukrainischen Getreides geladen.
© Quelle: IMAGO/SNA
Düsseldorf. Erstmals seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hat ein Getreideschiff aus Odessa kommend das Ausland erreicht. In Istanbul soll der Frachter inspiziert werden, doch seine Ankunft verzögerte sich. Die Kontrolle soll – auf Verlangen Russlands – sicherstellen, dass das Schiff zum Beispiel keine Waffen an Bord hat.
Es ist „ein Hoffnungsschimmer“, dass nun endlich ein Getreideschiff auf dem Weg in die Welt, konkret auf dem Weg in den Libanon ist, hieß es aus dem Bundesaußenministerium in Berlin.
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Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat die Schaffung weiterer Exportrouten für Getreide aus der Ukraine angemahnt. Er wolle die EU-Kommission dafür gewinnen, den Ausbau alternativer Exportrouten zu forcieren, sagte Özdemir der Düsseldorfer „Rheinischen Post“. Jedes Transportschiff, das sicher ukrainische Häfen verlasse, sei ein Hoffnungsschimmer - für die Ukraine und für die hungernden Menschen in der Welt.
Selbst wenn die Ukraine wieder einen gesicherten Zugang zum Schwarzen Meer haben sollte, dürfe sie nicht in der Abhängigkeit von Russland bleiben, erklärte der Grünen-Politiker. Deshalb müsse der Ausbau alternativer Exportrouten vorangetrieben werden. Es gehe dabei „um permanente Alternativen, nicht um temporäre“.
Ziele sind der polnische Hafen Danzig und Constanta in Rumänien
Die Ukrainer versuchen, das Getreide per Straße, Schiene und auf der Donau auszuführen. Die Ziele sind vor allem der polnische Ostseehafen Danzig und Constanta in Rumänien – größter Hafen am Schwarzen Meer.
Auf dem Weg gibt es aber zahlreiche Hürden: Es fehlt an geeigneten Waggons, Lastwagen und Frachtkähnen, auch das Personal ist knapp. Weder die ukrainische Staatsbahn noch die Bahngesellschaften in den europäischen Nachbarländern sind auf den Transport solch großer Mengen Getreide ausgelegt.
Vor dem Krieg war die Ukraine der viertgrößte Getreideexporteur der Welt. 12,2 Milliarden Dollar brachte der Export von Weizen, Mais, Gerste und Ölsaaten 2021 dem Land ein – knapp 20 Prozent aller Ausfuhren. Pro Monat wurden 6 Millionen Tonnen ausgeführt, der Großteil über die Häfen am Schwarzen Meer.
Zwar sind Odessa und Mikolajiw noch in ukrainischer Hand, doch hat Kiew alle Häfen nach dem Beschuss von Frachtschiffen zu Beginn des Krieges schließen müssen.
RND/dpa