UN: Afghanistan braucht Zugang zu eingefrorenen Geldern – Land droht „Tsunami des Hungers“

Zwei Brüder, die Kanister mit einer Schubkarre tragen, machen sich auf den Weg, um Wasser aus einem stehenden See zu holen, etwa 3 Kilometer von ihrem Haus im Dorf Kamar Kalagh außerhalb von Herat, Afghanistan. Die Dürre in Afghanistan, die schlimmste seit Jahrzehnten, geht nun in ihr zweites Jahr und wird durch den Klimawandel noch verschärft. (Archivbild)

Zwei Brüder, die Kanister mit einer Schubkarre tragen, machen sich auf den Weg, um Wasser aus einem stehenden See zu holen, etwa 3 Kilometer von ihrem Haus im Dorf Kamar Kalagh außerhalb von Herat, Afghanistan. Die Dürre in Afghanistan, die schlimmste seit Jahrzehnten, geht nun in ihr zweites Jahr und wird durch den Klimawandel noch verschärft. (Archivbild)

New York. Angesichts der schweren humanitären Krise nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan fordern die UN einen Plan für den Zugang des Landes zu eingefrorenen Geldern. „Die Funktion der afghanischen Zentralbank muss erhalten und unterstützt werden, und es muss ein Weg für die bedingte Freigabe afghanischer Devisenreserven aufgezeigt werden“, sagte UN-Generalsekretär António Guterres am Donnerstag in New York.

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Dies sei unerlässlich, um einen wirtschaftlichen Zusammenbruch zu vermeiden und humanitäre Einsätze zu ermöglichen. Viele der Gelder seien in den Vereinigten Staaten eingefroren, weshalb dem Land eine wichtige Rolle zukomme. Gleichzeitig forderte Guterres die Taliban dazu auf, die Rechte von Frauen und Mädchen zu achten und sie nicht vom Arbeitsmarkt oder vom Schulunterricht auszuschließen.

Nahrungsmittelpreise stark gestiegen

Hilfsorganisationen haben massive Schwierigkeiten, Geld nach Afghanistan zu bringen. Wegen Geldmangels droht dem Land nach UN-Angaben ein „Tsunami des Hungers“. Mehr als die Hälfte der dortigen Bevölkerung habe in diesem Winter Mühe, sich mit Essen zu versorgen, sagte die für Afghanistan zuständige Direktorin des Welternährungsprogramms, Mary-Ellen McGroarty, am Donnerstag. In einem Interview der Nachrichtenagentur AP rief McGroarty die internationale Gemeinschaft auf, humanitäre Notwendigkeiten über politische Belange zu stellen.

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Mit der Taliban-Machtübernahme wurden internationale Überweisungen in das Land über das Swift-System ausgesetzt. Auch im Ausland geparkte Reserven der afghanischen Zentralbank in Milliardenhöhe wurden eingefroren und somit regelmäßige Bargeldlieferungen in das Land eingestellt. Bargeldbehebungen wurden in der Folge massiv eingeschränkt. Ende Dezember beschlossen die UN und die USA angesichts der sich zuspitzenden humanitären Krise Ausnahmen vom Sanktionsregime.

Zusammen mit der Corona-Pandemie und einer Dürre hatte der Geldmangel dramatische Folgen im Land. Unter anderem stiegen die Preise für Nahrungsmittel in den vergangenen Monaten um mehr als 50 Prozent.

131.000 Kindern droht Hungertod

McGroarty berichtete, alte Bauern in der Provinz Badachschan hätten ihr kürzlich erzählt, der Hunger sei schlimmer als sämtliche Konflikte der vergangenen fünf Jahrzehnte. Sie beschwor die internationale Gemeinschaft, weiterhin Geld nach Afghanistan zu senden. Das könne geschehen, ohne dass es in die Hände der Taliban gelange. Viele Afghanen hätten nur noch die Wahl, zu verhungern oder ihr Land zu verlassen. „Wir sind nur einen Schritt von einer Katastrophe entfernt“, sagte sie.

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Die UN-Hilfe für Afghanistan und Nachbarländer mit afghanischen Flüchtlingen kostet in diesem Jahr mindestens 4,5 Milliarden Euro. Dies ist der größte humanitäre Spendenaufruf, den die Vereinten Nationen je für ein Land verfasst hätten. So viel Geld brauchen die Vereinten Nationen, um mehr als 27 Millionen Menschen zu helfen. Nach UN-Angaben dürften in diesem Jahr 4,7 Millionen Menschen in Afghanistan an schwerer Unterernährung leiden, davon 3,9 Millionen Kinder. 131.000 Kindern drohe ohne zusätzliche Hilfe der Hungertod.

RND/dpa/AP

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