UN-Generalsekretär Guterres prangert Rückschritte bei Frauenrechten an
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Eine afghanische Frau putzt die Schuhe von Kunden auf einer Straße. Angesichts des Angriffs auf Frauenrechte in Afghanistan oder auch in Ländern wie den USA sieht UN-Generalsekretär Guterres Schritte zur Gleichstellung in Gefahr.
© Quelle: Ebrahim Noroozi/AP/dpa
New York. UN-Generalsekretär António Guterres hat eklatante Rückschritte im Kampf um Gleichberechtigung von Mädchen und Frauen beklagt. Frauenrechte würden auf der ganzen Welt „geschmäht, bedroht und verletzt“, sagte Guterres am Montag zum Auftakt einer Sitzung der UN-Kommission zur Rechtsstellung der Frau. Wenn dies so weitergehe, werde die Gleichstellung von Frauen und Männern erst in 300 Jahren erreicht.
Die über Jahrzehnte errungenen Fortschritte verflüchtigten sich, weil „das Patriarchat zurückschlagt“, erklärte Guterres. Er verwies etwa auf Afghanistan, wo Frauen und Mädchen aus dem öffentlichen Leben gelöscht worden seien. In vielen Ländern würden Frauenrechte auf dem Feld der sexuellen Selbstbestimmung und Reproduktion zurückgedreht.
Mädchen liefen an zahlreichen Orten auf dem Weg in die Schule Gefahr, entführt und attackiert zu werden. Und es gebe Polizisten, die Frauen auflauerten, für deren Schutz sie eigentlich sorgen sollten. „Von der Ukraine bis zum Sahel sind Frauen und Mädchen durch Krisen und Konflikte zuerst und am schlimmsten betroffen“, beklagte Guterres.
Ungleichbehandlung durch Technologie überwinden
Zudem nehme die Müttersterblichkeit zu. Die Folgen von Corona zwängen Mädchen in Ehen und hielten sie von der Schule fern - und Mütter und Betreuerinnen von bezahlter Arbeit, sagte der UN-Generalsekretär. Das zweiwöchige Treffen der UN-Kommission soll sich schwerpunktmäßig mit Wegen beschäftigen, wie sich die Ungleichbehandlung im Bereich Technologie und Innovation überwinden lassen kann.
Guterres sagte, das Thema sei brandaktuell, zumal Mädchen und Frauen zurückgelassen würden, während sich die technologische Entwicklung rapide beschleunige. „Drei Milliarden Menschen sind noch immer nicht mit dem Internet verbunden, die Mehrheit von ihnen Frauen und Mädchen in Entwicklungsländern, in den am wenigsten entwickelten Ländern sind lediglich 19 Prozent der Frauen online“, erklärte er. „Weltweit stellen Mädchen und Frauen nur ein Drittel der Studenten der Naturwissenschaften, der Technologie, des Ingenieurwesens und der Mathematik.“
Neben mehr Bildungs- und Arbeitsangeboten und einer Anhebung der Gehälter für Frauen gerade in Entwicklungsländern sei auch ein sicheres digitales Umfeld nötig, das frauenfeindliche Desinformation und „Gender-Trolling“ in sozialen Medien ausmerze.
259 Millionen mehr Männer als Frauen online
Sima Bahous, Exekutivdirektorin der UN-Organisation für die Gleichstellung und Ermächtigung von Frauen, sagte, dass das digitale Gefälle das neue Gesicht der Geschlechterungleichheit geworden sei. Im vergangenen Jahr seien 259 Millionen mehr Männer als Frauen online gewesen. Bahous verwies auch auf eine Umfrage unter Journalistinnen aus 125 Ländern, wonach drei Viertel von ihnen im Laufe ihrer Arbeit im Netz schikaniert worden seien. Ein Drittel der Befragten habe als Reaktion auf Online-Belästigungen die eigene Arbeit eingeschränkt.
In Afghanistan hätten Frauen, die über Youtube und Blogs ihre Meinung kundgetan hätten, erleben müssen, dass die Taliban die Türen ihrer Häuser markiert hätten. Viele hätten das Land aus Sorge um ihre Sicherheit verlassen. Im Iran gerieten zahlreiche Frauen ins Visier, weil sie an Online-Kampagnen teilgenommen hätten.
Die Herausforderung bestehe darin, Institutionen und schädliche Geschlechterklischees rund um Technologie und Innovation zu kitten, durch die Frauen und Mädchen ins Hintertreffen geraten seien, sagte Bahous. Am 8. März wird der Weltfrauentag begangen.
RND/AP