Vor „amerikanischen Piraten“ gerettet: Iran soll vietnamesischen Öltanker beschlagnahmt haben
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Ein Supertanker fährt im Gewässer vor Gibraltar (Symbolbild).
© Quelle: Marcos Moreno/AP/dpa
Dubai. Der Iran hat nach US-Angaben ein vietnamesisches Schiff im Golf von Oman beschlagnahmt. Die Revolutionsgarde habe den Öltanker „MV Southys“ am 24. Oktober mit Waffengewalt unter ihre Kontrolle gebracht und halte ihn immer noch vor der Stadt Bandar Abbas fest, teilten zwei US-Regierungsbeamte der Nachrichtenagentur AP am Mittwoch mit. Das Motiv sei unklar.
Einer der Regierungsbeamten sagte, US-Streitkräfte hätten die Beschlagnahmung beobachtet, aber nicht eingegriffen, als das Schiff in iranische Gewässer einfuhr. Eine Stellungnahme der vietnamesischen Regierung war zunächst nicht zu erhalten.
Daten der Webseite MarineTraffic.com zum Standort von Schiffen zeigten, dass die „Southys“ am Dienstag vor Bandar Abbas lag. Eine Sattelitenaufnahme von Planet Labs Inc. zeigte das Schiff in den vergangenen Tagen ebenfalls vor Bandar Abbas. Analysten vermuteten, das Schiff habe versucht unter Embargo stehendes iranisches Rohöl nach Asien zu bringen.
Iran feiert Beschlagnahmung des Öltankers
Im Iran wurde die Beschlagnahmung des Schiffes in dramatischen TV-Bildern zelebriert - einen Tag vor dem 42. Jubiläum der Erstürmung der US-Botschaft in Teheran durch iranische Studenten am 4. November 1979.
Allerdings schildert der Iran die Hintergründe der Beschlagnahmung anders: Die US-Marine soll das Schiff den Berichten zufolge in einem Akt der Aggression festgesetzt haben, die Revolutionsgarden des Iran sollen es befreit und zurück in den Iran gebracht haben. Der Name des Schiffes wurde dabei ebenso wenig genannt, wie ein Grund dafür, weshalb die US-Flotte es ins Visier genommen haben soll. Die US-Regierungsbeamten wiesen die iranische Darstellung zurück. Sie sagten, dass die iranischen Streitkräfte einen unter vietnamesischer Flagge fahrenden Öltanker beschlagnahmt hätten und die US-Seestreitkräfte die Situation nur überwachten.
Die Vertretung des Irans bei den Vereinten Nationen reagierte zunächst nicht auf eine Bitte um Stellungnahme. Der iranische Präsident Ebrahim Raisi lobte jedoch die Revolutionsgarden bei Twitter. Der Ölminister des Landes, Dschawad Odschi, bedankte sich bei den Revolutionsgarden dafür, „den iranischen Öltanker vor amerikanischen Piraten“ gerettet zu haben. Der Tanker mit dem iranischen Öl soll Ende Oktober im Hafen von Bandar Abbas angelegt haben.
Der Iran hat die Vereinigten Staaten wiederholt vor militärischen Aktivitäten im Golf von Oman gewarnt und erklärt, mit Streitkräften die Durchfahrt iranischer Schiffe zu sichern und den Ölschmuggel bekämpfen zu wollen.
Ölkonflikt kurz vor Atomgesprächen
Der Konflikt kommt zu Unzeiten: Derzeit gibt es Bemühungen, das Atomabkommen des Iran wiederzubeleben, das eine Aufhebung der US-Sanktionen gegen die Ölexporte mit sich ziehen würde. Die Atomverhandlungen sollen am 29. November in Wien fortgesetzt werden, wie der Europäische Auswärtige Dienst am Mittwochabend mitteilte. Unter Vorsitz des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell werden sich hohe Diplomaten aus China, Russland, Frankreich, Großbritannien und Deutschland mit Vertretern Teherans treffen.
RND/AP/scs