Vor MPK: Lauterbach will schärfere Kontaktbeschränkungen
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Der Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).
© Quelle: Kay Nietfeld/dpa
Berlin. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will bei der nächsten Konferenz der Länder-Ministerpräsidenten mit der Bundesregierung am Freitag neben verkürzten Quarantänezeiten auch eine weitere Verschärfung der Kontaktbeschränkungen durchsetzen.
„Verschärfungen werden leider notwendig sein, um der schweren Welle, die auf uns zukommt, zu begegnen“, sagte Lauterbach dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Ich werde dazu Vorschläge machen“, betonte er, ohne Details nennen zu wollen.
Insbesondere für Ungeimpfte gebe es keinen Grund zur Entwarnung, sagte Lauterbach. „Man kann ihnen nicht in Aussicht stellen, dass für sie die Kontaktbeschränkungen kurz- oder mittelfristig aufgehoben werden“, so der Minister. Das sei allerdings auch in ihrem eigenen Sinne. „Ich möchte es den Ungeimpften ersparen, dass sie auf die Intensivstation kommen“, sagte der SPD-Politiker. „Mein Appell an die Ungeimpften ist, dass sie sich schnell zumindest einmal impfen lassen, damit sie wenigstens für den ganz schweren Krankheitsverlauf eine wichtige Schutzwirkung haben“, betonte er.
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Lauterbach verteidigt kürzere Quarantänefristen
Lauterbach verteidigte seinen Vorstoß, die Quarantäne zu verkürzen. „Die Verkürzung basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Studien zeigen, dass die Generationszeit – also auch die Phase, in der sich das Virus im Körper ausbreitet, und die Phase, in der ein Mensch ansteckend ist – bei Omikron viel kürzer ist“, erläuterte er.
„Wir können also bis zu einem gewissen Grad die Quarantänezeit verkürzen, ohne ins Risiko zu gehen“, argumentierte der SPD-Politiker. Die Verkürzung müsse auch darauf ausgerichtet sein, dass „bestimmte Bereiche der kritischen Infrastruktur gefordert sein könnten – insbesondere Krankenhäuser, Altenpflege sowie Polizei, Feuerwehr und die Versorgung mit Wasser und Elektrizität“. Für diese Bereiche seien neue Quarantäne- und Isolationsregeln nötig. Auch die Bereiche Schule und Reisen müssten bedacht werden, betonte der Minister.
Lauterbach strebt auch die rasche Einführung einer allgemeinen Impfpflicht ohne den Aufbau eines Impfregisters an. Als Bundestagsabgeordneter arbeite er an einem Vorschlag für eine allgemeine Impfpflicht für über 18-Jährige, sagte er dem RND. „Er soll unbürokratisch sein und bevorzugt ohne Impfregister auskommen. Es soll auch keine neuen Meldestrukturen geben“, betonte Lauterbach.
„Die Impfpflicht muss schnell kommen“, forderte er. „Wir können nicht darauf warten, dass eine Impfpflicht überflüssig wird, weil wir eine sehr hohe Durchseuchung der Bevölkerung haben. Omikron als schmutzige Impfung ist keine Alternative zur Impfpflicht“, betonte der SPD-Politiker und fügte hinzu: „Das wäre sehr gefährlich.“
Lauterbach nennt neues Impfziel
Als neues Impfziel strebt er die rasche Auffrischimpfung für weitere 15 Millionen Menschen an, um die erwartete Omikron-Welle bewältigen zu können. „Nach der Modellierung des Robert Koch-Instituts sollte das Ziel sein, dass mehr als 80 Prozent der doppelt Geimpften auch geboostert sind, also rechnerisch 56 Prozent der Bevölkerung“, sagte der Minister dem RND. „Dann hat es Omikron schwer“, fügte Lauterbach hinzu.
Der Minister argumentierte, durch die bestehenden Beschränkungen gebe es derzeit 50 Prozent weniger Kontakte als in der Zeit vor der Pandemie. „Die Kontaktbeschränkungen plus die 80‑Prozent-Boosterung werden den R‑Wert sinken lassen“, zeigte sich Lauterbach optimistisch. „Die Booster-Impfung ist bei der Omikron-Variante der beste Schutz“, betonte der SPD-Politiker.
Bisher sind 59,3 Millionen Menschen doppelt geimpft. 32,7 Millionen Menschen haben eine Auffrischungsimpfung erhalten. Das entspricht einem Anteil von 55 Prozent aller doppelt Geimpften. Lauterbachs 80-Prozent-Ziel bedeutet, dass rund 47,5 Millionen Menschen eine Booster-Impfung erhalten müssen. Das sind rund 15 Millionen Menschen mehr als derzeit.
Lauterbach will den geplanten Pflegebonus nur an einen eng begrenzten Kreis von Pflegekräften zahlen. „Der Pflegebonus sollte vor allem Pflegekräften bezahlt werden, die in der Corona-Pandemie besonders belastet waren“, sagte er dem RND. „Dann kann der Bonus auch in nennenswerter Höhe angesetzt werden. Nur so kann die besondere Leistung von Pflegekräften wirklich gewürdigt werden“, so der SPD-Politiker. „Sie sind teilweise bei der Pflege ihrer Patientinnen und Patienten ins persönliche Risiko gegangen“, fügte der Minister hinzu.