Vor Ort im Kriegsgebiet

Der Hollywoodstar, der keiner sein will: Sean Penns Trip in die Ukraine

Sean Penn bei einem Besuch im November 2021 in der Ukraine.

Sean Penn bei einem Besuch im November 2021 in der Ukraine.

Sean Penn macht für einen Hollywoodstar manchmal seltsame Sachen. Vielleicht auch deshalb, weil er gar kein Hollywoodstar sein will. Und damit ist jetzt nicht gemeint, dass er in den Achtzigern mal mit Madonna verheiratet war und früher ganz gern Fotografen verprügelte, wenn sie ihm zu nahe kamen. Für Letzteres landete er sogar im Gefängnis. Die Ehe endete weniger dramatisch 1989 mit der Scheidung.

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Der 61-Jährige wird noch ganz anders auffällig: Als zum Beispiel die USA 2003 für den Irak-Krieg rüsteten, reiste er in den Golfstaat, um gegen die Einmarschpläne zu protestieren. Er schrieb damals Artikel für den „San Francisco Chronicle“. Bei vielen Landsleuten machte er sich damit ziemlich unbeliebt.

+++ Alle Entwicklungen zu Putins Krieg in der Ukraine im Liveblog +++

Penn wohnte im Zelt

Als auf Haiti 2010 die Erde bebte, flog er ebenfalls hin. „Ich wollte nur eine Woche bleiben. Doch es gab zu viel zu tun“, sagte er damals. Während andere Prominente einen kurzen Stopp inmitten der Zerstörung einlegten und sich für das ein oder andere Elendsfoto dekorativ in Positur rückten, blieb er Monate. Penn hauste in einem Zelt, in dem außer ihm nach seinen eigenen Worten bloß noch ein Rucksack Platz hatte. Er gründete eine Stiftung, um den Menschen dauerhaft zu helfen. Penn ist nicht nur Schauspieler, sondern auch Menschenrechtsaktivist.

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Noch so eine wahnwitzige Tat war das Treffen im Oktober 2015 mit dem mexikanischen Drogenboss Joaquín Archivaldo Guzmán Loera, besser bekannt als „El Chapo“. Penn interviewte den Schwerverbrecher für das Magazin „Rolling Stone“. „El Chapo“ galt damals als einer der meistgesuchten Kriminellen weltweit und war erst Monate zuvor aus dem vermeintlich ausbruchsicheren Gefängnis El Altiplano entkommen.

Treffen mit „El Chapo“

Wenig später wurde „El Chapo“ wieder gefasst. Es blieb unklar, ob das Rendezvous mit Penn bei der Festnahme eine Rolle gespielt hatte. Penn fürchtete damals offenbar um sein Leben. Er habe mit dem Interview eine Debatte über die Rolle der Politik im Kampf gegen die Drogen anregen wollen, erklärte er.

Wenn Sean Penn etwas macht, dann also richtig. Krisen und Katastrophen scheinen ihn geradezu anzuziehen. Vielleicht war es also gar nicht so überraschend, als er nun pünktlich zu Kriegsbeginn in der Ukraine auftauchte. Demnach hielt er sich auch schon im November in Kiew auf, um sich über die Bedrohung durch Russland zu informieren. Er drehe, so hieß es, einen Dokumentarfilm über die beklemmende Situation.

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Mit verstrubbeltem Haar war Penn auf Fotos zu sehen, wie er müde in Pressekonferenzen hockte oder sich einen Stahlhelm über die gewöhnlich faltenreiche Stirn gestülpt hatte. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj persönlich empfing Penn. In einer Stellungnahme aus seinem Büro hieß es: „Sean Penn zeigt den Mut, der vielen anderen fehlt.“

Penn seinerseits kritisierte den russischen Präsidenten Wladimir Putin: Der Krieg sei ein „brutaler Fehler, der Menschenleben gekostet und Herzen gebrochen hat, und wenn er nicht einlenkt, glaube ich, dass Herr Putin einen schrecklichen Fehler für die gesamte Menschheit begehen wird“, so Penn. „Wenn wir zulassen, dass die Ukraine allein kämpft, ist unsere Seele als Amerika verloren.“

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Bei so viel Engagement könnte man sich glatt fragen, wann Penn Zeit für seinen Hauptberuf findet. Tatsächlich hatte er zwischenzeitlich schon mal verkündet, sich aus dem Filmgeschäft zurückzuziehen. „Ich mag die Schauspielerei nicht. Sie zerstört mein Privatleben“, hatte er gesagt.

Zumindest in diesem Punkt blieb er sich untreu. Gerade ist er in einer wunderbaren Rolle als abgehalfterter Schauspieler Jack Holden in der Romanze „Licorice Pizza“ zu sehen. Und Regie führt er ja auch noch, wenn auch mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen (gerühmt für „Into the Wild“, verlacht für „Flag Day“).

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Seinen Frieden mit Hollywood scheint der ewige Rebell gemacht zu haben: Er lässt sich sogar bei den Oscarzeremonien sehen, denen er früher demonstrativ fernblieb. Die Trophäen als bester Hauptdarsteller für „Mystic River“ (2003) und „Milk“ (2008) nahm er persönlich entgegen.

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Inzwischen hat Penn die Ukraine offenbar wieder verlassen. Ein Foto auf seinem Twitter-Account zeigt ihn mit Koffer zu Fuß am Straßenrand. Zwei Kollegen und er seien meilenweit zur polnischen Grenze gelaufen, nachdem sie ihr Auto am Straßenrand stehen gelassen hätten, schreibt er. Ob er genügend Filmmaterial zusammen hat, blieb unklar.

Mal schauen, wo der ewige Rebell wieder auftaucht – ob in Hollywood oder im nächsten Krisengebiet.

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