Nach Recherchen von „ZDF Magazin Royale“

Betrug mit billigen Masken? Was Fynn Kliemann zu Böhmermanns Vorwürfen sagt

Fynn Kliemann (hier auf seinem Hof „Kliemannsland“ im Ortsteil Rüspel) hat sich in Bremen ein Mini- Haus in der historischen Altstadt gekauft.

Der Musiker und Youtuber Fynn Kliemann.

Hannover. Die Vorwürfe wiegen schwer: Hat der Musiker und Youtuber Fynn Kliemann seine Fans mit billig produzierten Masken aus Asien getäuscht? Das zumindest legen Recherchen von Jan Böhmermanns „ZDF Magazin Royale“ nahe: Kliemann und sein Geschäftspartner Global Tactics hätten demnach mindestens 2,3 Millionen Masken in Bangladesch und Vietnam fertigen lassen – diese jedoch dann als fair produzierte Ware aus Europa beworben und verkauft.

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Inzwischen hat sich der Unternehmer und Social-Media-Star selbst zu den Vorwürfen geäußert. Gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) räumt Kliemann in einer Stellungnahme Fehler ein – gleichzeitig weist er den Vorwurf des Betrugs jedoch zurück.

„Ich möchte mich in aller Form bei allen Personen, Organisationen, Institutionen entschuldigen, die nun ‚auf den ersten Blick‘ enttäuscht und geschockt sind“, so Kliemann. „Ich nehme diese Vorwürfe sehr ernst. Für einige muss ich mich entschuldigen und andere muss ich dringend richtig stellen, da jene Betrugsvorwürfe einfach nicht stimmen.“

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Bangladesch-Masken nur für Großabnehmer

Kliemanns Geschäftspartner Global Tactics habe durchaus Masken in Bangladesch herstellen lassen, gibt Kliemann zu. Aber: „Ich habe diese Masken nie verkauft oder beworben. Ich habe ausschließlich über www.maskeoderso.de Masken angeboten und diese kamen zu 100 Prozent aus Portugal und Serbien. Überall wo bei ‚maskeoderso‘ Portugal und Serbien draufstand, war zu 100 Prozent auch Portugal und Serbien drin.“ Die in Bangladesch produzierten Masken seien vielmehr an Großabnehmer gegangen.

Bei einem dieser Großabnehmer handelte es sich offenbar auch um die Fashionplattform Aboutyou. „Laut Global Tactics wurden alle Abnehmer dieser Masken im Vorfeld über das Herkunftsland genau informiert. Im Falle von Aboutyou ist das laut Global Tactics auch passiert und Aboutyou wusste Bescheid, dass die Lieferungen aus verschiedenen Ländern, auch außerhalb Europas, stammten“, sagt Kliemann.

Ob das wirklich so war, bleibt fraglich. Im Aboutyou-Shop wurden Kliemanns Masken noch bis Freitag verkauft – auch mit dem Hinweis, dass das Herstellungsland Portugal sei. Auf RND-Anfrage erklärte das Unternehmen: „Aktuell prüfen wir den Fall intern, um uns ein genaues Bild über den Sachverhalt zu verschaffen. Im ersten Schritt haben wir daher die ‚Oderso‘-Masken offline genommen.“ Später erklärte das Unternehmen auf Instagram, man sei nicht darüber informiert worden, dass die Masken auch außerhalb Europas produziert worden seien.

Den Überblick verloren

In seiner Sendung hatte Böhmermann auch aus internen E-Mails zwischen Kliemann und seinen Geschäftspartnern zitiert. In einer hatten letztere darauf gedrängt, die Versandkisten zu „neutralisieren“, um die tatsächliche Herkunft der Produkte unkenntlich zu machen. Kliemann sei über die Vorgänge informiert gewesen.

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Diese E-Mails bezeichnet Kliemann in seiner Stellungnahme als „schlimm“, die Formulierung stehe „zu recht in der Kritik“. „An dieser Stelle muss ich klar sagen, dass mir dieser Satz hätte auffallen müssen. Denn in der Mailkommunikation über die Vorgänge war ich teilweise in Kopie.“

Kliemann habe zu der Zeit etwa 500 Mails am Tag bekommen, so der Musiker weiter. „Ich muss mir klar eingestehen, dass ich den Prozess nicht mehr überblicken konnte. Das darf niemals passieren und somit übernehme ich, auch wenn ich weder Produzent noch Verkäufer war, eine Verantwortung. Durch diese Versäumnisse, mich mit diesen Prozessen nicht eingehend befasst zu haben, habe ich viele enttäuscht.“

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„Unüberlegt und grenzwertig“

Auch für von Böhmermann zitierte Whatsapp-Nachrichten entschuldigt sich Kliemann: „Das waren unüberlegte, unintelligente, grenzwertige private Nachrichten zwischen zwei Freunden.“ Teilweise habe die Böhmermann-Redaktion diese jedoch aus dem Zusammenhang gerissen.

Gegen die Vorwürfe des Lohndumpings wehrt sich der Musiker jedoch. „Global Tactics hat für die Masken genau die gleichen Produktionskosten gezahlt wie in Serbien auch: 40 Eurocent pro Maske“, so Kliemann. Auch habe er keine defekten Masken an Flüchtlingslager geschickt, wie von Böhmermann behauptet: „Diese Masken waren laut Produzenten nicht defekt, oder hatten eine schlechte Schutzwirkung. Sie waren einfach nur etwas größer als die ursprüngliche Vorgabe und wurden deswegen in Einvernehmen der Parteien Global Tactics und Texolution gespendet.“

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Kliemann beendet sein Statement mit einem weiteren Schuldeingeständnis: „Ich habe schon vor einiger Zeit erkannt, dass das Tempo der vergangenen Jahre einiges an Übersicht, Durchblick sowie Steuerung gekostet hat, und mir nicht die Luft lässt, die Ansprüche und Erwartungen an meine Person und Arbeit wie gewünscht zu erfüllen. In Zukunft werde ich sehr viel akribischer alle Ketten, Elemente, Vorgänge, Abläufe überprüfen und nur noch das machen, was ich wirklich zu 100 Prozent selbst in der Hand habe.“ Er übernehme „die volle Verantwortung“ für seine Fehler und werde diese „korrigieren und in Zukunft umsichtiger vorgehen.“

Fans sind enttäuscht

Das „ZDF Magazin Royale“ hatte den Beitrag über Kliemanns Maskendeals am späten Donnerstagabend auf Youtube und einer Website veröffentlicht – einen Tag vor Ausstrahlung der Sendung im ZDF. Einige Tage zuvor war Kliemann bereits in einem Instagram-Video auf die Anfrage der Redaktion eingegangen – über Bangladesch sprach er nicht.

Seinerzeit wurde der Unternehmer und Musiker für seine Transparenz von seinen Fans gefeiert. Heute sieht die Lage anders aus. „Schäm dich“ ist etwa in den Kommentarspalten seiner letzten Instagram-Videos zu lesen, „Ich bin enttäuscht“, schreibt ein anderer. Und eine Nutzerin kommentiert knapp: „Die Maske ist gefallen“.

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